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09.04.2003 19:39

Therapie der Parkinson-Krankheit im Früh- und Spätstadium

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Das Klinikum der Universität München leistet bei den Parkinson-Patienten im Früh- und Spätstadium eine effektive Diagnostik und Behandlung, die anlässlich des Parkinsontages am 11. April 2003 zusammengefaßt werden

    Die Parkinson-Krankheit ist die häufigste neurologische Erkrankung des fortgeschrittenen Lebensalters: derzeit leiden rund 250.000 überwiegend ältere Menschen in Deutschland an der bisher unheilbaren Erkrankung des zentralen Nervensystems. Parkinson gilt als klassische Alterskrankheit, doch die Betroffenen sind zunehmend jünger, immer mehr Menschen unter 40 Jahren erkranken am Parkinson-Syndrom.

    Die Parkinson-Erkrankung ist eine Krankheit, bei der es zu einem fortschreitenden Verlust bestimmter Zellen (dopaminproduzierender Zellen) des Gehirns kommt. Dadurch kann das Hormon Dopamin nicht mehr in ausreichender Menge produziert werden. Ohne die richtige Menge an Dopamin kann sich der Mensch nicht mehr richtig bewegen. Es kommt zu den klassischen Symptomen mit Bewegungsarmut bzw. -verlangsamung (Akinese), Muskelsteifheit (Rigor) und Zittern (Tremor).

    Das Klinikum der Universität München leistet bei den Parkinson-Patienten im Früh- und Spätstadium eine effektive Diagnostik und Behandlung , die anlässlich des Parkinsontages am 11. April 2003 zusammengefaßt werden:

    "PARKINSON-AMBULANZ"

    In der "Parkinson-Ambulanz" der Neurologischen Klinik in Großhadern werden Patienten mit Parkinson-Syndromen aller Krankheitsstadien betreut. Wesentliche Aspekte sind hierbei
    Diagnose im Frühstadium unter Hinzuziehung moderner bildgebender Methoden. Damit lässt sich frühzeitig die "echte" Parkinson-Erkrankung von "atypischen" Parkinson-Syndromen (zum Beispiel Blickkrämpfen oder Multisystematrophie) unterscheiden - entscheidend für die Einleitung der adäquaten Therapie.
    - Ersteinstellung der medikamentösen Behandlung: Es gilt heute als gesichert, dass durch eine optimale Ersteinstellung der Verlauf der Erkrankung, insbesondere das Auftreten von Komplikationen im Spätstadium, positiv beeinflußt werden können. Daher ist ein Schwerpunkt der Ambulanz die adäquate Ersteinstellung von Parkinson-Patienten unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse.
    - Spätkomplikationen: Trotz optimaler Therapie treten nach einer Erkrankungsdauer von 5 - 15 Jahren in unterschiedlichem Ausmaße Komplikationen auf. Ein weiterer Schwerpunkt der Parkinson-Ambulanz ist daher die Behandlung dieser komplizierten Spätstadien der Erkrankung, bei der in der Regel komplexe medikamentöse Therapieschemata für jeden Patienten individuell erarbeitet werden müssen. In Einzelfällen werden auch besondere Behandlungsformen angewandt, z.B. die subkutante Dauerinfusion mit Apomorphin. Patienten, die medikamentös nicht mehr ausreichend behandelbar sind, werden nach individueller Indikationsstellung einer Tiefenhirnstimulation zugeführt.

