Bochum. Während sich die Grippewelle weiter in Deutschland ausbreitet, gibt es neue Erkenntnisse zur Entwicklung antiviraler Impfstoffe. Dies ist ein wichtiger Schwerpunkt bei der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie e. V. (GfV), die vom 18. bis 21. März 2015 gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e.V. (DVV) in Bochum stattfindet. Beim Kongress der größten wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Virologie in Europa werden rund 1.000 Virologen erwartet.
Zum Thema der Vorhersage und Prävention von Pandemien präsentieren der holländische Virologe Prof. Ron Fouchier und Prof. George Gao aus China aktuelle Studienergebnisse zur Übertragung und Gesundheitsgefährdung des Menschen durch H5N1 und H7N9 Vogelgrippeviren. Um auf eine mögliche Ausbreitung dieser Infektion vorbereitet zu sein, wurden Experimente mit Vogelgrippe-Viren durchgeführt. Wenige Veränderungen am Virus führten dazu, dass es auch auf Säugetiere übertragbar war.
Die Untersuchung mit veränderten Viren zeigte, dass das H5N1-Virus über eine Tröpfcheninfektion zwischen Meerschweinchen weitergegeben werden kann und somit eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier möglich ist. Bei den Studien mit H7N9 Viren konnte ein isoliertes Virus vom Menschen über eine Tröpfcheninfektion auf Frettchen übertragen werden. Diese aktuellen Forschungsergebnisse stützen die Befürchtung, dass eine Übertragung von H5N1 und H7N9-Viren von Mensch zu Mensch auf Dauer nicht ausgeschlossen werden kann. Nach wie vor sind Forschungen mit der Herstellung ansteckender Viren im Labor nicht unumstritten und dürfen nur unter größten Sicherheitsbedingungen durchgeführt werden.
Weiterhin wird auf der Virologen-Fachtagung der neue Entwicklungsstand prophylaktischer und therapeutischer HIV Impfstoffe präsentiert. Internationale Experten wie Prof. Louis Picker (Oregon), und Prof. Dan Barouch (Boston) zeigen ihre aktuellen Ergebnisse zur Entwicklung viraler Genfähren für eine Impfung gegen Viren. Jean-Marie Andrieu (Paris) und Wei Lu (Paris) stellen eine neuartige Entwicklung eines HIV-Impfstoffs vor: eine prophylaktische Schleimhautimpfung gegen die HIV-Infektion, die im Tierversuch erfolgreich getestet wurde. Der neue Impfstoff ist aus einem inaktivierten Virus und einem lebenden Bakterium zusammengesetzt und wurde Affen (Makaken) zur Immunisierung verabreicht. Drei bis 14 Monate später wurden 20 Affen mit HIV infiziert, 19 waren für bis zu 54 Monate vor einer Ansteckung geschützt. Im Gegensatz zu allen bisher entwickelten Impfstoffen führt der neue Impfstoff nicht zu spezifischen Antikörpern, sondern zu einer Entwicklung regulatorischer T-Zellen. Diese unterdrücken eine überschießende Immunaktivierung, die ansonsten die Ausbreitung des HIV-Virus befördert. Dieser Ansatz könnte die Entwicklung einer neuartigen sowohl therapeutischen als auch präventiven HIV-Impfung beim Menschen ermöglichen.
Hintergrund
Bisher kam es zu mehr als 600 Erkrankungen bei Menschen durch H5N1-Influenzaviren, die seit 2006 als Vogelgrippeviren bezeichnet werden. Mehr als die Hälfte der erkrankten Menschen starb. Die in mehreren Ländern verbreiteten H5N1-Viren bei Wildvögeln und Geflügel sind in der Lage, Schweine zu infizieren.
Anfang 2013 berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die ersten Vogelgrippe-Fälle aus China, die durch ein neu entstandenes H7N9-Influenzavirus verursacht wurden. Inzwischen infizierten sich über 400 Menschen, von denen ca. 30% verstarben. Bisher kam es noch nicht zu einer Übertragung zwischen Menschen durch eine Tröpfcheninfektion durch Husten, Atmen oder Niesen. Experten schließen aber nicht aus, dass sich die Viren soweit verändern können, dass sie von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.
Die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Virologie GfV hält weitere Forschungsarbeiten zur Übertragbarkeit von H5N1-Viren unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen für notwendig: „Die GfV ist der Überzeugung, dass der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn und der gesellschaftliche Nutzen solcher Untersuchungen das Gefahrenrisiko bei Einhaltung entsprechender Sicherheitsvorkehrungen überwiegen“, so GfV-Präsident Prof. Dr. Thomas Mertens in einer Stellungnahme.
Als größte wissenschaftliche Fachgesellschaft der Virologie in Europa bietet die Gesellschaft für Virologie e. V. (GfV) auf ihrer Jahrestagung in Bochum neueste Forschungsergebnisse zur Bekämpfung von Viruskrankheiten. Unter der Leitung von Kongresspräsident Prof. Dr. med. Klaus T. Überla werden rund 1000 Experten erwartet, die sich über weitere Schwerpunkte wie die neuesten Studienergebnisse bei der ersten Anwendung des Ebola-Impfstoffs austauschen. Als besonderes Highlight wird die bekannte Forscherin Dr. Nancy Sullivan vom Vaccine Research Center des National Institutes of Health (NIH), USA, erwartet. Ihrem Team gelang an dem renommierten Forschungszentrum für Infektionskrankheiten die Entwicklung des vielversprechenden Ebola-Impfstoffs, der jetzt in Ebola-Gebieten in Westafrika getestet wird. Renommierte Referenten aus China, den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland diskutieren über alle wichtigen Aspekte der Virologie.
Alle Informationen sowie das gesamte wissenschaftliche Programm gibt es auf der Tagungs-homepage unter http://www.virology-meeting.de.
Journalisten sind herzlich eingeladen, die Tagung zu besuchen, sich über die Themen zu informieren und darüber zu berichten. Gern vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner für Interviews!
Die Akkreditierung ist über die Kongress-Homepage oder direkt über den Pressekontakt möglich.
Pressekontakt:
Kerstin Aldenhoff
Tel. 0172 / 3516916
kerstin.aldenhoff@conventus.de
http://www.virology-meeting.de - Kongress-Homepage
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Medizin
überregional
Wissenschaftliche Tagungen, wissenschaftliche Weiterbildung
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).