Berlin – Rund 360 000 Flüchtlinge leben derzeit in Deutschland. Mindestens ein Drittel davon leidet unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), ein Drittel unter Depressionen. Viele von ihnen erlebten Krieg, Gewalt und massive Menschenrechtsverletzungen in ihrem Heimatland. Doch auch die Bedingungen im Aufnahmeland haben unmittelbare Folgen für die psychische Gesundheit der Flüchtlinge, das belegen aktuelle Studien. Welche therapeutische Unterstützung Flüchtlinge in Deutschland benötigen, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, die am 26. März 2015 in Berlin stattfindet.
Flüchtlinge, die in ihrer Heimat Verfolgung und Folter ertragen mussten, politischer Gewalt zum Opfer fielen, die schwere Menschenrechtsverletzungen erlebt haben und infolgedessen körperlich erkrankt sind, leiden häufig unter einer PTBS. Sie haben Angstzustände, fühlen sich hilflos und können das Erlebte nicht verarbeiten. Die Betroffenen erscheinen oft teilnahmslos und gleichgültig, können aber auch aggressiv sein. „Wenn diese körperlichen und psychischen Leiden im Aufnahmeland nicht zeitnah und angemessen behandelt werden, besteht die Gefahr einer Chronifizierung – also einer dauerhaften psychischen Störung“, warnt Professor Dr. med. Johannes Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Marburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie (DGPM).
Eine Depression oder PTBS erschwere eine mögliche Heimkehr in das Herkunftsland, verhindere gleichzeitig aber auch eine gelungene Integration im Aufnahmeland, so Kruse. „Die Traumata sind eine große Last im Leben dieser Menschen, die entwurzelt, fremd und alles andere als freiwillig bei uns ankommen“. Es fange schon mit der Sprachbarriere an, die vor allem auch eine Therapie erschwere. Hinzu kommen große kulturelle Unterschiede. Beides erfordert eigens geschulte Therapeuten und Übersetzer. „Zusätzlich ist Verständnis, Einfühlungsvermögen und Wissen über Gewalt- und Kriegstraumata gefragt. Das können nur fachübergreifende Teams leisten, zumal häufig körperliche Leiden und Verletzungen bei Flüchtlingen hinzukommen und mitbehandelt werden müssen“, erklärt Kruse.
Mittlerweile beweist eine Reihe von Studien, dass Psychotherapie die Symptome der PTBS wirksam reduziert. Wichtig sei es dafür jedoch, so Kruse, auch Flüchtlingen mit unsicherem Aufenthaltsstatus einen sicheren Raum zu schaffen – beispielsweise durch feste Bezugspersonen und angemessene Versorgung und Unterkunft. Nur dann könne eine traumaspezifische Psychotherapie Erfolg haben. „In Deutschland fehlen jedoch bisher Strukturen, die eine angemessene Versorgung für die Flüchtlinge ermöglichen“, ergänzt der Präsident des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Professor Dr. med. Stephan Zipfel. Ein mögliches Modell wäre die Kooperation von Psychosomatischen Institutsambulanzen, niedergelassenen Experten aus Schwerpunktpraxen mit psychosozialen Behandlungszentren für Flüchtlinge und Folteropfer.
Wie die Situation der betroffenen Flüchtlinge in Deutschland durch umfassende psychosoziale Behandlung verbessert werden kann, diskutieren Experten bei der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, die am 26. März 2015 in Berlin stattfindet.
Terminhinweise:
Carus Lecture (öffentlich!)
Peter Sloterdijk: Das Ende des alt-europäischen Dualismus: Die Sezession der Seele vom Körper und ihre Rückkehr zu ihm
Termin: Mittwoch, 25. März ab 18 Uhr
Ort: Audimax des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Anschrift: Garystraße 35, 14195 Berlin-Dahlem
Pressekonferenz anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Termin: Donnerstag, 26. März 2015, 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr
Ort: Senatssaal des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
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Pressekonferenz anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
„Psycho – Somatik: Dialog statt Dualismus“
Termin: Donnerstag, 26. März 2015, 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr
Ort: Senatssaal des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin
Anschrift: Garystraße 35, 14195 Berlin-Dahlem
Themen und Referenten:
Am Bildschirm statt auf der Couch – Neue Medien in der Psychotherapie
Professor Dr. med. Stephan Zipfel
Kongresspräsident, Vorsitzender des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM); Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin VI (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Universitätsklinikum Tübingen
Angst durch Krieg, Armut und Gewalt: Wie wir traumatisierten Flüchtlingen helfen können
Professor Dr. med. Johannes Kruse
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und Ärztlicher Direktor der Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätskliniken Gießen und Marburg
Hitzewallungen, Schlafstörungen & Co: Sind wirklich alle Symptome der Wechseljahre hormonbedingt?
Professorin Dr. med. Kerstin Weidner
Klinikdirektorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, Dresden
Macht „immer online“ schon Jugendliche einsam? Wie exzessive Internetnutzung die Bindungsfähigkeit von Heranwachsenden beeinflusst
Professor Dr. med. Manfred Beutel
Direktor der Klinik und Polyklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
Schnellere Hilfe für Patienten mit psychischen Problemen - Das Hamburger Netzwerk für somatoforme Störungen
Professor Dr. med. Bernd Löwe
Direktor des Instituts und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
Pressestelle
Janina Wetzstein und Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457; Fax: 0711 8931-167
wetzstein@medizinkommunikation.org
http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de
http://www.dgpm.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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