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10.04.2003 13:22

Buch über NS-Verbrechen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart vorgestellt

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    "Deutscher Osten 1939 - 1945" - Bisher weitestgehend unbekannte Fotos und Texte - Täterforschung im Mittelpunkt

    Als "Ergebnis einer einzigartigen Kooperation zwischen Justiz, Archiven und Geschichtswissenschaft" bezeichnete die baden-württembergische Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck den ersten Band der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart am 10. April bei der Vorstellung des Buches "Deutscher Osten 1939-1945 - Der Weltanschauungskrieg in Photos und Texten" an der Universität Stuttgart. Die drei Herausgeber, Privatdozent Dr. Klaus-Michael Mallmann, Dr. Volker Rieß von der Forschungsstelle Ludwigsburg und Prof. Dr. Wolfram Pyta vom Lehrstuhl Neuere Geschichte der Universität, wollen keine spezifische Theorie über die Täter vorstellen, wohl aber - gruppiert um die Verbrechenskomplexe der Judenvernichtung, des Massensterbens der sowjetischen Kriegsgefangenen und der Liquidierung der Zivilbevölkerung - möglichst dichte Beschreibungen der Taten liefern. Das ungeheure Geschehen wird nicht analytisch beschrieben, sondern aus der Perspektive der Täter, Opfer und Zuschauer geschildert. Gerade bei diesem Thema erwarte man von der Geschichtswissenschaft, "dass sie durch einen methodisch sensiblen Umgang mit den vorhandenen Zeugnissen der Vergangenheit die tiefen Schichten dieses kaum nachvollziehbaren Verbrechens gegen die Menschlichkeit freilegt", hob der Prorektur Struktur der Universität Stuttgart, Prof. Dr. Christoph Hubig hervor. Er erinnerte an die durch Eberhard Jäckel begründete Tradition des Stuttgarter Lehrstuhls für Neuere Geschichte, einen großen Teil seiner Forschungsenergien diesem schwierigen Thema zu widmen.

    "Der Kern der Ludwigsburger Forschungsarbeit beschäftigt sich mit einem Thema, das gerade uns Deutsche nicht kalt lassen kann: der Täterforschung", betonte Prof. Pyta. Das Quellenmaterial trage dazu bei, den Kontext der Mord-aktionen exakt auszuleuchten - "und diese Kontextualisierung der Taten liefert den Schlüssel für eine adäquate Annäherung an das vielschichtige Thema der Gewaltexzesse im Osten. Wir verstehen unseren Band daher als Beitrag für die erforderliche Einbettung der Täterforschung in die sie umgebenden Zusammenhänge", erläuterte der Stuttgarter Historiker.

    Die im Jahr 2001 gegründete Forschungsstelle teilt ihren Sitz mit der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg und hat so unmittelbaren Zugang zu einer Vielzahl an Dokumenten. "In der deutschen außeruniversitären Forschungslandschaft ist die Ludwigsburger Forschungsstelle auch deshalb in ihrer Art einmalig, weil sie die einzige institutionalisierte Form der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der NS-Verbrechensgeschichte darstellt", hob Prof. Pyta hervor. Neben Materialien aus diesem Fundus enthält der neue Band Fotos aus Archiven und privaten Sammlungen sowie Quellentexte, darunter Briefe, Tagebucheintragungen, Vernehmungsprotokolle und Zeugenaussagen - bisher weitestgehend unbekanntes Material. Zielgruppe des Buches sind über das Fachpublikum hinaus Träger der Jugend- und Erwachsenenbildung. Der zum Start einer neuen Reihe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt "Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart" erschienene Band ist auch der Versuch einer Antwort auf sich verändernde Formen der Erinnerung und ein visuelles Wahrnehmungsangebot für das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfram Pyta, Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Stuttgart, Tel. 0711/121-3450, -3451, Fax 0711/121-2757,
    e-mail: wolfram.pyta@po.hi.uni-stuttgart.de
    Privatdozent Dr. Klaus-Michael Mallmann, Dr. Volker Rieß, Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Tel. 07141/9138-19, -18, -33, Fax 07141/9138-32,
    e-mail: michael.mallmann@po.hi.uni-stuttgart.de, volker.riess@po.hi.uni-stuttgart.de

    Weitere Informationen zur Arbeit der Forschungsstelle finden Sie unter www.uni-stuttgart.de/uni-kurier/uk88/forschung/fw70b.html
    Rezensionsexemplare können beim Verlag angefordert werden:
    Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Frau Barbara Gese, Hindenburgstraße 40, 64295 Darmstadt, Tel. 06151/3308161, Fax 06151/3308208, e-mail: gese@wbg-darmstadt.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-stuttgart.de/uni-kurier/uk88/forschung/fw70b.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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