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08.12.2014 12:59

Kinderunfälle: verletzte Milz nicht entfernen - Immunorgan schützt lebenslang vor Infekten

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Berlin – Etwa 8000 Menschen ließen hierzulande im vergangenen Jahr ihre Milz auf dem Operations-Tisch – meist wegen einer Verletzung, etwa einem Milzriss. Unter den Operierten waren nur 300 Kinder und Jugendliche. Denn gerade junge Menschen brauchen ihre Milz für die körpereigene Abwehr. Kinderchirurgen bemühen sich deshalb, eine verletzte Milz zu retten anstatt das Immunorgan zu entfernen.

    Unfälle beim Reiten, Downhill-Mountainbiking oder im Straßenverkehr, aber auch ein Sturz vom Wickeltisch verursachen in bis zu 15 Prozent schwere Verletzungen der Bauchorgane von Kindern. In einem Drittel der Fälle ist dabei die Milz betroffen. Ein Milzriss kann zum Schock und Tod durch Verbluten führen. Bei Erwachsenen entfernen Ärzte deshalb meist die verletzte Milz. Jedoch bedeutet die Entnahme des Immunorgans für Patienten, dass sie lebenslang stärker anfällig für Infekte sind – bis hin zur Blutvergiftung mit Todesfolge. „Dieses Risiko ist vor allem im Kindesalter, aber auch bei Jugendlichen noch einmal deutlich erhöht“, sagt Professor Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).

    Die Erkenntnisse über die Milz als wichtiges Organ hätten in der Kinderchirurgie in den letzten Jahren einen Wandel bewirkt: „Wir versuchen bei Kindern und Jugendlichen sehr gezielt, das Organ zu erhalten und eine Entnahme zu vermeiden“, erläutert Tillig, der Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Vivantes in Berlin ist. Auch Fortschritte in Diagnostik und Therapie spielten bei dieser Entwicklung eine Rolle. So ist es heute möglich, eine Verletzung im Bauch zu orten, zu beurteilen und schonend zu behandeln. In etwa 98 Prozent der Fälle ist eine Verletzung der Milz heute erfolgreich ohne Operation zu behandeln. „Voraussetzung ist jedoch, dass die Blutung beherrschbar und nicht primär lebensbedrohlich ist. Zudem müssen die Kliniken die entsprechende kinderchirurgische Expertise, spezialisierte Ärzte und die erforderliche technische Ausstattung besitzen“. Oft helfen moderne interventionelle, radiologische Therapieverfahren, bei denen der Arzt kleine Katheter über eine Punktion in die Blutgefäße einführt und die Blutungen in der Milz durch gezielte Embolisierung stoppt.

    Das nicht operative Vorgehen sei jedoch oftmals aufwändiger als die schnelle Entfernung der Milz. „Wir müssen unsere Patienten auf der Intensivstation Stunden bis Tage mit modernster Technik engmaschig überwachen. Da es bei schweren Milzverletzungen letztendlich um Leben und Tod geht, stehen wir rund um die Uhr bereit, um bei Bedarf die Blutung doch noch operativ stoppen zu können“. Kinderchirurgie bedeute mitunter eben auch, gezielt nicht zu operieren, so Tillig.

    „Rein betriebswirtschaftlich gesehen ist das jedoch ein Verlustgeschäft“, gibt er zu Bedenken. Denn die Krankenkassen bezahlten im Rahmen ihrer Fallpauschalen für eine Milzentfernung mehr Geld als für einen Klinikaufenthalt, bei dem die Milz gerettet würde. Hier müsse noch nachjustiert werden, fordert er.

    Quellen:
    DRG-Statistik 2013 - Vollstationäre Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern

    Selective Angioembolization in Blunt Solid Organ Injury in Children and Adolescents: Review of Recent Literature and Own Experiences. Schuster, Tobias, Leissner, Giessbert. Eur J Pediatr Surg 2013;23:454–463.

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    Kontakt für Journalisten:

    Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
    Pressestelle
    Dr. Adelheid Liebendörfer
    Pf 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-173
    Fax: 0711 8931-167
    liebendoerfer@medizinkommunikation.org
    presse@dgkch.de
    http://www.dgkch.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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