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09.04.2003 12:50

Erfolge der Wiederbelebung sollen endlich besser werden

Dr. Bernhard Wiedemann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)

    Bei einer Wiederbelebung muss alles unternommen werden, um das Überleben des Patienten zu verbessern, und es muss schnell gehen - Wirksamkeitsstudien wie bei Medikamenten sind dabei kaum möglich. Deutschlands Anästhesisten werden deswegen zukünftig die Daten der Wiederbelebungsfälle detailliert sammeln und auswerten. Mit den Erkenntnissen soll die Erfolgsrate der Reanimationen gesteigert werden.

    Bei einem Herzstillstand muss alles schnell gehen, damit der Kreislauf den Körper und vor allem das Gehirn wieder mit dem notwendigen Sauerstoff versorgen kann. Es liegt auf der Hand, dass hier - im Gegensatz zu Therapiestudien mit Arzneimitteln - ein Experimentieren mit verschiedenen Methoden und Zusatzbehandlungen kaum möglich ist, erläuterte Professor Dr. Jürgen Schüttler, Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg während des Deutschen Anästhesisecongresses in München.
    Daraus ergibt sich naturgemäß ein Problem: Es ist kaum zu beurteilen, in welchen Fällen welche Behandlung am wirksamsten ist und die größten Erfolge verspricht; die Reanimation und die Begleitbehandlung können also nicht in der gleichen Weise optimiert werden, wie dies beispielsweise bei der Therapie mit Arzneimitteln möglich ist. Insofern ist es auch kein Wunder, dass sich die Erfolgsquote der Reanimationen seit 20 Jahren nicht mehr verändert hat und nach wie vor zwischen 15 Prozent und 20 Prozent verharrt.
    Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und In-tensivmedizin (DGAI) will nun einen Schritt nach vorne machen. Bisher haben lediglich einzelne anästhesiologische Universitätskliniken die Daten ihrer Notarzt-Einsätze, die angewandten Methoden und das Ergebnis der Reanimation weitgehend systematisch erfasst und dokumentiert - zukünftig sollen bundesweit immer mehr Daten erfasst werden. Zu diesem Zweck richtet die DGAI derzeit ein zentrales Register für Wiederbelebung ein, in dem unter anderem alle Maßnahmen registriert werden, die die Ärzte bei der Reanimation ergriffen haben. Und natürlich auch der Erfolg dieser Maßnahmen und der Zustand des Patienten nach einer erfolgreichen Wiederbelebung. Denn auch wenn die Reanimation gelingt, kann es zu Schäden am Gehirn kommen, die manchmal nur leichte Sprachstörungen hervorrufen, den Patienten aber auch zum lebenslangen Pflegefall machen oder später doch noch zum Tod führen können.
    Dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, haben beispielsweise erste Erfahrungen mit der so genannten Lysetherapie gezeigt. Bisher diente diese Behandlung vor allem dazu, bei einem Herzinfarkt die Blutgerinnsel aufzulösen, die in den Koronararterien die Blutversorgung des Herzmuskels unterbrechen. Zu diesem Zweck wird ein Mittel gespritzt, das die Gerinnsel auflöst (lysiert).
    Auch bei einem Herzstillstand entstehen kleinere Gerinnsel, die ins Gehirn eingeschwemmt werden, dort hängen bleiben und an vielen Stellen die Hirnarterien verstopfen können - aber gerade im Gehirn muss der Blutfluss am schnellsten wieder hergestellt werden. Vor allem die Hirndurchblutung entscheidet nämlich über Leben und Tod und über die Lebensqualität nach erfolgreicher Wiederbelebung.
    Die Lysebehandlung reduziert offenbar die Gefahr dieser kleinen Thrombosen im Gehirn. Erste Beobachtungen an der Universitätsklinik Heidelberg haben gezeigt, dass nach einer Wiederbelebung mit zusätzlicher Lysetherapie doppelt so viele Patienten überleben als ohne Lysetherapie.
    Mit der zentralen Erfassung aller Reanimationsdaten kann man nun solche und ähnliche Erfahrungen auf statistisch sichere Füße stellen und feststellen, welche Vorteile die Behandlung wirklich bringt und unter welchen Umständen sie am besten wirkt. Darüber hinaus lassen sich natürlich noch weitere Parameter der Notfalleinsätze systematisch und detailliert auswerten. Professor Schüttler: "Das Reanimationsregister wird uns in absehbarer Zeit klar zeigen, wo wir die Wiederbelebungstechniken und die begleitenden Therapien weiter verbessern und wo wir durch organisatorische Maßnahmen noch etwas bewegen können. Das Register wird uns helfen, noch mehr Leben zu retten."

    Kontakt: Dr. Bernhard Wiedemann 0172 / 6150053


    Weitere Informationen:

    http://www.dgai.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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