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25.04.2003 11:10

Soziale Kompetenz im Notfall: ... und immer Mensch bleiben

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mit medizinischem Wissen allein ist es nicht getan. Mitarbeiter im Rettungsdienst müssen nicht nur Leben retten, sondern auch Patienten beruhigen, Angehörige informieren, mit Schaulustigen umgehen, schlimmstenfalls Todesnachrichten überbringen und letztlich auch mit ihrer eigenen körperlichen und seelischen Belastung fertig werden. Kurz: Soziale Kompetenz ist unabdingbar. Um dieses bisher vernachlässigte Kapitel der Ausbildung im Rettungsdienst geht es im neuen Band "Soziale Kompetenz im Notfall".

    Bochum, 25.04.2003
    Nr. 122

    ... und immer Mensch bleiben
    Buchveröffentlichung: Soziale Kompetenz im Notfall
    Praxisanleitung für den Rettungsdienst

    Mit medizinischem Wissen allein ist es nicht getan. Mitarbeiter im Rettungsdienst müssen nicht nur Leben retten, sondern auch Patienten beruhigen, Angehörige informieren, mit Schaulustigen umgehen, schlimmstenfalls Todesnachrichten überbringen und letztlich auch mit ihrer eigenen körperlichen und seelischen Belastung fertig werden. Kurz: Soziale Kompetenz ist unabdingbar. Um dieses bisher vernachlässigte Kapitel der Ausbildung im Rettungsdienst geht es im neuen Band "Soziale Kompetenz im Notfall" von Dr. Arnd T. May (Zentrum für Medizinische Ethik der RUB) und Reinhold Mann (Lehrrettungsassistent, DRK Kreisverband Gütersloh), der jetzt in der Reihe "Ethik in der Praxis" erschienen ist.

    Vertrauen gewinnen, informieren

    Neben theoretischen Grundkenntnissen über die Kommunikation vermittelt das Buch vor allem praktische Handreichungen für das Verhalten in Extremsituationen. So ist es z. B. wichtig, dem Patienten in die Augen zu schauen, leichten Körperkontakt zu ihm zu suchen, um sein Vertrauen zu gewinnen, ihn nicht in seinem Schamgefühl zu verletzen, ihn vor neugierigen Blicken abzuschirmen. Angehörige gilt es nicht unnötig auszugrenzen: Sie können wichtige Helfer sein und notwendige Informationen geben, z. B. zu Vorerkrankungen. Ihre Sorgen sollten berücksichtigt werden, d. h. sie sollten wenigstens alle Viertelstunde über den Zustand des Patienten informiert werden, wenn sie nicht bei der Behandlung dabei sein können.

    Fallstricke meiden

    Die Autoren gehen auch auf die Fallstricke im Rettungsdienst ein, indem sie häufige Fehler thematisieren: So müssen Anweisungen z. B. - gerade gegenüber Menschen in Krisensituationen - deutlich formuliert sein. Dabei sollten Rettungskräfte darauf achten, den Patienten auch sprachlich nicht zum "Fall" zu degradieren, sondern seine Würde als Person zu wahren. Sehr wichtig, wenn auch nicht immer einfach zu wahren, sei eine gewisse Neutralität, so die Autoren: Wertungen gehören nicht an den Unfallort, auch wenn z. B. der Patient ungewöhnlichen Körperschmuck trägt oder sich bei einer strafbaren Handlung verletzt hat.

    Schwierige Patienten

    Auch im Umgang mit Opfern von Straftaten oder Gewaltakten müssen Sanitäter sensibel umgehen können. So empfehlen die Autoren z. B. nach Sexualdelikten an Frauen stets weibliches Personal nachzufordern, für Kinder einfache Worte zu wählen und Verletzungen abzudecken. Bei älteren Personen muss das Rettungspersonal an Hilfsmittel wie z. B. Gebiss, Rollstuhl oder Hörgerät denken, damit die Patienten nicht noch hilfloser sein müssen.

    Auf sich selbst achtgeben

    Zu guter Letzt geht es im Buch auch um den Umgang mit dem eigenen Stress. Gesprächsgruppen, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, mit der Belastung fertig zu werden. Und nicht zuletzt empfehlen die Autoren auch, auf eine sorgfältige Körperpflege, Sauberkeit in den Diensträumen und Fahrzeugen, ein gutes Betriebsklima und ein sicheres, ruhiges Auftreten zu achten. Nur so können Rettungskräfte Vertrauen schaffen und den Erwartungen, die die Menschen im Notfall an sie haben, gerecht werden. "Pauschalanleitungen kann es für den Umgang mit Extremsituationen nicht geben. Wichtig ist es, immer Mensch zu bleiben und stets den Patienten in den Mittelpunkt des Handelns stellen", so Arnd May, der selbst Rettungssanitäter ist.

    Große Zielgruppe

    Das Buch richtet sich nicht nur an angehende Rettungshelfer, sondern an alle im Rettungsdienst Beschäftigten, auch Leitungs- und Führungskräfte, Entscheidungsträger bei Hilfsorganisationen, Feuerwehr, Krankenkassen und in der Politik sowie an Ausbilder.

    Weitere Informationen

    Arnd T. May, Reinhold Mann: Soziale Kompetenz im Notfall. Praxisanleitung nicht nur für den Rettungsdienst - ein Unterrichtskonzept (= Ethik in der Praxis, Bd. 5, Hg. von Hans-Martin Sass). LitVerlag, Münster, Hamburg, London 2003, ISBN 3-8258-6043-5, 184 Seiten, 15,90 Euro

    Weitere Informationen

    Dr. Arnd T. May, Zentrum für Medizinische Ethik der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22749, Fax: 0234/32-14598, E-Mail: may@medizinethik.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/zme, http://www.soziale-kompetenz-im-notfall.de (s.u.)


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/zme
    http://www.soziale-kompetenz-im-notfall.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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