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27.08.1998 00:00

RUB-Publikation über Mittelalter im Ruhrgebiet

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie eng mittelalterliche Dörfer und Städte mit den natürlichen Gegebenheiten verbunden waren, das erläutert Dr. Ludger Tewes (Mittelalterliche Geschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB) in seinem unlängst erschienenen Buch "Mittelalter im Ruhrgebiet. Siedlungen am westfälischen Hellweg zwischen Essen und Dortmund (13. bis 16. Jahrhundert)".

    Bochum, 27.08.1998
    Nr. 176

    Ein Pfarrer für 10 Mark
    Kirchhellen fehlt ein Hügel
    RUB-Buch über Mittelalter im Ruhrgebiet

    Als Arnold von Huckarde am 26. März 1288 das Amt des Holzrichters abgab, verzichtete er damit auf jährlich sechs Bäume aus der örtlichen Waldung Mailoh. Sein Amt war nicht nur sehr begehrt, sondern auch äußerst wichtig. Denn die Aufsicht über die Waldrodung war gleichzeitig die Überwachung eines großen Wertes: Brenn- und Bauholz durften nicht aufgebraucht werden, und die Gründe für die Eichelmast waren zu erhalten. Wie eng mittelalterliche Dörfer und Städte mit den natürlichen Gegebenheiten verbunden waren, das erläutert Dr. Ludger Tewes (Mittelalterliche Geschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB) in seinem unlängst erschienenen Buch "Mittelalter im Ruhrgebiet. Siedlungen am westfälischen Hellweg zwischen Essen und Dortmund (13. bis 16. Jahrhundert)". In dieser beispielhaften Studie werden die Siedlungen am west-fälischen Hellweg zwischen Essen und Dortmund erstmals auch unter Berücksichtigung geologischer, topographischer und hydrologischer (naturräumlicher) Voraussetzungen unter die Lupe genommen.

    Großzügig von der Krupp-Stiftung gefördert

    Entstanden ist die umfangreiche Dissertation im Forschungsprojekt "Mittelalter im Ruhrgebiet", das bereits 1987 unter der Leitung von Prof. em. Dr. Ferdinand Seibt, der die Arbeit auch betreut hat, begann und unter seinem Nachfolger Prof. Dr. Eberhard Isenmann fortgeführt wurde. Dank der großzügigen Förderung durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, konnten in der umfassenden Studie die Merkmale der bäuerlichen Gemeindebildung vom 13. bis 16. Jahrhundert untersucht werden.

    Wenn Name und Landschaft nicht mehr zusammen passen

    Mit seinem interdisziplinären Ansatz bezieht Tewes neben religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Einflüssen zum ersten Mal auch die naturräumlichen und wegetechnischen Voraussetzungen in eine solche historische Analyse von Grundherrschaft und Siedlung mit ein. Doch das stellte den Forscher immer wieder vor große Probleme: Das Ruhrgebiet hat sein Gesicht besonders im Laufe der letzten 150 Jahre durch den Aufschwung des Bergbaus so stark verändert, daß mittelalterliche Hof- und Ortsnamen aus heutiger Sicht nicht immer einleuchtend sind und eine Zuordnung schwierig wird. So nannte sich beispielsweise das heutige Kirchhellen damals Kirhelle, was soviel heißt wie "Kirche auf dem Hügel." Nur ist durch den Bergbau im Revier von diesem Hügel heute nichts mehr übrig. Gleiches gilt für Flüsse, Bäche und andere landschaftliche Gegebenheiten.

    Umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet

    Tewes hat für seine Darstellung umfangreiches Quellenmaterial aus städtischen, regionalen und überregionalen Archiven zusammengetragen, so zum Beispiel alte Schatzbücher oder Kirchensprengel. Auch die grundherrschaft-lichen Listen der Steuerzahler lieferten nützliche Hinweise, denn schon damals wurde dem Bürger nichts geschenkt. Zusammen bilden diese Quellen die Grundlage für die Untersuchungen der Räume Dortmund, Bochum, Wattenscheid, Essen, Hattingen, Witten, Herne, Castrop-Rauxel und Gelsenkirchen. Die 600 Seiten des Buches stecken voller interessanter Details. Man überlege nur, wieviel Kirchensteuer wir heute sparen könnten, wenn die Pfarrer seit 1317 keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hätten. In Lütgen-dortmund verdiente man damals 10 Mark - im Jahr.

    Titelaufnahme

    Ludger Tewes, "Mittelalter im Ruhrgebiet. Siedlungen am westfälischen Hellweg zwischen Essen und Dortmund (13. bis 16. Jahrhundert)", Verlag Ferdinand Schöningh, 68 DM.

    Weitere Informationen

    Dr. Ludger Tewes, Tel. 02045/84869


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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