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15.04.2003 09:30

Forum an der Uni Dortmund: 250 Milliarden Euro fließen jährlich in die Instandhaltung

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Eine Erhebung in jüngster Zeit hat ergeben, dass in der Bundesrepublik Deutschland für die direkten Instandhaltungsaufwendungen der Wirtschaft pro Jahr rund 250 Milliarden Euro ausgegeben werden. Diese Zahl wirft ein Schlaglicht auf die Themen und Diskussionen beim 10. Instandhaltungsforum der Universität Dortmund. Zur Tagung, die bereits im Februar stattfand, legte Emeritus Prof. Dr. Eugen Gülker jetzt ein Fazit vor.

    Mit dieser gewaltigen Summe von 250 Milliarden Euro ist in der BRD der Aufwand für Instandhaltung größer als für irgendeine andere Industriebranche. Die Universität Dortmund bearbeitet das Lehr- und Forschungsgebiet Instandhaltung seit nunmehr 28 Jahren. Seit 1985 veranstaltet sie alle zwei Jahre - in 2003 also zum 10. Mal - das "InstandhaltungsForum". Hier werden verschiedene Aspekte der Instandhaltung mit Praktikern, Wissenschaftlern und Vertretern der Behörden und Verbände diskutiert. In diesem Jahr lautete das Motto "Instandhaltung im Brennpunkt der Unternehmensleitung - Wirtschafts- und Erfolgsfaktor".

    Stichworte aus Vorträgen

    Winfrid Mengelkamp vom NRW-Ministerium für Wirtschaft und Arbeit stellte die Bedeutung der Instandhaltung für die Wirtschaftspolitik schon in seinem Grußwort heraus. Er betonte, das Land NRW werde durch die Dienstleistungsoffensive "service4you" mithelfen, Instandhaltungsaufgaben mit großem Qualitätsstandard zu bewältigen.

    Dipl.-Ing. Adolf Miksch, Bürgermeister der Stadt Dortmund, gab einen Überblick über den gegenwärtigen Stand des Instandhaltungswesens und die sich durch den Strukturwandel in NRW abzeichnenden Zukunftsperspektiven für das Land, für die Stadt, für die Industrie und die Forschung.

    Dr. Helmut Keim von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände legte dar, dass auch für die Instandhaltung ein Bedeutungswandel bevorsteht und durch Einbeziehung des Industrial Facility Managements neue, bedeutungsvollere Aufgaben entstehen.

    Dr.-Ing. Clemens Mittelviefhaus, Henkel KgaA, zeigte eine Reihe von praktischen Lösungsansätzen für eine Gewinnverbesserung durch Instandhaltung im Unternehmen.

    Hauptmann Michael Taft, Bereich Flugsicherheit der Bundeswehr, berichtete, wie nur mit qualifizierten Instandhaltungsmaßnahmen ein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden kann. Die Anforderungen an die Instandhaltung von Flugzeugen sind besonders hoch und können richtungweisend für viele industrielle Maßnahmen sein.

    Termintreue und Produktqualität bedingen wirksame Kontroll- und Leitsysteme. Dipl.-Ing. Hermann Wessels von der Armstrong Building Products GmbH stellte das Six-Sigma-Verfahren vor, das ebenfalls eine erfolgversprechende Methode zur Gewinnsteigerung in Unternehmen ist.

    Bilanz zeigt Wert der Instandhaltung

    Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn, Professor für Fabrikorganisation an der Universität Dortmund, hatte sich mit der "Überprüfung der Bilanzierbarkeit der Instandhaltung" wohl eines der schwierigsten Themen vorgenommen. Er entwickelte einen Lösungsansatz, der analog zur Ökobilanz eine Instandhaltungsbilanzierung möglich macht. Eine solche Bilanz macht die Bedeutung der Instandhaltung für den Wertschöpfungsprozess sichtbar. Einsichtige Unternehmensleitungen erkennen so rasch den Nutzeffekt klug abgestimmter Instandhaltungsmaßnahmen.

