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19.11.2014 15:48

Untersucht: Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Dissertationspreis für medizinhistorische Forschungsarbeit

    Stabsarzt Dr. Stephan Töpel wurde mit dem Dissertationspreis der Julius-Hirschberg-Gesellschaft ausgezeichnet. Der Fachdezernent für Sanitätsdienst und Gesundheitswesen beim Fachinformationszentrum der Bundeswehr in Bonn erhielt den zum ersten Mal vergebenen Preis für seine Arbeit „Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus“.

    Die Julius-Hirschberg-Gesellschaft (http://www.dog.org/jhg) mit Sitz in Wien beschäftigt sich als medizinhistorische Vereinigung mit der Geschichte der Augenheilkunde weltweit, schwerpunktmäßig jedoch im deutschsprachigen europäischen Raum. Der Preis der 1986 in Aachen gegründeten Vereinigung ist mit 500 Euro dotiert.

    Dr. Stephan Töpel (Foto), gebürtiger Anklamer und Fachmann auf dem Gebiet der Medizingeschichte, hat an der Berliner Charité Medizin studiert. In seiner Doktorarbeit hat er sich mit dem Thema „Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus unter besonderer Beachtung ihres ärztlichen Personals“ befasst. Betreut wurde die Dissertation vom Stellvertretenden Direktor der Greifswalder Augenklinik, Prof. Frank Tost. Über mögliche Verquickungen der Augenheilkunde mit der nationalsozialistischen Ideologie lagen in der Universitäts- und Hansestadt kaum Erkenntnisse vor. Das Fehlen von Zeitzeugen brachte erhebliche Schwierigkeiten in der Erschließung von Beweismaterial mit sich. Wie dennoch diesen schwerwiegenden Fragen anhand fachwissenschaftlicher Berichte auch heute noch nachgegangen werden kann, zeigt die Arbeit von Stephan Töpel. Er hat die Tätigkeit und die Forschungsarbeiten zahlreicher Augenärzte an der Universitätsaugenklinik während der Zeit des Nationalsozialismus akribisch recherchiert und damit einen wesentlichen Beitrag zu den speziellen Vorgängen der Augenheilkunde im Nationalsozialismus an der Greifswalder Universität geleistet.

    Während man in anderen Fachgebieten wie der Pathologie und Anatomie die „zweifelhafte Herkunft“ von Gewebeproben für wissenschaftliche Untersuchungen in der Zeit des Nationalsozialismus bereits vor Jahren erörtert hat, war dies für die Augenheilkunde bislang so nicht bekannt. Anhand einer unscheinbaren Arbeit aus einem Fachjournal von 1938 konnte unter anderem erstmalig auf Untersuchungen „lebensfrischer“ Augen eines Hingerichteten hingewiesen werden. Woraufhin Medizinhistoriker nunmehr weitere Belege für auf den ersten Blick „harmlose“ Forschungsberichte aus der Augenheilkunde gefunden haben.

    „Selbst in Kenntnis der Tatsache, das heutige ethische Standards erst nach 1945 und unter dem Eindruck der Aufarbeitung nationalsozialistischer Medizinverbrechen aufgestellt worden sind, ist die aktive Auseinandersetzung mit den damaligen Vorgängen wichtig, damit Ärzte und Wissenschaftler sich ihrer individuellen moralischen Verantwortung bewusst sind und ihr ärztliches Tun immer neu hinterfragen“, sagte Professor Frank Tost. „Deshalb wurde dieses Thema bewusst für eine Dissertation vorgeschlagen.“

    Weitere Informationen und Veröffentlichungen
    Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus, Dissertation Stephan Töpel, Universität Greifswald, 2013
    Vom Auge eines Hingerichteten, Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2013, S. Töpel, F. Tost,
    DOI: 10.1055/s-0033-1351056
    Augenheilkunde im Nationalsozialismus - Das Greifswalder Berufungsverfahren 1938,
    Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2013, S. Töpel, F. Tost, DOI: 10.1055/s-0032-1328775

    Foto Hausmann/Universität Greifswald:
    Den Dissertationspreis der Julius-Hirschberg-Gesellschaft bekam Stabsarzt Dr. Stephan Töpel bereits Anfang Oktober 2014 in Bonn überreicht. Hier (mi.) bei der feierlichen Übergabe der Promotionsurkunde am 13. Juni 2014 in der Universität Greifswald mit dem Vorstandsvorsitzenden der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Reiner Biffar (re.) und dem Prorektor der Universität Greifswald, Prof. Wolfgang Joecks (li.).

    Kontakt
    Dr. med. Stephan Töpel
    M +49 177-71 514 89
    T +49 228-845-351 (dienstlich)
    E sommerechse@web.de

    Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald
    Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
    Klinikdirektor: Prof. Stefan Clemens
    Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
    T + 49 3834 86-59 00
    E oberasek@uni-greifswald.de
    http://www.medizin.uni-greifswald.de
    http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald


    Bilder

    Dr. med. Stephan Töpel
    Dr. med. Stephan Töpel
    Foto: privat
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    BU s. Presseinfo
    BU s. Presseinfo
    Hausmann/Uni Greifswald
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Politik
    regional
    Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Dr. med. Stephan Töpel


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