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07.04.2003 15:44

Europa als Aufgabe - eine Podiumsdiskussion zu Perspektiven der Hochschulpolitik

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Abschlussveranstaltung des Deutsch-französischen Kolloquiums "Idee und Aufgabe der Universität heute" widmete sich dem Thema "Die Zukunft der Universität in Europa" - Harmonisierung europäischer Universitätsstrukturen als "fruchtbarer Prozess", der gerade erst beginnt

    Die Stärke der Vereinigten Staaten von Amerika beruhe nicht in erster Linie auf herausragender militärischer und wirtschaftlicher Potenz, sondern profitiere vor allem von einem hervorragenden Universitätssystem. Mit dieser für manche vielleicht überraschenden Einschätzung des ehemaligen US-Botschafters in Deutschland, John C. Kornblum, markierte Prof. Dr. Jürgen Schriewer von der Humboldt-Universität Berlin bei einer Podiumsdiskussion zur "Zukunft der Universität in Europa" die Herausforderung, der sich europäische Hochschulpolitik seiner Meinung nach zu stellen habe.

    Die Diskussion, in welcher der status quo referiert und Perspektiven entwickelt wurden, war die Abschlussveranstaltung des dreitägigen Deutsch-französischen Kolloquiums "Idee und Aufgabe der Universität heute", zu dem die Universität Heidelberg und das hiesige "Bureau de la coopération universitaire franco-allemande" (BCU) in die Print Media Academy der Heidelberger Druckmaschinen AG eingeladen hatte.

    Kein Zweifel bestehe darin, so Schriewer weiter, dass ein "europäisches Gegenstatement zum anglo-amerikanischen Modell" unbedingt notwendig sei. Doch wie kann das verwirklicht werden? Gleich zu Beginn der Veranstaltung hatte Prof. Dr. Eric Froment, Vorsitzender der "European University Association", den durch die Bologna-Konferenz 1999 eingeleiteten Prozess rekapituliert, wonach bis 2010 ein harmonisierter europäischer Hochschul- und Forschungsraum erreicht werden soll. Wichtig ist Froment, dass die europäischen Universitäten dabei zu einer Stimme finden, zum unverzichtbaren Ansprechpartner auf dem von der Politik vorgegebenen Weg werden. Denn Bologna ist schließlich ein Produkt europäischer Bildungspolitiker und nicht der Universitäten.

    Bologna wird jetzt erst "richtig interessant"

    Für Prof. Dr. Helene Harth, Professorin an der Universität Potsdam und Vorsitzende der Deutsch-Französischen Hochschule Saarbrücken, wird diese Entwicklung immerhin jetzt erst so "richtig interessant". Der Punkt sei nämlich erreicht, an dem es inhaltlich ans Eingemachte ginge, abzulesen beispielsweise an der Planung gemeinsamer Studiengänge: bisherige nationale Standards würden erst einmal auf den Prüfstand gestellt, intensive Reflexionen über deren Berechtigung oder auch Nicht-Berechtigung ausgelöst - ein "fruchtbarer Prozess", wie Helene Harth findet. Ähnlich sieht das auch Prof. Dr. Adrien Schmitt, ehemaliger Rektor der Louis-Pasteur-Universität Straßburg und zugleich ein erfahrener Hochschulpolitiker. Er stellte auf dem Podium vor allem unterschiedliche Netzwerke vor - wie etwa das Projekt HUMANE (Heads of University Management & Administration Network in Europe), welches europäische Universitätskanzler mit dem Ziel vereint, sich über Erfahrungen im Bereich des Qualitätsmanagements und der Evaluation von Universitäten auszutauschen.

    Auch wenn man sich weitgehend einig darin ist, dass das neue "Europa des Wissens an Konturen gewinne" (Schmitt) - kritische Bemerkungen fehlten bei dieser Veranstaltung nicht. Etwa im Hinblick auf die offenkundige Vernachlässigung Osteuropas. Helene Harth sieht in der bisherigen Kooperation mit osteuropäischen Universitäten eine "Einbahnstraße": Studierende von dort würden zwar die Angebote westeuropäischer Universitäten ausgiebig nutzen, umgekehrt sei das jedoch nicht der Fall; die mögliche Angst vor nicht ausreichenden Qualitätsstandards hält Harth für unbegründet. Und auch grundsätzlich wurde die anvisierte Harmonisierung europäischer Universitätsstrukturen, nach Öffnung des Podiums, mit der Frage konfrontiert, ob denn die bisherige Vielfalt, mit der man durchaus gute Erfahrungen gesammelt habe, unbedingt einer "stromlinienförmigen Forschungslandschaft" geopfert werden müsse.

    Der Weg nach Europa, das offenbarte gegen Ende auch der Beitrag eines kanadischen Beobachters, ist steinig genug. Nach Bologna und einer zweiten Konferenz in Prag 2001 steht im September dieses Jahres in Berlin die dritte an. Dort wollen inzwischen 33 Staaten eine erste Bilanz ziehen und inhaltliche Prioritäten für die Verwirklichung ihres Ziels setzen. Froments Forderung nach einer tragenden Stimme der Universitäten im Chor der Bildungspolitiker scheint da plausibel. Und so schloss Heike Schmoll von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die die Podiumsdiskussion moderiert hatte, denn auch mit dem Rat, "Europa nicht den Berufseuropäern zu überlassen, sondern an der eigenen Universität diese Aufgabe anzugehen".
    Oliver Fink

    Rückfragen von Journalisten bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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