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16.04.2003 10:26

Viele Klippen und Stolpersteine auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Institut Arbeit und Technik untersuchte Praxis und entwickelte Perspektiven einer zielgruppen-orientierten Arbeitsförderung

    Durch die Umorientierung der Arbeitsmarktpolitik hin zu einer schnelleren Aktivierung und Vermittlung von Arbeitslosen ist ein rigoroses Zurückfahren von aktiven Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen zu befürchten. Diese Maßnahmen sind jedoch unverzichtbar, um eher schwer vermittelbare Zielgruppen durch eine stärkere individuelle Ausrichtung der Arbeitsförderung nachhaltig ins Arbeitsleben einzugliedern. Denn je gezielter Fördermaßnahmen an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Arbeitslosen angepasst werden, desto besser gelingt der Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. Das zeigen qualitative Untersuchungen des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen), das Förderbeispiele aus Arbeitsmarktprogrammen des Landes Nordrhein-Westfalen für besonders benachteiligte Gruppen aus den letzten Jahren wissenschaftlich begleitet hat.

    Auf den Erfolg oder Misserfolg der Fördermaßnahmen wirkten verschiedenste Einflussfaktoren - von der inhaltlichen Konzeption der Maßnahme über die Form der Teilnehmergewinnung sowie die Passgenauigkeit von Maßnahmen bis hin zu den finanziellen Rahmenbedingungen. Um den regionalen Qualifizierungsbedarf zu ermitteln, müssten Arbeitsämter, Betriebe und Bildungsträger besser zusammenarbeiten. Kooperationen der Bildungsträger untereinander könnten zudem beitragen, die Arbeit effizienter zu organisieren und das Angebot transparenter zu machen.

    Für die Teilnehmer waren Maßnahmen ohne ein qualifiziertes Abschlusszertifikat, aber auch Zertifikate mit Phantasiebezeichnungen wertlos. Die IAT-Wissenschaftlerinnen empfehlen deshalb, Qualifizierungsinhalte, Prüfungen und Zertifikate zu standardisieren, um auch hier ein Mindestmaß an Transparenz sowie Akzeptanz zu erreichen. Denn im Dschungel der Maßnahmen gab es bisher keine feste Zuständigkeit für die Weiterbildungsberatung. Oft genug wurden die Ratsuchenden von einer Stelle zur nächsten weitergeschoben, entschieden sich letztlich für Qualifizierungen, die sie in ihrer Berufsbiografie nicht umsetzen konnten. Anhand individueller Förderpläne, so der Vorschlag aus dem IAT, könnten Teilnehmer und Maßnahme besser abgeglichen und bestimmt werden, ob lediglich eine Auffrischung, eine berufliche Weiterbildung oder eine Anlernqualifizierung benötigt wird.

    Bei der Planung von Arbeitsförderungsmaßnahmen müssten zudem weitere Merkmale wie Sprachkompetenz, fortgeschrittenes Lebensalter und gesundheitliche Einschränkungen sowie Belastungen aus der Familiensituation berücksichtigt werden. "Schulmüde" Jugendliche, die in der Schule nicht mehr mithalten können oder wegen Konflikten mit Lehrern und Eltern das Lernen eingestellt haben, benötigen sehr umfangreiche Betreuung und persönliche Begleitung. Demgegenüber verfügen Berufsrückkehrerinnen meist über Schulabschluss, Ausbildung und Berufserfahrung; Probleme ergeben sich oftmals dadurch, dass Maßnahmen zeitlich nicht flexibel genug organisiert sind, um die Doppelbelastung von Familie und Teilnahme an der Maßnahme bewältigen zu können. Da viele Alleinerziehende darunter sind, sollten Berufsrückkehrerinnen stärker in Berufsfeldern qualifiziert werden, die ausreichende finanzielle Absicherung und berufliche Zukunftsperspektiven bieten. Langzeitarbeitslosen, die oft von mehreren Vermittlungshemmnissen betroffen sind, ist am besten mit "Fallmanagement" zu helfen.

    Die IAT-Untersuchung zeigt, dass die Organisation von Arbeitsförderung künftig flexibler und individueller nach einem Bausteinprinzip erfolgen sollte. Die Maßnahmen müssten in individuelle Berufswegepläne eingebettet werden, die zwischen dem bisherigen Bildungs- und Erwerbsverlauf und einem realistischen - sowohl den persönlichen Präferenzen als auch den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes entsprechendes - Berufsziel vermitteln.

    Büttner, Renate / Beer, Doris (Mitarb.), 2003: Praxis und Perspektiven einer zielgruppenorientierten Arbeitsmarktpolitik - illustriert und entwickelt anhand von Förderbeispielen aus den Ziel-3-Programmen des Landes NRW; Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik, Nr. 2003-01, als pdf-Datei zu beziehen unter:
    http://www.iatge.de/aktuell/veroeff/2003/gr2003-01.html

    Für weitere Fragen steht
    Ihnen zur Verfügung:
    Renate Büttner
    Durchwahl: 0209/1707-254

    Pressereferentin
    Claudia Braczko
    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen
    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


    Weitere Informationen:

    http://www.iatge.de/aktuell/veroeff/2003/gr2003-01.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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