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24.04.2003 11:39

RUB-Neuerscheinung "Feindschaft": Das Gesicht des Gegners

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mit Feindbildern in Gegenwart und Geschichte beschäftigt sich "Feindschaft", neu erschienen im Wilhelm Fink Verlag München. Medardus Brehl und Kristin Platt vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum sind Herausgeber des Autorenbandes.

    Bochum, 24.04.2003
    Nr. 120

    Das Gesicht des Gegners
    Idiot, Amokläufer, Parasit - Feinde in Geschichte und Gegenwart
    "Feindschaft" - Fachübergreifende Neuerscheinung der RUB

    "Seit dem 11. September 2001 ist die Welt wieder in Ordnung." Die Aufteilung des Globus in Freund und Feind, gut und böse funktioniert wieder. Oder doch nicht? Gibt es einen neuen Feindcharakter? Oder wiederholen sich nur Szenen der Vergangenheit? Mit Feindbildern in Gegenwart und Geschichte beschäftigt sich "Feindschaft", neu erschienen im Wilhelm Fink Verlag München. Medardus Brehl und Kristin Platt vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum sind Herausgeber des Autorenbandes.

    Von "Idioten" und "Amokläufern"

    Das Buch "Feindschaft" führt die Diskussion aus der philosophischen, anthropologischen Debatte um Sinn, Natur und Wesen der Feindschaft hinaus in den Bereich der neueren Gewalt- und Vorurteilsforschung, Sozialpsychologie, Geschichte und Medientheorie. Die Artikel analysieren Muster und Strukturen von Feindschaft, Traditionen, Überlieferungen und deren Symbole, Sprache, Medien und Organisation. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei verschiedenen Ausprägungen der Feindgestalt: der "Masse", dem "Amokläufer", dem "Idioten", dem "Parasiten". Am Ende stehen keineswegs Beruhigung oder Zähmung des Feindes. Im Gegenteil. Die Artikel wollen sich der Beunruhigung stellen, die aus der Beobachtung entsteht, dass Feindbilder zweifellos auch zu den Erscheinungsformen der Moderne gehören und dass Gewalt, Krieg und Vernichtung mit aktualisierten Mustern und Figuren des Feindes gerechtfertigt werden.

    Gemeinschaftsgefühl durch äußere Gegner

    13 Autorinnen und Autoren setzen sich mit der Problematik der Feindschaft in verschiedenen historischen Epochen auseinander. Der Bogen der Beiträge spannt sich von altorientalischen Feindschaftszuweisungen über antike Feindkonstruktionen, mittelalterliche Stigmatisierungen bis in die Gegenwart. Sie versuchen, die Frage zu beantworten, ob, wie und von wem eine fundamentale Differenz zwischen Freund und Feind geschaffen wird, um damit ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Gesellschaft aufzubauen. Sich nach außen abgrenzen, damit innen eine Einheit entsteht? Wird also eine Bedrohung von außen erzeugt, um die Unterschiede innerhalb der Gesellschaft auszugleichen? Hat jede Epoche ihren spezifischen, eigenen Feind oder ist er eine feste Größe, die sich im Laufe der Geschichte nicht verändert? Werden Feindbilder aktualisiert? Dies sind Fragen, denen sich die Autorinnen und Autoren kritisch annähern und sie diskutieren.

    Herausgeber und Autoren

    Die Sozialwissenschaftlerin Kristin Platt ist Mitarbeiterin und Forschungskoordinatorin am Institut für Diaspora- und Genozidforschung der RUB. Sie veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zur Biographie- und Traumaforschung, zu Gewalt und Überleben, zu Fragen der Globalisierung und Weltordnung. Zuletzt veröffentlichte sie den Band "Reden von Gewalt". Medardus Brehl ist Literaturwissenschaftler und ebenfalls Mitarbeiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung. Er untersucht unter anderem die Literatur während des Ersten Weltkrieges und der Kolonialzeit. Das Buch "Feindschaft" ist interdisziplinär angelegt. Die Autoren der Beträge sind Wissenschaftler aus den Bereichen Geschichts-, Sozial-, Kultur-, Literaturwissenschaft, Psychologie, Orientalistik und Theologie von Hochschulen in Köln, München, Leipzig, Weimar, Paderborn, Bochum, Innsbruck und der Pennsylvania State University. Das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum setzt sich mit den Ursachen und Folgen von Völkermord in der neueren Geschichte auseinander. Weitere Themen sind die Situation vertriebener Gruppen im fremden kulturellen und gesellschaftlichen Umfeld sowie Erfahrungen und Konsequenzen resultierend aus Gewalt.

    Titelaufnahme

    Medardus Brehl / Kristin Platt (Hrsg.): Feindschaft. Schriftenreihe Genozid und Gedächtnis. Wilhelm Fink Verlag, München 2003, 280 Seiten, kartoniert, 29,90 Euro, ISBN: 3-7705-3690-8
    Mit Beiträgen von Friedrich Balke, Jan Henning Böttger, Medardus Brehl, Gudrun Brockhaus, Achim Brosziewski, Lucian Hölscher, Uwe-K. Ketelsen, Wolfgang Palaver, Kristin Platt, Manfred Schneider, Joseph Vogl, Claus Wilcke, Raimar Zons.

    Weitere Informationen

    Medardus Brehl und Kristin Platt, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-29702, Fax: 0234/32-14770, E-Mail: kristin.platt@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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