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02.03.2015 10:15

Studienbedingungen im Europäischen Hochschulraum: Bericht EUROSTUDENT V veröffentlicht

Dr. Franziska Kümmerling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung

    Über welche Qualifikationen gelangen Studierende im Europäischen Hochschulraum an eine Hochschule? Welchen demografischen und sozialen Hintergrund haben sie? Wie und was studieren sie? Wie finanzieren sie ihr Studium und wo wohnen sie? Studieren sie zeitweilig im Ausland bzw. was hindert sie daran? Wie schätzen sie ihre Arbeitsmarktchancen ein? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der aktuelle Bericht EUROSTUDENT V. Die Synopse fasst die Ergebnisse des dreijährigen Projekts zusammen, das auf Studierendenbefragungen in 29 Ländern des Europäischen Hochschulraums basiert.

    Die aktuell erscheinende Publikation „Social and Economic Conditions of Student Life in Europe“ fasst zentrale Ergebnisse des Projekts EUROSTUDENT V zusammen. Diese „Synopsis of Indicators“ bildet den Abschluss der fünften Runde des EUROSTUDENT-Projekts (2012–2015), über das bereits seit Mitte der 1990er Jahre Schlüsseldaten zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Europa erhoben werden. „Der Wert des EUROSTUDENT-Projekts liegt vor allem in seiner geografischen wie thematischen Umfänglichkeit“, stellt die Herausgeberin des Berichts Dr. Kristina Hauschildt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) heraus, „denn im EUROSTUDENT-Projekt kommen Dutzende von Ländern zusammen, um gemeinsam etwas über die soziale Dimension des Studiums zu lernen. In einigen Ländern werden entsprechende Themen erst durch den EUROSTUDENT-Bericht auf den Tisch gebracht; auch, da viele der Daten nur durch EUROSTUDENT verfügbar werden – etwa zu Einkommen oder Lebenssituation der Studierenden.“

    Ein Ziel der fünften Runde von EUROSTUDENT war es, den Kreis der Länder zu erweitern. Der langjährige Projektleiter Dr. Dominic Orr (DZHW) ergänzt: „Wir sind sehr glücklich, dass auch Länder wie Armenien, Georgien, Russland, Serbien und die Ukraine für unseren Bericht nationale Umfragen ihrer Studierenden durchgeführt haben. Das ist einmalig bis jetzt.“ In ihrem Vorwort zum Bericht schreibt die italienische Wissenschaftsministerin Stefania Giannini dazu: „The cooperative work necessary to make this happen makes this project a role model for the type of exchange and cooperation between countries we have emphasised during the Italian presidency.“

    Demografische Merkmale, Bildungshintergrund, Zugangswege zur Hochschule: Der aktuelle Bericht verdeutlicht, dass sich Europas Studierende in demografischer Hinsicht durch eine hohe Diversität auszeichnen. Das Durchschnittsalter der Studierenden bewegt sich zwischen 20 Jahren in Armenien, Georgien, Russland sowie der Ukraine und 28 bzw. 29 Jahren in den nordischen Ländern Finnland, Norwegen und Schweden. Hinsichtlich des Bildungshintergrunds der Studierenden gibt es große Unterschiede zwischen den EUROSTUDENT-Ländern. In etwa 40 % der Länder haben die Eltern von mehr als der Hälfte der Studierenden selbst keinen Hochschulabschluss. Trotzdem bleibt diese Gruppe der Studierenden im Hochschulstudium unterrepräsentiert – in beinahe allen Ländern studieren weniger Kinder von Vätern ohne Hochschulabschluss als es angesichts der allgemeinen Bevölkerungsstruktur zu erwarten wäre. In fast allen Ländern profitieren besonders Studierende aus nicht-akademischem Elternhaus, Studierende mit zeitlich verzögerter Studienaufnahme und ältere Studierende von alternativen Wegen des Hochschulzugangs.

    Erwerbstätigkeit, Finanzierung, Ausgaben: Erwerbstätigkeit neben dem Studium ist in vielen Ländern Teil des Lebens der Studierenden. In mehr als der Hälfte der EUROSTUDENT-Länder sind mindestens 40 % der Studierenden zumindest gelegentlich erwerbstätig. Ältere Studierende kommen häufiger einer Erwerbstätigkeit nach als jüngere Studierende. Der Grund für die Erwerbstätigkeit ist abhängig vom Alter und dem Bildungshintergrund. In vielen Ländern arbeiten Studierende aus nicht-akademischem Elternhaus hauptsächlich, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Hingegen geben Studierende aus akademischem Elternhaus häufiger als Grund für ihre Erwerbstätigkeit an, dass sie Erfahrungen sammeln wollen. Bei der Finanzierung des Studiums spielen sowohl die Unterstützung durch die Eltern bzw. Partner der Studierenden als auch die eigene Erwerbstätigkeit eine große Rolle. In mehr als 80 % der Länder stammen im Durchschnitt mehr als 75 % der studentischen Gesamteinnahmen aus diesen Quellen. Die Ausgaben der Studierenden fließen zum größten Teil in die Lebenshaltung – im Länderdurchschnitt mehr als 80 % der Gesamtausgaben – während der Rest für studienbezogene Zwecke aufgewendet wird.

