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14.04.2003 12:10

Ministerpräsident Teufel: EU-Osterweiterung eine Chance für den Mittelstand

Ralf Bürkle Fakultät für Betriebswirtschaftslehre / Dekanat
Universität Mannheim

    Vortrag an der Universität Mannheim

    Für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel ist die anstehende EU-Osterweiterung im nächsten Jahr ein Projekt mit weitreichenden volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Dimensionen, ein "Projekt für mehr Frieden, Chancen und Wachstum in Europa".

    Dies war eine der zentralen Aussagen in der Rede des Ministerpräsidenten anlässlich der Vortragsveranstaltung des Förderkreises des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim vor den rund 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und interessierten Bürgern. Die zehn neuen zukünftigen EU-Mitglieder seien Wachstumsmärkte, die insbesondere für die mittelständischen Unternehmen ein enormes Potential bereithielten, betonte Teufel, der zugleich Mitglied des EU-Verfassungskonventes ist. Der mit der EU-Osterweiterung einhergehende Strukturwandel werde für einzelne Unternehmen aber auch Risiken und Probleme mit sich bringen.

    Es müsse zwar jedem klar sein, "dass diese Erweiterung Geld kostet", diese Aufwendungen seien aber keine Kosten, sondern "Investitionen in die Zukunft". Als wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration der neuen Mitglieder forderte Ministerpräsident Teufel, "dass die Gemeinschaft der Fünfzehn beitrittsfähig wird". Dazu müssten Entscheidungswege überarbeitet - und Strukturen dergestalt verändert werden, dass sie zum Handeln befähigten.

    Um dem Mittelstand in Deutschland eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen, hält der Ministerpräsident ein ganzes Maßnahmenpaket für notwendig, das "eine Runderneuerung des gesamten Steuersystems" ebenso umfassen müsse, wie etwa den Abbau von Bürokratiebelastungen, eine Reform der Sozialsysteme und eine Senkung der Lohnnebenkosten. Denn, so Teufel: "In Deutschland hat man sich angewöhnt, über die Verhältnisse zu leben, und der Leidtragende ist der Mittelstand."

    Nach Grußworten von Walter Tschichka, Präsident der Handwerkskammer Mannheim und Rolf Kurz MdL, Präsident des Bundes der Selbständigen BDS/DGV, präsentierte Dr. Birgit Buschmann, Geschäftsführerin des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) Ergebnisse eines institutseigenen Forschungsprojektes zu Kooperationen im Handwerk mit Blick auf die EU-Osterweiterung.

    Ziel der Studie war, so die Mittelstandsforscherin, eine Analyse derjenigen Marktkräfte, die im deutschen Handwerk in den nächsten Jahren einen Trend zu Leistungen aus einer Hand verstärken oder sonstige Netzwerkbildung bewirken.
    Wesentliche Motive für Kooperationen können der verbesserte Zugang zu neuen Märkten und Ressourcen, eine mögliche Kosten- und Risikoteilung und optimierte Reaktionsmöglichkeiten am Markt sein.

    So stellt etwa vor allem für die Betriebe des Bau- und Ausbauhandwerks die Anpassung ihres Leistungsspektrums an die Kundenanforderungen die Hauptzielsetzung der Kooperationen dar. Das Ziel, mit Kooperationen neue Auslandsmärkte zu erschließen, sei bislang jedoch nur schwach ausgeprägt, so Buschmann. Dies muss jedoch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Handwerker vor allem regional tätige Spezial-Anbieter sind. Nur etwa 4 % agieren international.

    Der aus der EU-Osterweiterung sich ergebenden Ausdehnung der Absatz- und Beschaffungsmärkte und damit auch neuen Beschäftigungsmöglichkeiten stehen auch Risiken gegenüber aufgrund bestehender wirtschaftlicher Unterschiede insbesondere bei den Arbeitskosten, bei Sozial- und Umweltstandards. Insbesondere arbeitsintensive Handwerksunternehmen im Bau- und Ausbaubereich oder etwa Reinigungsunternehmen sind davon betroffen, aber auch dienstleistungsbezogene Betriebe entlang der Grenze wie Friseure oder Zahntechniker. Gleichzeitig bietet sich hier aber die Chance zur Kombination eigener Standortvorteile im Know-how mit Lohnkostenvorteilen durch Lohnveredelung und Joint Ventures.

    Für Deutschland und insbesondere auch Baden-Württemberg zeichneten sich aus der EU-Erweiterung jedenfalls deutliche Vorteile ab, betonte Mittelstandsexpertin Buschmann. 14 % des Handelsvolumens der Beitrittskandidaten mit Deutschland entfallen bereits heute auf Baden-Württemberg und nach verschiedenen Studien dürfte Deutschland etwa ein Drittel des Nettogewinns der EU-Osterweiterung für sich verbuchen können.

    Im dritten Teil der Vortragsveranstaltung stellte Heinrich Schneider, Chef der Mannheimer Firma "Schneider Fahrkomfort", seine praktischen Erfahrungen in der Kooperation mit osteuropäischen Ländern vor. Der mittelständische Hersteller von Fahrerkabinen für Baumaschinen arbeitet bereits seit zehn Jahren erfolgreich mit Partnern in Tschechien und Polen zusammen.

    Weitere Auskünfte zum Forschungsprojekt "Kooperationen im Handwerk" sind erhältlich beim Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm),
    Tel.: 0621-181-2890.

    Ansprechpartner für die Presse:
    Christian Erlewein, Beauftragter Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
    Telefon: 0621 / 181-2886,
    E-Mail: erlewein@mail.ifm.uni-mannheim.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ifm.uni-mannheim.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Recht, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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