Renommierter Humboldt-Preisträger wählt Universität Jena zu seinem zweiten Forschungsstandort
Jena (24.04.03) "Ich hab noch einen Koffer in Berlin", gab Diva Marlene Dietrich einst als Grund für ihre Reisen nach Deutschland an. Einen Koffer hat Prof. Dr. Horacio Vanegas-Fischbach aus Venezuela nicht unbedingt in Jena, wohl aber ein Büro mit Computer und einen Laborplatz am Institut für Physiologie der Friedrich-Schiller-Universität. Darüber hinaus mangelt es dem Gehirnforscher und international renommierten Schmerzforscher nicht an Gründen, sich häufig in Jena einzufinden. Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt er einen Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, der ihm einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Deutschland an einer Einrichtung seiner Wahl ermöglicht. Er wählte Jena, denn zwischen ihm und dem Jenaer Wissenschaftler Prof. Dr. Hans-Georg Schaible bestehen seit 1995 enge Forschungskooperationen. Da der Venezuelaner in seiner Heimat an zwei Institutionen Lehrverpflichtungen hat, wird er "scheibchenweise" in Jena experimentieren. Ein zweimonatiger Aufenthalt geht in dieser Woche zu Ende.
Schmerz und seine Bekämpfung ist das gemeinsame Forschungsfeld der Mediziner. "Aspirin gibt es seit 1899. Aber wie, wo und warum sein Wirkstoff Acetylsalicylsäure seine Wirkung entfaltet, ist erst in den letzten Jahren ins Blickfeld der Forschung gerückt", erklärt Prof. Vanegas-Fischbach. Denn jetzt erst sei es möglich geworden, die Schmerzsignale vom befallenen Gewebe bis ins Gehirn mit Hilfe von winzigen Elektroden zu verfolgen. "Bei den Schmerzmitteln unterscheidet man traditionsgemäß zwei große Gruppen," so der Experte, "nämlich 'Aspirin und Co.' und ,Morphin und Co.'"
Lange Zeit wurde angenommen, dass Aspirin hauptsächlich im entzündeten Gewebe wirkt, während Morphin im Gehirn selbst angreift. Diese strenge Trennung der Wirkorte ist schon seit längerem umstritten. Vanegas hat jetzt sogar herausgefunden, dass die ungleichen Schmerzbefreier auch einen gemeinsamen Wirkmechanismus haben. Beide aktivieren ein komplexes Schmerzkontrollsystem im Hirn, einen internen Schmerzkiller, der uns Menschen mitgegeben ist. "Dieser reagiert normalerweise auf unsere körpereigenen Opiate, Glückshormone wie das Endorphin", berichtet der Wissenschaftler. Die Schmerzmittel imitieren die Wirkung der natürlichen Glückshormone und aktivieren damit das nachgeschaltete Schmerzkontrollsystem. Die negative Seite der Medaille ist jedoch die Abhängigkeit, die die regelmäßige Einnahme beider Gruppen von Schmerzkillern mit sich bringen kann, zumindest bei hohen Dosen. Entzugserscheinungen und ein Heraufsetzen der Toleranzgrenze gegenüber dem jeweiligen Medikament konnten die Wissenschaftler auch beim harmlosen Aspirin nachweisen. "Je besser wir die Natur des Schmerzes verstehen, desto kenntnisreicher können wir Schmerzmittel einsetzen und umso gezielter können wir neue Mittel zur Schmerzbekämpfung entwickeln", ist das Fazit des venezuelanischen "Schmerzprofessors". Daran wird er mit seinem Jenaer Kollegen nun dank des mit 50.000 Euro dotierten Humboldt-Preises auch am Wahlstandort Jena weiter forschen.
Kontakt:
Prof. Dr. Horacio Vanegas-Fischbach
Institut für Physiologie I der Universität Jena
Teichgraben 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 938810
E-Mail: hvanegas@ivic.ve oder hvanegas@mit-n.uni-jena.de
Der international renommierte Schmerzforscher Prof. Vanegas-Fischbach (r.) experimentiert in diesem ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Personalia
Deutsch
Der international renommierte Schmerzforscher Prof. Vanegas-Fischbach (r.) experimentiert in diesem ...
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