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14.04.2003 11:51

Inflationsrisiko wird bei der Altersvorsorge häufig unterschätzt

Ralf Bürkle Fakultät für Betriebswirtschaftslehre / Dekanat
Universität Mannheim

    Gemeinsame Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Mannheim und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt / Besondere Eignung offener Immobilienfonds für die fondsbasierte Altersvorsorge nachgewiesen / Vergleich mit anderen Anlageformen

    Das Inflationsrisiko eines Investments ist für private Anleger von zentraler Bedeutung. Auch wenn Schreckensszenarien der Geldentwertung, wie sie in Europa nach den beiden Weltkriegen auftraten, für die Zukunft nicht zu erwarten sind, können gerade bei längerfristigen Anlagen auch moderate Inflationsraten erhebliche Auswirkungen auf das realisierbare Konsumniveau haben. Aus diesem Grund haben Steffen Sebastian, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Risikotheorie, Portfolio Management und Versicherungswirtschaft an der Universität Mannheim und Professor Dr. Raimond Maurer, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Investment, Portfolio Management und Alterssicherung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, die Inflationsrisiken von Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und indirekten Immobilienanlagen in Form von offenen Immobilienfonds und Immobilien-Aktiengesellschaften untersucht.

    "Nicht zuletzt wegen der gegenwärtigen Reformen der Alterssicherungssysteme in Europa rücken langfristige Anlagehorizonte und damit die Frage nach den Inflationsschutzeigenschaften alternativer Investments in den Mittelpunkt des Interesses", erklären Maurer und Sebastian. So wirkt bei einer im Kontext der Alterssicherung üblichen Ansparzeit von beispielsweise 30 Jahren eine jährliche Inflationsrate von 2 Prozent einen realen Wertverlust der ursprünglichen ersten Einzahlung von etwa 45 Prozent. Bei einer Inflationsrate von durchschnittlich 3 Prozent sind es sogar fast 60 Prozent. "Insofern ist aus der Perspektive des durchschnittlichen privaten Anlegers der Ausgleich von inflationsbedingten realen Wertminderungen eine natürliche Anforderung an die Mindestrentabilität eines Investments", so die beiden Wirtschaftswissenschaftler.

    Die zentralen Ergebnisse der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift "Kapital und Kredit" erschienen ist: Deutsche offene Immobilienfonds weisen signifikante und robuste Inflationshedge-Eigenschaften gegenüber der erwarteten Inflation auf. Auch gehen bei dieser Anlageform der erwartete Verlust im Verlustfall - eine Kennzahl für das Worst-Case-Risiko - mit zunehmendem Anlagehorizont systematisch zurück, während er für Aktien und Immobilienaktiengesellschaften sogar ansteigt. So beträgt beispielsweise bei deutschen Aktien die Wahrscheinlichkeit eines realen Kapitalverlustes nach einer Anlagedauer von 20 Jahren zwar weniger als 0,5 Prozent. Tritt dieser Fall jedoch ein, so ist im Durchschnitt mit einem Verlust von fast 30 Prozent der Anlage zu rechnen. "Daher sind die im Vergleich zu Aktien deutlich weniger ertragsstarken offenen Immobilienfonds auch bei langfristigen Anlagehorizonten, wie dies im Bereich der kapitalgedeckten Alterssicherung von besonderem Interesse ist, keine redundante Anlageklasse", betonen Maurer und Sebastian. Vielmehr liege in der Kontrolle von Shortfall-Risiken, insbesondere im Worst-Case-Bereich, die zentrale Stärke dieser Anlagen und mache sie damit als Bestandteil der Asset-Allocation von fondsbasierten Altersvorsorgeprodukten interessant.

    Für ihre Untersuchung verwendeten Maurer und Sebastian eine breite und repräsentative empirische Basis. Räumlich bezogen sie sich auf Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Schweiz, die als führende europäische Wirtschaftsnationen über hoch entwickelte und traditionsreiche Finanzplätze verfügen. Untersuchungszeitraum war die Spanne zwischen den Jahren 1980 und 2000. "Somit können die Ergebnisse als weitgehend unabhängig von möglicherweise zufälligen nationalen Entwicklungen und Gegebenheiten betrachtet werden. Außerdem befanden sich im Untersuchungszeitraum die Inflationsraten auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, mit dem auch in Zukunft zu rechnen ist", begründen sie.

    Kontaktadressen:

    Prof. Dr. Raimond Maurer
    Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Investment, Portfolio Management und Alterssicherung; Johann Wolfgang Goethe-Universität, 60054 Frankfurt am Main; Telefon 069/798-25227, Telefax 069/798-25228; E-Mail: RMaurer@wiwi.uni-frankfurt.de; www.finance.uni-frankfurt.de

    Dipl.-Kfm. Steffen Sebastian
    Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Risikotheorie, Portfolio Management und Versicherungswirtschaft, Universität Mannheim, 68131 Mannheim; Telefon 0621/181-1680, Telefax 0621/181-1681, E-Mail: sebastian@bwl.uni-mannheim.de; www.real-estate-finance.de

    Universität Mannheim
    Fakultät für Betriebswirtschaftslehre
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Ralf Bürkle
    Tel.: (0621) 181-1476
    Fax: (0621) 181-1471
    E-Mail: buerkle@bwl.uni-mannheim.de


    Weitere Informationen:

    http://www.real-estate-finance.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Mathematik, Physik / Astronomie, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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