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27.08.1998 00:00

Der "aufgetakelte Hilbertraum" und die Zeit

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Wie der natürliche, unumkehrbare "Zeitpfeil" von der Vergangenheit in die Zukunft in die Modellbildung der Quantentheorie aufgenommen werden kann, diskutierte ein Workshop an der TU Clausthal.

    Ein Mensch kann sich den Traum des Jungbrunnens nur im Märchen erfüllen. Also muß die Zeitrichtung ein Naturgesetz sein. Und wir alle glauben, wie Faust, daß die Welt im Großen zusammengehalten wird von dem, was im Kleinsten geschieht.

    So sieht das - prinzipiell - die Theoretische Physik auch. Festkörper sind oft aus Kristallen zusammengesetzt, diese aus Molekülen, diese aus Atomen, diese aus Elektronen und Protonen und Neutronen. Die physikalischen Formeln, welche Protonen und Neutronen beschreiben, kennen aber den Zeitpfeil nicht. Ihnen ist die Zeitrichtung "wurscht". Und dabei bestimmt doch das Innerste das Große? Wenn die "Bausteine der Natur" aber keine Zeitrichtung kennen, warum ist dann aber im wirklichen Leben der Unterschied zwischen Gestern und Heute von so fundamentaler Bedeutung? Die physikalischen Theorien des Mikroskopisch Kleinen können also Dinge des täglichen Lebens, die jedes Kind, ohne es zu verstehen, kennt, nicht erklären.

    Bei einem Workshop des Arnold-Sommerfeld-Institutes vom 17. - 21. August 1998 unter Leitung von Professor Dr. Heinz-Dietrich Doebner, TU Clausthal, und Professor Dr. A. Böhm, Universität von Texas, Austin, diskutierten nun Physiker aus Spanien, Italien, USA, Tschechien und Deutschland neuere zeitasymmetrische quantenmechanische Modelle. Sie verwenden dafür einen anderen theoretischen Formalismus, einen, wie es anschaulich heißt,"aufgetakelten Hilbertraum", in welchem die Zeit als eine eigenständige Größe vorkommt. "Damit wird es möglich auch in der Quantentheorie zeitliche Vorgänge, ein Nacheinander, in der Sprache der Physik auszudrücken", erklären Professor Dr. Doebner und Professor Dr. Böhm.

    Aber welchen Sinn hat es sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen? Professor Böhm: " Viele technische Entwicklungen heute beruhen auf der Elektrizitätslehre des 19. Jahrhunderts. Die physikalischen Erkenntnisse des vergangenen Jahrhunderts bestimmen die Technik des 20. Jahrhunderts. " Professor Doebner ergänzt: "Welche Grundlagenforschung konkret welche technischen Anwendungsfrüchte trägt, weiß heute niemand. Aber vielleicht wird diese Theorie der Zeit in der Quantentheorie einmal benutzt, um einen Quantencomputer besser zu verstehen?" Ein solcher wäre um ein Vieltausendfaches schneller, leistungsstärker als ein heutiger. Konferenzen wie diese beleuchten eine Fragestellung von verschiedensten Blickwinkeln.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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