Nur noch eine kleine Minderheit der Erwachsenen entspricht der traditionellen Vorstellung, wonach Menschen mit zunehmendem Alter zugleich "frömmer" werden, gemäß dem Sprichwort: "Mit dem Alter kommt der Psalter." So ein Ergebnis der Studie "Religiöse Entwicklung im Erwachsenenalter", die vom Seminar für Pastoraltheologie der Universität Bonn in Kooperation mit dem Bistum Aachen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie und ihre Konsequenzen für die Seelsorge waren auch Thema einer Tagung im Bonner Universitätsclub.
Seit 1999 werten Professor Dr. Walter Fürst und Dr. Andreas Wittrahm mit einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 120 ausführliche Interviews mit Frauen und Männern zwischen 50 und 70 Jahren in ganz Deutschland aus. "Bislang ging man in der kirchlichen Seelsorge davon aus, dass die in der Kindheit gelegten Grundlagen der Religiosität als stabile Konstanten das weitere Leben prägen", erklärt Professor Fürst. "Die Ergebnisse unserer Studie sprechen eine andere Sprache: Es zeigen sich große Unterschiede in den religiösen Biographien der Befragten, bei den Jüngeren noch stärker als bei den Älteren. Und die individuelle Religiosität ändert sich immer häufiger im Laufe des Lebens - das ist ein relativ neues Phänomen." Lediglich ein Drittel der Interviewten erklärte, dass ihre Religiosität über die ganze Lebensspanne hinweg mehr oder weniger konstant geblieben sei.
Der strenge "Vater-Gott" der Kindheit macht im Laufe des Lebens einem Gott Platz, der den Menschen als Partner ernst nimmt. Generell nimmt die Bedeutung der gemeinschaftlichen religiösen Praxis mit den Jahren ab, persönliches Gebet und Meditation dagegen steigen im Stellenwert - "ein Hinweis darauf, dass häufig nicht die Religiosität als solche verloren geht, sondern ihre traditionellen Ausdrucksformen sich verändern", so der Bonner Theologe Tobias Kläden. Für die Seelsorge mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte bedeuten die Ergebnisse der Studie, dass nicht mehr so selbstverständlich von einer separaten und in sich homogenen Gruppe der Senioren ausgegangen werden kann. Eine erhöhte Aufmerksamkeit für die individuellen Lebensgeschichten der Älteren tue Not. Kläden: "Eine wichtige Aufgabe kirchlicher Bildungsarbeit wird es sein, noch mehr als bisher auf die helfende und heilende Wirkung von Religion einzugehen - gerade vor dem Hintergrund der persönlichen Probleme und Erfahrungen von Senioren. Damit soll auch ein Beitrag zu einer in der Gesellschaft immer dringlicher werdenden Alternskultur geleistet werden."
Weitere Projektinformationen gibt es im Internet unter http://www.pastoraltheologie.uni-bonn.de/faith/files/Projektbericht.pdf.
Ansprechpartner:
Tobias Kläden
Seminar für Pastoraltheologie der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-9585
E-Mail: t.klaeden@uni-bonn.de
http://www.pastoraltheologie.uni-bonn.de/faith/files/Projektbericht.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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