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27.02.2015 10:00

Fast Forward: Das Leben im Wettbewerb

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Soziologen der Uni Jena ziehen während eines Workshops am 6. und 7. März eine Zwischenbilanz ihrer Gegenwartsanalyse

    Der Mensch in der Moderne bewegt sich im Schnelldurchlauf: Gehetzt von einer Deadline zur nächsten, arbeitet er Projekte und Termine ab, deren Tempo und Frequenz meist von äußeren Zwängen diktiert werden. Ob in der Politik, der Finanzwelt oder im eher kleinen, persönlichen Umfeld – das Gefühl von Zeitdruck und Überforderung eint viele Menschen der westlichen Welt, wie Prof. Dr. Hartmut Rosa von der Friedrich-Schiller-Universität Jena regelmäßig diagnostiziert. „Beschleunigungseffekte und die kontinuierliche Steigerungsdynamik in praktisch allen Lebensbereichen geben dem Einzelnen das Gefühl, ständig im Wettbewerb zu stehen“, so der Soziologe, der auch das Max-Weber-Kolleg der Uni Erfurt leitet. Doch im Dauerstress des Wettbewerbs erodieren die individuellen Ressourcen: Entscheidungen werden vielfach getroffen – ob über persönliche biografische Weichenstellungen oder über Fragen der „großen“ Politik, wie milliardenschwere Finanzhilfen oder die Entsendung von militärischen Eingreiftruppen – ohne, dass genügend Zeit zum Abwägen und Reflektieren wäre.

    Welche Folgen diese wachsende Spannung zwischen dem überforderten Individuum und den gesellschaftlichen Institutionen hat, die auf die Handlungsfähigkeit eben jener Menschen angewiesen sind, das nehmen die Soziologen der Uni Jena derzeit in drei Forschungsprojekten intensiv unter die Lupe. Am 6. und 7. März treffen sich die Forscher um Prof. Rosa mit Fachkollegen aus ganz Deutschland zum Workshop „Praktiken der Selbstbestimmung. Zwischen subjektivem Anspruch und institutionellem Funktionserfordernis“, um gemeinsam den aktuellen Forschungsstand zu diskutieren und eine Zwischenbilanz ihrer Gegenwartsanalyse zu ziehen. Zum Workshop im „Haus zur Rosen“ werden etwa 40 Teilnehmer aus Deutschland und Österreich erwartet. Der Workshop wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

    „Die moderne Gesellschaft ist vom Wunsch und dem Anspruch des Einzelnen nach Autonomie und Entscheidungsfreiheit geprägt und zugleich werden eigenverantwortliches Handeln und Entscheiden im öffentlichen Leben und der Arbeitswelt vorausgesetzt“, beschreibt Dr. Jörg Oberthür die Ausgangssituation. Doch die Voraussetzungen dafür seien in vielen Fällen kaum noch gegeben, machen die Jenaer Soziologinnen und Soziologen deutlich, die den Workshop organisieren. In ihren aktuellen Projekten gehen Dr. Diana Lindner („Optimierung“; gefördert durch die VW-Stiftung), Dr. Ulf Bohmann („Zeitstrukturen“; gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft – DFG) und Dr. Stefanie Börner sowie André Stiegler („Autonomie“; DFG-gefördert) den Veränderungsprozessen nach, die sich in diesem Spannungsfeld zwischen Individuen und Institutionen vollziehen: der Überforderung, der sich das Individuum durch immer weitere Selbstoptimierung zu entziehen versucht ebenso, wie den nur schwer zu vereinbarenden unterschiedlichen Zeitskalen, auf denen sich etwa wirtschaftliche Entscheidungen und politisch-demokratische Prozesse bewegen.

    Diese Veränderungsprozesse sind auch Gegenstand des Workshops. Ihnen wollen die Teilnehmer in den Bereichen Arbeitswelt und Wohlfahrtsstaat, Demokratie und Öffentlichkeit sowie Wissenschaft und Bildung nachgehen und die jeweiligen Besonderheiten identifizieren. „Zudem wollen wir die Frage beantworten, ob es auch gemeinsame Tendenzen über alle untersuchten gesellschaftlichen Bereiche gibt“, kündigt Mitorganisator Oberthür an. Die Vorträge des Jenaer Workshops werden im Anschluss in einem Tagungsband veröffentlicht.

    Das Workshop-Programm und weitere Informationen sind zu finden unter: http://www.soziologie.uni-jena.de/LSRosa_Veranstaltungen.html.

    Hinweis für die Medien:
    Journalistinnen und Journalisten sind zum Workshop herzlich willkommen. Der Workshop beginnt am 6. März um 13 Uhr im Auditorium im „Haus zur Rosen“ (Johannisstraße 13, 07743 Jena).

    Kontakt:
    Dr. Diana Lindner / Dr. Jörg Oberthür
    Institut für Soziologie der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Straße 2, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945510
    E-Mail: diana.lindner[at]uni-jena.de / joerg.oberthuer[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.soziologie.uni-jena.de/LSRosa_Veranstaltungen.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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