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09.02.2015 08:51

Unterrepräsentiert, aber von hoher Qualität

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Institut für Medienforschung der Universität Rostock untersucht Filme von Regisseurinnen

    Nur jeder fünfte deutsche Spielfilm (22 Prozent) der Jahre 2009 bis 2013 wurde von einer Frau inszeniert. Diese Filme bestechen allerdings offenkundig durch eine hohe Qualität, denn Filme von Frauen erhalten häufiger Filmpreise und laufen wesentlich erfolgreicher auf Festivals. Dieser Erfolg ist bemerkenswert, bedenkt man neben der Unterrepräsentanz von Frauen in der Filmproduktion, dass ihre Filme in der Regel finanziell schlechter ausgestattet sind. Dies zeigt die soeben erschienene Studie „Wer dreht deutsche Kinofilme? Gender Report: 2009–2013“ des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock unter der Leitung von Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Skadi Loist.

    Männer erhalten deutlich mehr Geld für ihre Filme als Frauen. Betrachtet man die Projekte, die gefördert wurden, dann zeigen sich deutliche Ungerechtigkeiten in Bezug auf Filme unter weiblicher und männlicher Regie. In der Summe erhalten von Frauen inszenierte Spielfilme nur ca. 65 Prozent der Fördersumme, die Männer für ihre Projekte bekommen. Im Mittelwert wird ein Film, den eine Frau inszeniert, mit ca. 660.000 Euro gefördert, während ein Film, den ein Mann inszenierte, über 1.000.000 Euro erhielt.

    Dabei verteilen die Förderinstanzen ihre Gelder unterschiedlich. Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) ist der "geschlechter-ungerechteste Fördertopf". Diese quasi automatische Förderung nach Filmbudgethöhe benachteiligt Frauen deutlich. Sie bekommen in etwa die Hälfte der Mittel pro Produktion. Während die Höhe der Förderung bei der Filmförderungsanstalt (FFA) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) keine sehr großen Unterschiede aufweisen, ist der Unterschied beim DFFF also am deutlichsten. Neben der geringen Filmförderung, die einem Projekt mit einer Regisseurin zukommt, verfügt sie zudem über ein geringes Gesamtbudget. Dieses insgesamt niedrigere Budget führt offensichtlich dazu, dass Verleiher diesen Filmen ein geringeres kommerzielles Potential zusprechen, da Filme von Regisseurinnen mit einer geringeren Kopienzahl starten. Das wiederum hat zur Folge, dass sich unter den kommerziell erfolgreichen deutschen Kinofilmen nur in Ausnahmen von Frauen inszenierte Filme finden.

    Neben dieser finanziellen Ungleichbehandlung weist Prof. Dr. Prommer auf eine weitere Besonderheit hin: „Von Frauen inszenierte Filme gewinnen häufiger Filmpreise und nehmen häufiger an Filmfestivals teil. So wird ein Film einer Frau häufig auf drei, vier oder fünf Festivals gezeigt, besonders unter den Festivalhits, die auf mehr als fünf Festivals laufen, sind viele von Frauen inszenierte Filme.“

    Fazit der Studie „Wer dreht deutsche Kinofilme? Gender-Report 2009–2013“ ist: Frauen sind im deutschen Kinofilm deutlich unterrepräsentiert, da nur jeder fünfte Film von einer Regisseurin inszeniert wurde. Sie erhalten außerdem weniger Filmförderung und haben ein geringes Budget. Jedoch werden die Filme, die von Frauen inszeniert werden, von Kritik und Jurys geschätzt. Sie erhalten häufiger Filmpreise und nehmen häufiger an Festivals teil. Untersucht wurden dafür alle deutschen Spielfilme, die in den Jahren 2009–2013 uraufgeführt wurde. Datengrundlage waren die Berichte der FFA. Zusätzlich erhob das Forschungsteam Förderung, Besucherzahlen, Umsatz und Festivalauswertung.
    Der vollständige Bericht ist unter www.imf.uni-rostock.de/aktuelles zu finden.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Elizabeth Prommer
    Universität Rostock
    Philosophische Fakultät
    Institut für Medienforschung
    E-Mail: elizabeth.prommer@uni-rostock.de
    Tel.: 0179-2954679


    Bilder

    Prof. Dr. Elizabeth Prommer
    Prof. Dr. Elizabeth Prommer

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Elizabeth Prommer


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