idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.05.2003 11:11

Wie Nervenfasern sich ihren Weg bahnen

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Anatomen der Charité finden einen Wachstumsfaktor für Gehirnnerven
    Auswirkungen auf die Behandlung von Rückenmarksverletzungen und Schlaganfall

    Die Fasern von Nervenzellen müssen bis zu ihrer endgültigen Länge während der Entwicklung des Gehirns über weite Strecken wachsen. Dieses Wachstum - soviel wußte man schon bisher - wird von mehreren Substanzen gefördert, die im Gehirn freigesetzt werden und an passende Rezeptoren der Nervenfasern andocken.
    Jetzt haben Wissenschaftler um Anja Bräuer und Nicolai Savaskan aus der Arbeitsgruppe von Professor Robert Nitsch vom "Institut für Anatomie" der Charité einen neuen Wachstumsfaktor entdeckt und in seiner Funktion aufgeklärt, der nicht von außen auf die Nervenfasern einwirkt, sondern in der Nervenzelle selbst gebildet wird und und das Wachstum der Axone (also der Nervenfortsätze, mit denen Reize von einer Nervenzelle zur nächsten weitergegegeben werden) erleichtert. Das Hirngewebe, in das die Axone hineinwachsen müssen, ist reich an Lipidphosphate und damit dem Wachstum der Nervenfortsätze hinderlich. Bei dem neuen Wachstumsfaktor handelt es sich chemisch um ein Enzym, eine Phosphatase, die phosphatreiche Lipide aufzulösen vermag. Damit besitzt die wachsende Nervenfaser gewissermaßen "eine Machete, die ihr den Weg frei schlägt durch die phosphatreiche Umgebung, die der Ausbreitung von Nervenfasern prinzipiell abweisend gegenübersteht", sagt Professor Nitsch.
    Die Arbeitsgruppe erkannte dies durch Untersuchungen in nervenfaserreichen Gebieten im Gehirn von Ratten. Exprimiert wird das Enzym von einem bis dahin unbekannten Gen, das die Forscher "Plasticity related gene 1" (PRG-1) genannt haben. Dieses Gen findet sich fast unverändert bei allen Wirbeltieren, also auch beim Menschen. Die Forscher stellten weiter fest, daß das Enzym während der gesamten Wachstums- und Reifungsperiode des Gehirns in hohen Konzentrationen gebildet wird. In verringerter Konzentration bleibt es auch im ausgewachsenen Gehirn präsent. Es ist offenbar notwendig, um lebende Nervenzellen unempfindlich gegenüber den Lipidphosphaten der Umgebung zu machen und den Kollaps ihrer Axone zu verhindern. Mit einem eigens hergestellten Antikörper konnten die Forscher das Enzym in den Axonen im Gehirn von Ratten auch sichtbar machen.

    Für die praktische Medizin von noch größerer Bedeutung erscheint ein weiterer Befund: Wenn Axone im Gehirn nach Verletzungen anfangen, sich zu regenerieren, so steigt schon einen Tag nach der Schädigung die Konzentration des Enzyms in den nachwachsenden Nervenfortsätzen erheblich an.
    Hier könnte ein Ansatz liegen für die Entwicklung von Medikamenten, die die Reparatur zerstörter Nervenverbindungen - etwa durch Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen - ermöglichen.
    Die Wissenschaftler konnten ihre Ergebnissen soeben (5.05.2003) vorab online im renommierten Fachblatt "Nature Neuroscience" veröffentlichen.
    (5. 5. 2003) Silvia Schattenfroh


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).