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29.04.2003 14:41

Der deutsche Professor: Gehetzter Manager oder lebendes Fossil?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Sind die deutschen Professoren Fossilien, die in der modernen Zeit keinen Platz mehr haben? Nein, meint Dr. Eric Hilgendorf, Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie, Informationsrecht und Rechtsinformatik an der Uni Würzburg: "Die deutschen Professoren leisten im internationalen Vergleich gute Arbeit, und zwar trotz der oft schlechten Arbeitsbedingungen an deutschen Universitäten."

Zu diesem Schluss kommt der Würzburger Jurist in einem Beitrag, den er für das neue Schwerpunktheft "Lehren und Lernen" der Wissenschaftszeitschrift "Universitas" (5/2003) geschrieben hat. Ihm zufolge überschätzen viele Menschen, welche die Universitäten nur vom Hörensagen kennen, die Bedeutung und den Status des deutschen Professors. Entsprechend überzogen seien auch die Reaktionen, wenn zum Beispiel das Fehlverhalten eines Professors an die Öffentlichkeit dringt.

Wer Professoren aus der Nähe erlebt, könne dagegen diesen Eindruck gewinnen: Gehetzte Manager in einer Massenuniversität, von Gremiensitzung zu Gremiensitzung hastend, unentwegt Sach- und Personalmittelanträge schreibend, dazwischen stapelweise Klausuren, Magister-, Diplom- und Doktorarbeiten, Gutachten, ab und zu sogar noch eine wissenschaftliche Publikation. Für die Studierenden bleibt keine Zeit. Alle Aktivitäten dieses nach rein ökonomischen Gesichtspunkten stromlinienförmig zurechtgestutzten "Professor oeconomicus" werden nach quantitativen Kriterien bewertet. Wer nicht zu den besten Zehn des jeweils fachspezifischen Zitationsindex gehört, gilt als Versager, bestenfalls als harmloser Träumer im Elfenbeinturm, den man freilich aus Kostengründen möglichst schnell wieder loswerden möchte.

Die Wirklichkeit, so Prof. Hilgendorf, liege zwischen diesen Extremvorstellungen: Die Arbeitsbelastung deutscher Professoren sei hoch, aber doch in aller Regel zu meistern. Die finanzielle Situation der Professoren sei gesichert, ohne üppig auszufallen - kaum jemand schlage die Universitätslaufbahn ein, um viel Geld zu verdienen.

"An den Universitäten besitzen die Professoren nach wie vor eine sehr starke Stellung, auch wenn die Universitätsleitungen in den letzten Jahren viele Kompetenzen hinzugewonnen haben", so der Professor. Schließlich gewähre der grundrechtliche Schutz von Forschung und Lehre dem Hochschullehrer einen Freiraum, den er durchaus für eine seriöse wissenschaftliche Forschung und eine ordentliche Lehre nutzen könne.

Fazit: "Die deutschen Professoren leisten im internationalen Vergleich gute Arbeit, und zwar trotz der oft schlechten, von Hektik geprägten Arbeitsbedingungen an den überlaufenen, überbürokratisierten deutschen Universitäten", so Hilgendorf. Trotzdem sehe es so aus, als würden manche Universitätsreformer den deutschen Professor in seiner jetzigen Form am liebsten abschaffen.

In seinem Beitrag für "Universitas" zeigt Hilgendorf mit einem Überblick über die Geschichte des deutschen Professors, dass dieses Berufsbild einem stetem Wandel unterworfen war. Es sei kaum anzunehmen, dass diese Entwicklung mit dem heutigen Professor ihren Höhe- und Endpunkt erreicht hat.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, T (0931) 31-2304, Fax (0931) 31-2797, E-Mail:
hilgendorf@jura.uni-wuerzburg.de


Bilder

Ergänzung vom 30.04.2003

Das Schwerpunktheft "Lehren und Lernen" von "Universitas"
kann in Form eines kostenlosen Probe-Abonnements (umfasst zwei Hefte) angefordert werden beim Hirzel-Verlag, E-Mail:
universitas@hirzel.de
Redaktion, Dirk Katzschmann, Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart, T (0711) 2582-240.
Das nächste Heft enthält wieder einen Beitrag von Prof. Dr. Eric Hilgendorf, der sich dann mit der aktuellen Situation an den deutschen Universitäten befasst.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch


 

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