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14.04.2003 14:08

Universität erwirbt Nachlass von Lindemann-Frommel

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Hunderte von Werken des berühmten "Deutschrömers" für das Martin-von-Wagner-Museum

    Mit Hilfe des Freistaats Bayern, der Bayerischen Landesstiftung, einer Spende und Mitteln der Universität ist es gelungen, dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg einen kulturhistorisch und künstlerisch wertvollen Nachlass zu erwerben: Den Nachlass des Malers Karl Lindemann-Frommel (1819 - 1891). Die Ankunft des Nachlasses in Würzburg nutzte die Universität am heutigen 14. April zu einer ersten Präsentation des neu Erworbenen.

    Lindemann-Frommels künstlerischer und biographischer Nachlass bedeute für die Universität Würzburg einen Glücksfall, sagte Präsident Prof. Dr. Theodor Berchem bei der Begrüßung vor Mitgliedern des Senats der Universität, Dekanen und Vertretern der Medien. Ebenso wie der Leiter der Neueren Abteilung des Museums, Prof. Dr. Stefan Kummer, dankte er für die zur Verfügung gestellten Mittel dem Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der Bayerischen Landesstiftung, dem bisherigen Besitzer des Nachlasses, Peter Freude (Murnau), und den Abgeordneten Manfred Ach und Prof. Dr. Walter Eykmann für ihre Bemühungen um die Finanzierung des Kaufs.

    Der Nachlass war bis heute über 90 Jahre lang unangetastet bei den Nachfahren verblieben. Die große Zahl an künstlerischen Werken, frühen Photographien, Skizzenbüchern, Tage- und Rechnungsbüchern dokumentierten sein Leben von der Schulzeit bis zum Ende. Malkästen, Dokumente, Korrespondenzen, seine Uhr und sogar sein letzter Anzug rundeten dieses Bild ab und geben dem Nachlass einen zusätzlichen hohen kulturhistorischen Wert. Er sei dem Nachlass Martin von Wagners in gewisser Weise verwandt und bereichere, so Prof. Berchem, deshalb ganz ausgezeichnet die vorhandenen Sammlungen der Neueren Abteilung Wagner-Museums.

    Lindemann-Frommel war ein Neffe des Malers und späteren Karlsruher Galeriedirektors Carl Ludwig Frommel (1789-1863) und wurde von diesem wie von dem bedeutenden Münchener Landschaftsmaler Carl Rottmann nachhaltig in seinem Schaffen beeinflusst und geprägt, erläuterte Prof. Kummer. Mit den in Rom entstandenen Vedutenwerken (Ansichten der Stadt Rom und italienischer Landschaften), die seit 1847 in Mappen, teils als mehrfarbige Lithographien, erschienen, habe er seinen Ruf begründet.

    Nachdem er sich 1856 endgültig in Rom niedergelassen hatte, sei er zu einem gesuchten, vielbeschäftigten Maler der italienischen Landschaft geworden, dessen Ölgemälde, Aquarelle und Graphiken vor allem in Deutschland eine rege Nachfrage erfahren hätten. Lindemann-Frommel sei einer der letzten wirklich namhaften deutschen Künstler in Rom gewesen. Die so genannten Deutschrömer hätten im 19. Jahrhundert nicht nur im Kunstleben der Ewigen Stadt, sondern auch in der deutschen Kunst eine herausragende Rolle gespielt.

    Während der künstlerische Nachlass Martin von Wagners, der seit 1858 im Würzburger Universitätsmuseum aufbewahrt wird, ein bedeutendes Dokument des Deutschrömertums vor allem der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts ist, dokumentiere der Nachlass Lindemann-Frommels, so Stefan Kummer, die spätere und späte Zeit deutschrömischer Kunst. Beide Nachlässe ergänzten sich auf ideale Weise und stärkten den Ruf des Martin-von-Wagner-Museums als eines kulturhistorischen Archivs des deutschrömischen Kunstlebens im 19. Jahrhundert.

    Der rein künstlerische Nachlass Lindemann-Frommels, nach der Stiftung Martin von Wagners im Jahre 1858 der bedeutsamste und umfangreichste Nachlass eines deutschrömischen Künstlers, so Kummer, umfasst ca. 80 Ölbilder, 230 Aquarelle, 600 Zeichnungen, 360 Pausen, 42 Skizzenbücher und Hunderte von Druckgraphiken, meist in umfänglichen Mappenwerken. Den besonderen kulturhistorischen Wert machten etwa 900 Briefe des Malers aus, ferner ca. 30 Briefe des berühmten Historikers Ferdinand Gregorovius, 220 zeitgenössische Fotos, Atelieraufzeichnungen, Gästebücher, Tagebücher des Künstlers und einige von dessen persönlichen Gebrauchsgegenständen, nicht zuletzt seine Palette.

    Aus diesen Teilen des Nachlasses ließen sich neue, wertvolle Einblicke in das Kunst- und Kulturleben Roms in den Jahrzehnten zwischen 1840 und 1880 gewinnen, wenn sie einmal ausgewertet sein werden. Hier gebe es mit Sicherheit noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten, nicht nur bei der Erstellung von Katalogen, so Präsident Prof. Berchem, sondern auch mit der Analyse des Werkes selbst würden sich eine Reihe von Magister- und Doktorarbeiten beschäftigen können. Dies sei ja auch der ursprüngliche Sinn des Universitätsmuseums: "Es soll die Studierenden an die Kunstwerke heranführen, ihnen die Möglichkeit bieten, sich wissenschaftlich mit ihnen auseinanderzusetzen."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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