    Wohnformen: Hinsichtlich der Wohnformen der Studierenden gibt es ein eindeutiges Nord-Süd-Gefälle zwischen den Ländern. In Skandinavien lebt etwa jeder zehnte Studierende oder weniger bei den Eltern, dagegen trifft dies in Süd- und Südosteuropa auf mehr als die Hälfte der Studierenden zu. In etwa einem Drittel aller Länder nutzen mehr als 25 % der Studierenden ein Studentenwohnheim. Hierbei handelt es sich vor allem um junge Studierende, die von staatlicher Unterstützung abhängig sind und einen großen Teil ihres Zeitbudgets für Studienzwecke aufwenden.

    Auslandserfahrung: Die Anteile von Studierenden mit Auslandserfahrung variieren deutlich zwischen den EUROSTUDENT-Teilnehmerländern. Eine Gemeinsamkeit besteht jedoch in der sozialen Selektivität beim Zugang zu Auslandsangeboten. In den meisten Ländern absolvieren mehr Studierende aus akademischem Elternhaus als solche aus nicht-akademischem Elternhaus ein Studium, Praktikum oder Sprachkurs im Ausland. Im Fächervergleich fällt auf, dass vor allem Lehramtsstudierende vergleichsweise selten den Schritt ins Ausland wagen. Als zentrale Hindernisse für ein zeitweiliges Auslandsstudium erweisen sich erneut die erwartete finanzielle Mehrbelastung und die Trennung vom sozialen Umfeld im Heimatland, letzteres vor allem in Ländern mit vergleichsweise alten Studierenden. Anrechnungsschwierigkeiten werden tendenziell als etwas weniger problematisch eingeschätzt. In der großen Mehrheit der EUROSTUDENT-Länder geben mehr als 70 % der Studierenden an, dass die im Ausland erworbenen Kreditpunkte teilweise oder ganz angerechnet wurden.

    Qualität der Lehre, Berufsaussichten, Studienpläne: In den meisten Ländern zeigt sich die Mehrheit der Studierenden zufrieden mit der Qualität ihrer Studienprogramme, insbesondere im Hinblick auf die Qualität der Lehre und die hochschulische Ausstattung. Weitgehend schätzen die befragten Studierenden auch ihre Berufsaussichten als gut ein. Was weitere Studienpläne betrifft, zeigt sich, dass die Mehrheit der Bachelorstudierenden eine unmittelbare Fortsetzung des Studiums plant. Nur in einigen Ländern beabsichtigen größere Anteile von Studierenden, erst nach einer Unterbrechung von mindestens einem Jahr das Studium fortzusetzen. Nicht nur ein weiteres Studium, sondern auch das Absolvieren des Folgestudiums im Ausland wird anteilig häufiger von Studierenden aus akademischem Elternhaus in Betracht gezogen.

    Hintergrundinformationen zum Projekt EUROSTUDENT: Vom 25. bis 27. Februar 2015 fand an der Wirtschaftsuniversität Wien die Konferenz The Social Dimension in European Higher Education statt. Auf dieser vom Institut für Höhere Studien (IHS) und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) ausgerichteten Konferenz wurden die Ergebnisse der Projekte EUROSTUDENT V und Peer Learning Initiative for the Social Dimension (PL4SD) der europäischen Hochschulöffentlichkeit vorgestellt.

    EUROSTUDENT ist ein länderübergreifendes Projekt, das Informationen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Studierenden im europäischen Hochschulraum zur Verfügung stellt. Eine länderübergreifende, indikatorengestützte Analyse („Synopsis of Indicators“) ordnet die nationalen Befunde in einen internationalen Rahmen ein. An der fünften Runde von EUROSTUDENT nahmen 29 europäische Länder als Datenlieferanten teil. Die Konsortialführerschaft liegt beim DZHW in Hannover.

    Neben der aktuellen Buchpublikation von Analyseergebnissen werden in regelmäßigen Abständen Kurzinformationen in Form von Intelligence Briefs zu spezifischen Themen veröffentlicht (beispielsweise zur Mobilität von Lehramtsstudierenden, zu Pendelzeiten zwischen Wohnort und Hochschule oder zur Einkommensverteilung unter Studierenden). Zudem stehen die im Projekt zusammengetragenen Daten über ein Data Reporting Module zum freien Download zur Verfügung.

    EUROSTUDENT V Synopsis of Indicators: http://www.eurostudent.eu/download_files/documents/EVSynopsisofIndicators.pdf

    EUROSTUDENT Projektwebsite: http://www.eurostudent.eu/
    EUROSTUDENT Intelligence Briefs: http://www.eurostudent.eu/results/reports
    EUROSTUDENT V Data Reporting Module (Preview): http://dev.his.de.klient.veebimajutus.ee
    Social Dimension Conference Website: https://socialdimension-he.eu/home.html
    PL4SD Projektwebsite: http://www.pl4sd.eu/
    EUROSTUDENT auf Twitter: @EUROSTUDENTtwt

    Nähere Informationen:
    Dr. Kristina Hauschildt, Tel.: 0511 1220-493, E-Mail: hauschildt@dzhw.eu
    Dr. Dominic Orr, Tel.: 0511 1220-372, E-Mail: orr@dzhw.eu

    Pressekontakt:
    Dr. Franziska Kümmerling, Tel.: 0511 1220-532, E-Mail: kuemmerling@dzhw.eu


    Weitere Informationen:

    http://www.eurostudent.eu/download_files/documents/EVSynopsisofIndicators.pdf Kostenfreier Download EUROSTUDENT V Synopsis of Indicators


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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