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11.04.2003 11:17

PISA und IGLU: Studien nicht vergleichbar - IAT warnt vor vorschneller Entwarnung -

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Schneiden deutsche Grundschüler wirklich soviel besser ab als die Schüler der Sekundarstufe I?

    Die Ergebnisse der IGLU-Studie dürfen keineswegs zu vorschnellen Schlussfolgerungen führen, dass die Krise des "PISA-Schocks" überwunden und das deutsche Schulsystem "doch nicht so schlecht" wie sein jüngst erworbener Ruf sei. Davor warnt das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen). "In IGLU werden die deutschen Schüler mit einem völlig anderen Spektrum an Ländern verglichen als in PISA. Beschränkt man den Vergleich auf die 14 Länder, die in beiden Studien untersucht wurden, liegt Deutschland immer noch unter dem Durchschnitt - bei IGLU auf Platz 8, bei PISA auf Platz 10", stellen die IAT-Expert/innen Karin Esch, Dr. Lothar Beyer und Dr. Sybille Stöbe-Blossey bei der Auswertung der Ergebnisse fest. "Die bessere Förderung aller Kinder darf jetzt nicht wegen einer tagesaktuellen Diskussion um die Sekundarstufe I ad acta gelegt werden".

    Als die IGLU-Studie veröffentlicht wurde, machte sich Erleichterung breit: Nach dem schlechten Abschneiden der Sekundarstufenschüler bei PISA belegen die Grundschüler im internationalen Vergleich einen Platz im oberen Mittelfeld. Schnell sind die Schlussfolgerungen bei der Hand, dass die Probleme im deutschen Bildungssystem erst in der Sekundarstufe beginnen - für die Grundschulen braucht man nicht mehr viel zu tun, fürchten die IAT-Wissenschaftlerinnen.

    In beiden Studien wird eine Punktzahl berechnet. Für den Vergleich wird der Durchschnitt der Länder auf den Wert 500 gesetzt. Bei IGLU erreicht Deutschland mit 539 einen deutlich überdurchschnittlichen Wert, bei PISA mit 484 einen leicht unterdurchschnittlichen. Diese Werte bilden, wie die nun aufflammende politische Diskussion zeigt, die Basis für weitreichende Schlussfolgerungen.

    Ein genauerer Blick auf beide Studien zeigt jedoch, dass sie nicht vergleichbar sind:

    · Von den 34 Ländern, die in der IGLU-Studie vertreten sind, nahmen nur 14 auch an der PISA-Studie teil; 17 Länder aus der PISA-Studie sind nicht in der IGLU-Studie vertreten. Ein Vergleich ist also nicht zwischen beiden Studien insgesamt, sondern nur zwischen diesen 14 Ländern möglich.

    · Von den elf Ländern, die in der IGLU-Studie unter dem Durchschnitt liegen, ist nur eines (nämlich Norwegen, das mit einem Wert von 499 praktisch dem Durchschnitt von 500 entspricht) auch in der PISA-Studie vertreten. Die "schwächsten" IGLU-Länder haben also bei PISA gar nicht mitgemacht. (Norwegen ist im übrigen auch das einzige westliche Industrieland, das in der IGLU-Studie unter dem Durchschnitt liegt. )

    · Berechnet man den IGLU-Durchschnittswert der 14 Länder, die auch in PISA vertreten sind, so kommt man auf 536; der Durchschnittswert der 20 Nicht-PISA-Länder beträgt 475. Bei PISA hingegen liegt der Durchschnittswert der 14 Länder exakt bei 500 und entspricht so dem Wert aller 31 Länder. Deutschland wird also in IGLU mit einem völlig anderen Spektrum an Ländern verglichen als in PISA.

    · Setzt man den IGLU-Durchschnittswert der 14 Länder auf 500 und passt die Einzelwerte der Länder entsprechend an, so ergibt sich für Deutschland ein Wert von 503. Aus dem scheinbar guten wird also ein durchschnittlicher Wert.

    Fazit: Legt man einen realistischen internationalen Vergleich zugrunde, schneidet Deutschland in der IGLU-Studie nur geringfügig besser ab als bei PISA. Damit wäre es in keiner Weise gerechtfertigt, die politische Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Sekundarstufe zu konzentrieren. Die Verbesserung der Lernbedingungen in der Grundschule ist somit weiterhin von entscheidender Bedeutung, und die Forderung nach einer besseren Förderung aller Kinder vom Elementarbereich an darf keinesfalls von einer auf die Sekundarstufe konzentrierten Diskussion verdrängt werden.

    Die der Auswertung zu Grunde liegenden Zahlen kann unter http://iat-info.iatge.de als Attachment der Pressemitteilung eingesehen werden.

    Für weitere Fragen stehen
    Ihnen zur Verfügung:

    Dr. Lothar Beyer
    Durchwahl: 0209/1707-119
    Karin Esch
    Durchwahl: 0209/1707-283
    Dr. Sybille-Stöbe-Blossey
    Durchwahl: 0209/1707-130

    Pressereferentin
    Claudia Braczko
    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen
    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


    Weitere Informationen:

    http://iat-info.iatge.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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