    Prof. Dr.-Ing. Götz Ihle, Ingenieur-Consulting Anlagentechnik, Dresden, zog in seinem eindrucksvollen Referat "Ganzheitliche Sicherheitskonzeption - Lehren aus dem 11. September 2001": Neue Grundsätze für ein ganzheitliches Sicherheitsdenken sind erforderlich.

    Hilfen für die Praxis

    Aus dem Arbeitskreis "Forum Vision Instandhaltung", in dem Instandhalter und Wissenschaftler an der Universität Dortmund zusammen arbeiten, berichtete Dr.-Ing. Steffen Simon, Thyssen Krupp Plant Services GmbH, über das Projekt einer "Integrationsplattform Instandhaltung (IPIH)". Dieses elektronische Datenbanksystem soll künftigen Nutzern ermöglichen, Informationen zu allen wichtigen Instandhaltungsthemen über das Internet abzurufen.

    Bei verketteten Anlagen sind die Instandhaltungsaufgaben oft sehr schwierig zu lösen. Neue Wege für die "Instandhaltung entlang der Supply-Chain" wurden von Dipl.-Ing. Harald Speck, SKF GmbH - Service Deutschland, aufgezeigt. Mit Hilfe des in den USA entwickelten @ptitude-Systems gelingt es, Instandhaltungsaufgaben, z.B. an Fertigungsstraßen, zu optimieren und erfolgreich zu bewältigen.

    Eine bis heute nur unbefriedigend gelöste Aufgabe ist die Bestimmung der Lebenszyklus-Kosten für Maschinen und Anlagen. In dem Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Georg-Wilhelm Werner, Wissen-schaftlich-technisches Büro für Instandhaltung (WBI), Magdeburg, wurde für verschiedene Modellfälle die Möglichkeit relativ genauer Kostenvorhersagen vorgestellt. Infolge des hohen mathematischen Aufwandes bietet sich an, eine solche Berechnung beim WBI durchführen zu lassen.

    Vieles bleibt für Forschung und Entwicklung

    Höhepunkt des InstandhaltungsForums 2003 war der Schlussbeitrag von Prof. Dipl.-Ing. Frank Alfred Gerbig, Institut für Tribologie und Instandhaltung, Schmalkalden, der die Ergebnisse einer von ihm durchgeführten "Pisa-Studie für die Instandhaltung" vorstellte. Er wies nach, dass es auch im Bereich der Instandhaltung erhebliche Defizite gibt. Obwohl der volkswirtschaftliche Umsatz des Wirtschaftszweiges Instandhaltung mit 250 Milliarden Euro in der BRD an erster Stelle steht - der Straßenfahrzeugbau folgt mit 135 Milliarden Euro -, sind die Aufwendungen für Ausbildung, Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Instandhaltung nur minimal.

    Gerbig stellte einen "Rahmenplan der Instandhaltung (RPIH)" vor, der alle erforderlichen Themen für die Lehre und Ausbildung enthält.

    Prof. Dr.-Ing. Eugen Gülker fasste seine Eindrücke vom 10. InstandhaltungsForum zusammen: "Ohne Übertreibung kann diese Veranstaltung an der Universität Dortmund zu den bedeutungsvollsten Instandhaltungstagungen der letzten Jahre gezählt werden. Dies ging auch aus der regen Diskussion zu allen Themen und den Ergebnissen der Teilnehmerbefragung hervor, die der Veranstaltung durchgehend gute bis hervorragende Bewertungen gaben."
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    Nähere Information: Dipl.-Ing. Marcus Schnell
    Universität Dortmund, Fakultät Maschinenbau,
    Lehrstuhl für Fabrikorganisation, D-44221 Dortmund
    Ruf 0231 7555780, Fax: 0231 7555772
    Mail: schnell@lfo.uni-dortmund.de
    Internet: www.lfo.uni-dortmund.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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