    Operative Behandlungsmöglichkeit - die Tiefenhirnstimulation

    Eine effektive medikamentöse Behandlung der Parkinson-Krankheit ist seit den 70er Jahren mit dem Medikament L-Dopa verfügbar. Die medikamentöse Behandlung der Parkinson-Erkrankung ist in der Regel über viel Jahre so erfolgreich, dass der Patient kaum eine Beeinträchtigung erleidet. Jedoch kann es nach fünf bis zehn Jahren zu Unregelmäßigkeiten der Bewegungsfähigkeit kommen, die sich zunächst durch andere Verteilung der Medikamentengabe bessern lassen. Im weiteren Verlauf sind diese Schwankungen jedoch kaum beherrschbar und werden sogar von Zuständen mit massiver Überbeweglichkeit gekennzeichnet. So schwankt der Patient zwischen Unterbeweglichkeit (Akinese) und deutlicher Überbewegung, wodurch eine Teilnahme am normalen Leben in vielen Fällen nicht mehr möglich ist. Bei der Parkinson-Erkrankung wird das Gehen stockend, die Schritte werden kurz, die Haltung gebeugt und wenn der Patient zur Ruhe kommt, tritt meistens ein lästiges Zittern (Tremor) der Hände und Beine hinzu. "Neue Erkenntnisse über die Funktion einzelner Hirnareale und Fortschritte der Mikroelektronik haben eine Behandlung von Bewegungsstörungen mit der elek-trischen Tiefenhirnstimulation ermöglicht", so Privatdozent Dr. Kai Bötzel. "Sie gilt heute schon als anerkannte neurochirurgische Behandlung fortgeschrittener Parkinson-Erkrankungen. Seit 1997 führen wir diese Operationen in der Neurochirurgischen Klinik in Großhadern durch." Im Gehirn wird stereotaktisch eine Sonde plaziert, die auf Dauer in dem Kerngebiet belassen wird und über ein Kabel mit einem unter der Haut im Brustbereich eingesetzten Impulsgeber verbunden wird. Die Besserung der Akinese und des Tremors zeigt sich besonders in einer Normalisierung des Gehens und einer Besserung der Handbewegungen. Die Patienten gewinnen an Bewegungsfreiheit, da sie nicht mit plötzlich auftretenden Zuständen von Unbeweglichkeit rechnen müssen. Bei manchen jüngeren Patienten kann die Tiefenhirnstimulation die Arbeitsfähigkeit sichern oder sie wiederherstellen. Auch reduziert sich durch die Operation der Medikamentenbedarf bis auf die Hälfte, wodurch eine Kostenersparnis eintritt. Durch die Tiefenhirnstimulation ist die Therapie der Bewegungsstörungen um ein sehr wirksames Werkzeug erweitert worden. Da Nebenwirkungen und Komplikationen selten, und wenn sie auftreten, in der Regel beherrschbar sind, kann die Behandlung als risikoarm gelten.

    RICHTUNGSWEISENDE FORSCHUNG

    Die Wissenschaftler am Klinikum der Universität München forschen derzeit unter anderem an:

    - der Genetik der Erkrankung, von der man weiß, dass ein Teil der sehr jungen Parkinson-Patienten (unter 40 Jahren) eine erbliche Erkrankung hat.
    - der Gehirnveränderungen, die der Parkinson-Erkrankung zu Grunde liegt
    - der Neuroprotektion, also dem vorbeugenden Schutz der Zellen, die bei der Parkinson-Erkrankung aus unbekannter Ursache absterben
    - der Tiefenhirnstimulationsbehandlung, die sowohl den Tremor, als auch die Unterbeweglichkeit dieser Patienten bessert.

    Darüber hinaus arbeiten die Neurologen, Neurochirurgen und Neuropathologen im "Kompetenznetz Parkinson", einem Zusammenschluss von 19 Universitätsabteilungen, die sich schwerpunktmäßig mit Parkinson-Syndromen beschäftigen. Ziel ist die standardisierte Befunderhebung, die Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen und die Umsetzung der neuesten Erkenntnisse in die praktische Behandlung sowohl auf universitärem wie auch auf Versorgungslevel. Informationen zum Kompetenznetz Parkinson finden sich unter www.kompetenznetz-parkinson.de.

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
    PD Dr. Kai Bötzel (Neurologische Klinik und Poliklinik)
    Telefonnummer 089-7095-0


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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