idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.02.2015 11:33

Was ist wahr? Altertumsforscher beleuchten die Wahrheit in der antiken Geschichtsschreibung

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Wann gilt eine historische Darstellung als wahr oder unwahr? Nach welchen Kriterien entscheidet sich das? Schadet zu viel Pathos dem Wahrheitsgehalt? Bei der Saarbrücker Tagung „Rhetorik – Tragik – Mimesis“ befassen sich vom 19. bis 21. Februar Altertumswissenschaftler aus acht europäischen Ländern mit der Wahrheit in der antiken Literatur und suchen nach Antworten auch auf Fragen der Gegenwart. Juniorprofessor Thomas Blank von der Saar-Universität veranstaltet die Tagung zusammen mit Felix K. Maier von der Universität Freiburg.

    Internationale Tagung: "Rhetorik – Tragik – Mimesis. Das Wahrheitsproblem in der nachklassischen Geschichtsschreibung",
    19. bis 21. Februar, Campus Saarbrücken C7 4, Raum 1.17,
    Studenten und Medienvertreter sind herzlich eingeladen.
    Anmeldung und Information: geschichtsschreibung@uni-saarland.de
    Information: http://www.uni-saarland.de/fak3/fr39/projekte/geschichtsschreibung.htm

    Was ist wirklich geschehen? Was ist wahr? Schon Augenzeugen haben es schwer, nur eindeutig Wahres zu berichten. Auch ist dem, der informiert und kommentiert, schnell der Vorwurf gemacht, er würde Unwahres verbreiten – wie sich aktuell am Beispiel der als „Lügenpresse“ diffamierten Medien zeigt. Historikern, die Ereignisse einordnen, die Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende zurückliegen, die also auf Quellen angewiesen sind, stellt sich das Wahrheitsproblem von Haus aus. Da sind die „harten“ Daten und Fakten – aber wieviel sagen diese aus darüber, wie es wirklich war, über Stimmungen, den Alltag, das wahre Leben?
    „Bis heute ist die Vorstellung, dass Historiker sich in erster Linie mit Daten und Fakten befassen, ebenso weit verbreitet wie die Annahme, hinter diesen Daten verberge sich eine erkennbare und eindeutige historische Wahrheit. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Geschichtswissenschaft neben den Fakten und wissenschaftlichen Methoden auch ohne Poetik nicht auskommen kann“, sagt der Saarbrücker Altertumswissenschaftler Thomas Blank.

    Diese Erkenntnis ist alles andere als neu: „Schon seit den Anfängen der europäischen Geschichtsschreibung in der griechischen Antike wurde das Problem der historiographischen Wahrheit erkannt und diskutiert“, erläutert Blank. „Die deutschsprachige Altertumswissenschaft hat jedoch antike Beiträge zum Verhältnis von Geschehen und Geschichte lange Zeit zu einseitig als Polemik gegen schlechte, weil nicht an ‚objektiver Wahrheit‘ orientierte Geschichtsschreibung aufgefasst“, sagt der Altertumswissenschaftler. Zuviel Pathos schade der Wahrheit, Tragödie verstelle den Blick. „Im Rahmen der Tagung hinterfragen wir das Wie der Geschichtsschreibung, wir befassen uns mit den antiken Vorläufern des Wissenschaftsdiskurses, mit der Konzeption von Wahrheit in der antiken Literatur. Eine unserer Thesen, die wir diskutieren wollen, ist, dass schon nach antiker Auffassung Rhetorik oder Pathos der Wahrheit nicht immer schaden, sondern dass diese Mittel auch richtig eingesetzt werden können.“

    Die Altertumswissenschaftler, die hierzu aus acht europäischen Ländern auf den Campus kommen, befassen sich in ihren Vorträgen damit, in welchem Verhältnis erzählerische Mittel, Redekunst und historische Wahrheit stehen. Welche Darstellungstechniken sind zulässig oder gar notwendig, um bei der Wahrheit zu bleiben: Überredung, Dramatisieren oder nur schlichtes Abbilden? Nach welchen Kriterien entscheidet sich umgekehrt, wann eine literarische Darstellung als ‚unwahr‘ zu gelten hat? Welche Rolle spielen hierbei philosophische Lehren, Merkmale der Textgattung, Publikationszwecke und Publikum? „Indem wir bei unserer Tagung Fragen wie diese ins Blickfeld rücken, wollen wir den antiken Diskurs wieder für die nachmoderne Wissenstheorie erschließen“, erläutert Thomas Blank.

    Gefördert wird die Tagung von der Fritz-Thyssen-Stiftung, der Universitätsgesellschaft des Saarlandes e.V. und den Freunden der Antike im Saarland e.V.

    Kontakt: Juniorprofessor Dr. Thomas Blank, Altertumswissenschaften, Institut für Alte Geschichte, Tel.: 0681 302-3988, E-Mail: thomas.blank@uni-saarland.de
    http://www.uni-saarland.de/fak3/fr39/blank.htm

    Ein Pressefoto für den kostenlosen Gebrauch finden Sie unter
    http://www.uni-saarland.de/pressefotos. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Telefoninterviews in Studioqualität sind möglich über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Kontakt: 0681/302-2601, oder -64091


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-saarland.de/fak3/fr39/projekte/geschichtsschreibung.htm


    Bilder

    Juniorprofessor Dr. Thomas Blank von der Saar-Universität veranstaltet die Tagung „Rhetorik – Tragik – Mimesis“.
    Juniorprofessor Dr. Thomas Blank von der Saar-Universität veranstaltet die Tagung „Rhetorik – Tragik ...
    Foto: Uni
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Juniorprofessor Dr. Thomas Blank von der Saar-Universität veranstaltet die Tagung „Rhetorik – Tragik – Mimesis“.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).