4. April 2003
87/2003
Der Volksmund nennt es "Impotenz", die Medizin spricht von einer erektilen Dysfunktion. Jeder zweite Mann zwischen 40 und 70 Jahren leidet daran. Die derzeit am häufigsten zum Einsatz kommende Therapie beruht auf der Gabe der Potenz-Pille Viagra. Wie erfolgreich - oder auch mit Nebenwirkungen behaftet - diese Therapie sein kann, hängt möglicherweise von der genetischen Disposition der Patienten ab. Darauf deuten die Ergebnisse einer Studie am Essener Universitätsklinikum hin.
Ein Forscherteam unter Leitung des Direktors der Urologischen Klinik, Professor Dr. Herbert Rübben, und des Pharmakologen Professor Dr. Winfried Siffert fand in seiner Pilotstudie erste Hinweise darauf, dass die Wirkung von Viagra durch Gene bestimmt wird. Über ihre Forschungsergebnisse berichteten die Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "The Journal of Urology".
Gene beeinflussen Wirkung von Medikamenten
Allgemein bekannt ist, dass Gene des Menschen das Ansprechen auf Medikamente erheblich begünstigen oder einschränken können - ein aktuelles Forschungsgebiet der Pharmakogenetik. Rübben und Siffert untersuchten den Erfolg der Einnahme von Viagra - Ausbildung einer für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs genügenden Erektion - bei 113 Männern mit erektiler Dysfunktion in Abhängigkeit vom Status des Gens GNB3. Das Gen kodiert für ein Protein, das die Signalübertragung in Zellen steuert. Es kann in den Ausprägungen TT (10 v. H. der untersuchten Männer) TC (45 v. H.) und CC (45 v. H.) vorliegen. Überraschenderweise trat bei den TT-Trägern in 91 v. H. der Fälle ein Therapieerfolg auf, bei den TC- und CC-Trägern hingegen war nur jeweils in 50 v. H. der Fälle ein Therapieerfolg nachweisbar. "Das ist ein für die Therapie der erektilen Dysfunktion möglicherweise sehr wichtiger Befund", kommentiert Professor Rübben das Ergebnis. "Allerdings sollten die Daten noch einmal in einer unabhängigen Studie überprüft werden."
Sicherheitsaspekte nicht vernachlässigen
Obwohl Viagra ein sicheres Medikament ist, wird doch immer wieder ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Viagra und ungeklärten Todesfällen vermutet. Deshalb hält Professor Siffert insbesondere Sicherheitsaspekte für wichtig: "Unter der Therapie mit Viagra kommt es zu einem Blutdruckabfall und zu einem Anstieg der Herzfrequenz. Ist dieser Effekt zu stark, kann es schwerwiegende Probleme mit dem Kreislauf geben." Rübben und Siffert vermuten, dass bei TT-Trägern besonders starke Kreislaufwirkungen auftreten. Der Pharmakologe fordert dazu: "Die möglicherweise genabhängigen Kreislaufwirkungen von Viagra, aber auch die der neuen potenzfördernden Medikamente Levitra und Cialis sollten im Hinblick auf Risikopatienten unbedingt untersucht werden." Beide Forscher können sich vorstellen, dass vor der Verschreibung solcher Medikamente bei Risikopatienten zukünftig ein Gentest vorgenommen wird.
Sperling, H., Eisenhardt, A., Virchow, S. ,Hauck, E., Lenk, S., Porst, H., Stief, C., Wetterauer, H., Rübben, H., Müller, N. und Siffert, W.: Sildenafil Response is Influenced by the G Protein beta3 Subunit GNB3 C825T Polymorphism: A Pilot Study", The Journal of Urology, 169 (3), 2003, pp.1048-1051.
Redaktion: Doris König, Tel.: (0201) 183-2087
Weitere Informationen: Prof. Dr. Winfried Siffert, Tel.: (0201) 723-3460
E-Mail winfried.siffert@uni-essen.de
Prof. Dr. Herbert Rübben, Tel.: (0201) 723-3210.
E-Mail: herbert.ruebben@uni-essen.de
Universität Duisburg-Essen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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