idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.04.2003 09:08

Minimal-invasive Tumortherapie

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Pro Jahr sterben etwa 220.000 Menschen in der BRD an bösartigen Neubildungen, wobei von etwa 450.000 Neuerkrankungen pro Jahr auszugehen ist. Damit stellt diese Erkrankungsgruppe nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache dar. Dank der modernen Medizin konnte die Sterblichkeitsrate allein in den letzten zehn Jahren um mehr als 10 % gesenkt werden. Hauptverantwortlich hierfür ist neben der insgesamt raschen Entwicklung in der Medizin ein konzeptionelles Umdenken: weg von solitärer Therapie hin zu interdisziplinären, multimodalen Therapieansätzen.

    Minimal-invasive Tumortherapie

    Der international ausgerichtete Congress of Minimal-Invasive Tumor Therapy - CoMITT, der erstmals vom 9. bis 12. April 2003 am Klinikum der Universität München unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Hans Zehetmair und Dr. Christa Maar, Präsidentin der Felix-Burda-Stiftung stattfinden wird, nimmt diesen Gedanken auf und bringt Experten aus verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen (Radiologie, Chirurgie, Onkologie, Gynäkologie, Orthopädie, Strahlentherapie) zum Erfahrungsaustausch zusammen. Nach einem zweitägigen Life-Workshop zur perkutanen Radiofrequenzablation von Lebertumoren wird der Schwerpunkt des Kongresses auf der Diskussion neuer minimal-invasiver Behandlungsmethoden liegen, die die klassischen Methoden der Chirurgie und internistischen Onkologie nicht verdrängen, sondern vielmehr synergistisch ergänzen bzw. vielversprechende Therapieoptionen darstellen, wenn die klassischen Behandlungen nicht mehr angewendet werden können.
    Beispielhaft seien im folgenden einige dieser neuen Techniken vorgestellt:

    Thermoablation
    Bei der Radiofrequenzablation wird über Punktionsnadel-ähnliche Sonden (Antennen) Hochfrequenzenergie, bzw. bei der Laserablation über Laserfasern Lichtenergie umschrieben in Tumorgewebe eingebracht. Diese wird dann bis auf 100° erhitzt und so zerstört. Insbesondere die Radiofrequenzablation erfährt derzeit eine deutliche Indikationserweiterung über Tumoren der Leber hinaus, wo das Verfahren zuerst angewendet wurde. So können mittlerweile Tumoren der Lunge, der Nieren/Nebennieren und des Knochens behandelt werden, wenn die klassischen Methoden ausgeschöpft sind und die Behandlungsoption onkologisch sinnvoll erscheint. Vorteile der perkutanen Ablation sind die geringe Belastung für den Patienten, der kurze Krankenhausaufenthalt und die gute Tumorkontrolle.

    Vertebroplastie
    Knochenmetastasen (aber auch Osteoporose), bevorzugt an der Wirbelsäule, können zu ausgeprägten Schmerzen und zur Schwächung bis hin zur Fraktur des Knochens (Wirbelkörpers) führen. Insbesondere in Fällen, in denen die operative Therapie oder die Bestrahlung nicht mehr möglich ist bzw. erst verzögert zu einem Therapieerfolg führt, bietet die gezielte Ein-bringung von "Knochenzement" die rasche Schmerzlinderung und Stabilisierung. Hierzu wird nach Punktion des betroffenen Knochens unter Röntgen/CT-Kontrolle eine in wenigen Minuten aushärtende Acrylatpolymer-Verbindung eingespritzt. Die in der Regel im Vordergrund der Symptomatik stehenden Schmerzen der Patienten sind meist schon unmittelbar nach dem Eingriff deutlich gemindert.

    Chemoembolisation
    Die seit Jahren bekannte intraarterielle Chemotherapie erfährt durch neu Angiographiekathe-termaterialien sowie therapeutische Substanzen eine Renaissance und Spektrumserweiterung. Unter der Voraussetzung einer ausreichenden Tumorvaskularisation lassen sich so mit Mikrokathetern (Durchmesser bis 0,5 mm) superselektiv Chemotherapeutika, Embolisationspartikel oder auch lokale Strahlenquellen bis in das Tumorgefäßbett einbringen. Vielfach gelingt damit ein direkter zytotoxischer und gleichzeitig devaskularisierender Eingriff in den Tumorstoffwechsel unter gleichzeitiger Schonung gesunden Gewebes.

    Das sich rasant entwickelnde Gebiet der Interventionellen Radiologie gewinnt durch seine sehr innovativen und minimal-invasiven Therapieverfahren stetig an klinisch-therapeutischer Bedeutung, zumal die moderne onkologische Behandlung immer mehr durch multimodale, interdisziplinäre Therapiekonzepte geprägt wird.

    Der CoMITT schließt mit einem Ausblick auf zukünftige Therapieformen, die teilweise schon im klinischen Studien erprobt werden, wobei insbesondere molekulare Bildgebung und The-rapie, Antikörpertherapie einschließlich Tumorvakzinierung und Photodynamische Therapieverfahren Berücksichtigung finden werden.

    Kontakt:
    Professor Dr. med. Dr. h.c. Maximilian Reiser
    Direktor des Institutes für Klinische Radiologie

    Priv. Doz. Dr. med. Thomas Helmberger
    Geschäftsführender Oberarzt, Leiter des Bereiches Intervention
    Institut für Klinische Radiologe
    Universität München, Klinikum Großhadern
    Marchioninistr. 15
    81377 München
    Tel. 089 7095-2750 oder -3620
    Fax 089 7095-8832
    mreiser@ikra.med.uni-muenchen.de
    helmberg@ikra.med.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.comitt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).