Wie kein anderer hat der Mannheimer Politikwissenschaftler und Zeithistoriker Professor Dr. Dr. h.c. Hermann Weber die DDR- und Kommunismusforschung in Deutschland geprägt. Vor wenigen Wochen erschien die von ihm mitherausgegebene Dokumentation „Deutschland, Russland, Komintern“. Damit half er noch 86-jährig, weiße Flecken der bisherigen Forschung zu den deutsch-sowjetischen Beziehungen und zur Geschichte des deutschen Kommunismus zu beseitigen.
Der gebürtige Mannheimer Herrmann Weber wuchs in einer kommunistisch geprägten Metallarbeiterfamilie auf. Nach dem Vorbild des Vaters war er bis Anfang der 1950er Jahre als kommunistische Nachwuchsführungskraft aktiv. Er wurde jedoch bald zu einem vehementen Kritiker des Stalinismus. 1954 brach er mit der KPD und trat ein Jahr später der SPD bei.
Nach Jahren in der Erwachsenenbildung begann er 1964 mit 36 Jahren das Studium der Politischen Wissenschaften, Soziologie und osteuropäischen Geschichte an der Universität Marburg. Bereits nach vier Jahren schloss er 1968 mit der Promotion ab. Rasant folgte 1970 die Habilitation und 1973 die außerplanmäßige Professur. 1975 wurde er als ordentlicher Professor nach Mannheim an den Lehrstuhl für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte berufen, wo er den „Arbeitsbereich für Geschichte und Politik der DDR“ gründete. Seine Arbeiten wurden bald zu viel zitierten Standardwerken, weil sie „Schein und Wirklichkeit in der DDR“, so der Titel seines Erstlingswerks, präzise bestimmten und aus unterschiedlichen Perspektiven stets originär beleuchteten. Hermann Weber galt bis zuletzt als die Kapazität seines Gebietes. Er war Mitglied des Stiftungsrates der „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ sowie Gründungs- und Ehrenmitglied der „Gemeinsamen Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen“.
An der Universität Mannheim engagierte er sich in den Gremien der Universität und wirkte an der Gründung des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) mit, wo er verschiedene Leitungspositionen bekleidete und weit über seine Emeritierung im Jahr 1993 hinaus als Projektleiter tätig war. 1993 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Gerda die Hermann-Weber-Stiftung an der Universität Mannheim zur Förderung der Forschung zur Zeitgeschichte.
1998 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Im Oktober 2002 erhielt er aufgrund seiner Verdienste um die Erforschung des deutschen und internationalen Kommunismus sowie der Geschichte der DDR die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock.
Herrmann Weber verstarb am 29. Dezember 2014 nach kurzer Krankheit im Alter von 86 Jahren.
Katja Bär
Universität Mannheim
Leitung Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
fachunabhängig
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Personalia
Deutsch
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