Bohnen, Erbsen und Lupinen bieten ökologische und betriebswirtschaftliche Vorteile. Trotzdem gelten sie häufig als nicht rentabel genug. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung weist nach, dass Körnerleguminosen wirtschaftlich erfolgreich in landwirtschaftliche Anbausysteme in Europa integriert werden können.
Im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes Legume Futures haben Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) eine Analyse der Effekte von Körnerleguminosen auf die Wirtschaftlichkeit von Anbausystemen veröffentlicht. Sara Preißel und ihre Kollegen schlussfolgern, dass der Beitrag von Eiweißpflanzen zur Bodenfruchtbarkeit und insbesondere den Erträgen nachfolgender Getreidekulturen ein bedeutsamer Bestandteil der Wirtschaftlichkeit ist. Eine bessere Wertschätzung dieser Effekte ist nötig, um die Nutzung von Körnerleguminosen zu optimieren.
Einfache Deckungsbeitragsrechnungen, wie sie meist in Anbauplanung und Beratung genutzt werden, unterschätzen den Beitrag der Körnerleguminosen zum Betriebsergebnis. Solche negativen Einschätzungen haben zum stetigen Rückgang des Leguminosenanbaus in Europa, mit negativen Auswirkungen auf die ökologische Leistung des Anbaus, beigetragen. Die Autoren haben 19 ökonomische Studien in Europa im Detail analysiert und schlussfolgern, dass Wirkung auf Fruchtfolgedeckungsbeiträge häufig positiv ausfällt: in 35 von 53 einbezogenen Bewertungen hatte die Integration von Körnerleguminosen in die Fruchtfolge einen positiven bis neutralen Effekt. Nach Analyse von 29 Fruchtfolgeexperimenten erbrachten nach Körnerleguminosen angebaute Getreidekulturen meist um 0.5 - 1.6 t/ha höhere Erträge als nach Getreidevorfrüchten. Diese Ertragswirkung ist geringfügig höher als die anderer Blattfrüchte, und wird ergänzt durch Einsparmöglichkeiten bei der Stickstoffdüngung.
Weiterhin bestehen bedeutende gesamtbetriebliche Effekte. So reduziert eine Integration von Körnerleguminosen den Zeit- und Energiebedarf für die Bodenbearbeitung, bis hin zur Ermöglichung eines pfluglosen Anbaus der Folgefrucht. Als Resultat daraus berechnen einige Studien verringerte Arbeits- und Maschinenkosten als wichtigen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit.
Dr. Peter Zander, der die ökonomische Forschung im Projekt Legume Futures leitet: “Unsere Bewertungen sind über die traditionellen Deckungsbeiträge hinaus gegangen um eine ganzheitlichere Bewertung der betriebswirtschaftlichen Effekte einer Integration von Körnerleguminosen vorzunehmen. Wir konnten zeigen dass damit Leguminosen-basierte Anbausysteme in weitaus mehr Situationen als konkurrenzfähig mit anderen Anbauoptionen, teilweise auch anderen Blattfrüchten, bewertet werden“.
Erstautorin Sara Preißel: „In Europa ist viel zu den Fruchtfolgeeffekten von Körnerleguminosen geforscht worden, die Zusammenstellung dieser Experimente zeigt die Höhe und wirtschaftliche Bedeutung, aber auch die Variabilität der Vorfruchteffekte je nach Standort und Jahr. Dies unterstreicht den hohen Anspruch den die Auswahl der für ihren Standort und Betriebsausrichtung passenden Kultur an Landwirte stellt.“
Prof. Christine Watson vom SRUC in Schottland (koordinierende Partnerorganisation von Legume Futures) ermisst den weiteren Kontext: “Das ZALF-Team hat einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der gesamtbetrieblichen Effekte diverserer Fruchtfolgen mit Leguminosen geleistet. Wenn wir diese Effekte mit öffentlichen Anreizen für die nicht vermarktbaren Vorteile verbinden, gibt es gute Aussichten für eine Wiederbelebung des Leguminosenanbaus. Wir brauchen aber weiterhin auch Fortschritte in der Pflanzenzüchtung und eine standortspezifische Weiterentwicklung von Anbausystemen“.
Prof. Bernhard C. Schäfer von der Fachhochschule Südwestfalen, Agrarwirtschaft Soest: „Mit der jetzt veröffentlichten Studie ist es in bisher einzigartiger Weise gelungen, eine Vielzahl von Versuchen und ökonomischen Studien zum Anbau von Körnerleguminosen in Europa zusammenzuführen. So wird der Nachweis geführt, dass die Leistungsfähigkeit von Körnerleguminosen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und der Wohlfahrtswirkungen für den landwirtschaftlichen Betrieb vielfach unterschätzt wird. Für die Praxis ist dies ein wichtiger Hinweis, die aktuellen Vorgaben des Greenings zu nutzen und eigene Erfahrungen mit diesen Kulturen zu sammeln. Für die Wissenschaft ergibt sich die Herausforderung die Instrumente für eine umfassende ökonomische Bewertung für die Praxis zu vereinfachen und sich neben der Optimierung der Anbausysteme, der Intensivierung des Zuchtfortschrittes auch um die Verwertung von Körnerleguminosen zu kümmern.“
Die Forschung wurde in dem akademischen Journal Field Crops Research veröffentlicht und ist frei zugänglich unter: http://authors.elsevier.com/sd/article/S0378429015000301
Magnitude and farm-economic value of grain legume pre-crop benefits in Europe: a review. Field Crops Research 175 (2015) 64-79.
Autoren: Sara Preissel, Moritz Reckling, Nicole Schläfke und Peter Zander.
Das Projekt: Legume Futures
Leguminosen-unterstützte Anbausysteme für Europa (Legume Futures) ist ein internationales Forschungsprojekt gefördert von der Europäischen Union im Rahmen des Framework 7 Programme (FP7) unter der Fördernummer 245216 (FP7-KBBE-2009-3). Der Legume Futures Forschungsverbund besteht aus 20 Partnern in 13 Staaten. Weitere Informationen: www.legumefutures.de.
http://www.zalf.de
http://www.legumesfutures.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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