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25.03.2015 11:08

HoF-Arbeitsbericht: Ergebnisse der Studierendenbefragung 2013 an den Hochschulen Sachsen-Anhalts

Kerstin Martin Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Die deskriptive Studie ermittelt den Stand der Heterogenität Studierender. Hierfür wurden zwei Online‐Befragungen durchgeführt, die eine erhebbare Auswahl der Dimensionen studienrelevanter Heterogenität abbilden. Damit soll eine Informationsgrundlage geschaffen werden, die dem sachsen‐anhaltischen Verbundprojekt HET LSA bei der Identifizierung von Handlungsbedarfen in Studium und Lehre zur Orientierung dienen kann.

    Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt sehen sich mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert, die in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird und dauerhaft begleitet werden muss:
    - Einerseits gehört gerade Sachsen-Anhalt zu den am stärksten demografisch herausgeforderten Regionen. Reduzierte Altersjahrgänge und gleichzeitig erheblicher Fachkräftebedarf machen eines notwendig: Es müssen auch solche jungen Menschen für ein Hochschulstudium interessiert werden, die für ihre individuelle Qualifizierung bisher eher nichtakademische Optionen präferiert hätten.
    - Andererseits ergibt sich daraus, dass die Heterogenität der Studierendenschaft deutlich zunehmen wird. Das betrifft differenzierte kognitive Anfangsausstattungen, unterschiedliche (berufs-)biografische Erfahrungshintergründe, kulturelle Herkünfte (sozial oder/und ethnisch), Lebensalter sowie Erwartungen und Intentionen, die sich individuell mit einem Hochschulstudium verbinden. Damit werden zunehmend auch solche Studierende an die Hochschulen gelangen, die nach den bisherigen Erfahrungen erhöhten Studienabbruchrisiken unterliegen.
    Das im Rahmen des Qualitätspakt Lehre (QPL) geförderte Verbundprojekt von sieben Hochschulen in Sachsen-Anhalt (kurz: HET LSA), greift in seinem gemeinsam formulierten Verbundantrag das Thema „Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre“ auf. Das Ziel ist, die Anschlussfähigkeit (Adaption) der Studierenden zu sichern und den Studienerfolg zu erhöhen. Das Institut für Hochschulforschung (HoF) wurde beauftragt, durch Befragung der Studierenden Sachsen-Anhalts eine Informationsgrundlage zum Stand der Heterogenität zu schaffen, die dem Verbund bei der Identifizierung von Handlungsbedarfen zur Orientierung dienen kann. Hierfür wurden zwei Online-Befragungen durchgeführt - unterschieden nach Universitäten (Vollerhebung) und Fachhochschulen (Stichprobe), die eine erhebbare Auswahl der Dimensionen studienrelevanter Heterogenität abbilden.
    Insgesamt nahmen an der Befragung 4.708 Studierende an den Universitäten und 1.261 an den Fachhochschulen des Landes teil. Das entspricht einer Rücklaufquote von 15,2 % (Unis) bzw. 17,8 % (Stichprobe Fachhochschulen). Sowohl an den Universitäten als auch an den Fachhochschulen haben mehr Studentinnen als Studenten an der Befragung teilgenommen. (Uni:57,3 % / FH: 58,5 %).
    Als zentrale Ergebnisse der Studierendenbefragung 2013 in Sachsen-Anhalt lassen sich festhalten:
    - In den Erhebungen wird deutlich, dass sich nur wenige Befragte genügend von der Schule auf das Studium vorbereitet fühlen. Insgesamt werden die Anforderungen im Studium und im Studienalltag als deutlich herausfordernder empfunden. Etwa 90 % der Befragten wünschen sich ein Orientierungssemester zu Beginn des Studiums. Dies deutet einerseits auf eine (empfundene) unzureichende schulische Vorbildung hin und andererseits auf einen erhöhten Informationsbedarf zum Studium sowie das ungenügende Vermögen, sich selbst hinsichtlich der Studierfähigkeit einzuschätzen.
    - Dennoch äußern sich die Befragten insgesamt zufrieden mit ihrem Studium und ihrer Hochschule. Für drei Viertel der Befragten haben sich bisher die Erwartungen an das Studium erfüllt. Die Mehrheit der Befragten studiert an der Wunschhochschule, wo zugleich die Studienbedingungen als überdurchschnittlich gut empfunden werden, und fühlt sich darüber hinaus sozial an der Hochschule und am Hochschulstandort integriert. In den beiden Erhebungen tragen sich nur wenige Befragte ernsthaft mit dem Gedanken an einen Studienabbruch, Fachwechsel oder Hochschulwechsel.
    - Nachweisbar ist eine erhöhte soziale Selektivität nach Bildungsherkunft sowohl für Studierende an Universitäten als auch an Fachhochschulen. Studierende in Sachsen-Anhalt weisen überdurchschnittlich häufig eine „hohe und gehobene Bildungsherkunft“ auf. Der Bildungstyp „niedrig“ liegt in den HET-LSA-Erhebungen etwas über den vom Deutschen Studentenwerk ermittelten Werten. Dagegen ist die Ausprägung der „mittleren Bildungsherkunft“ in beiden Erhebungen auffallend schwächer ausgebildet.
    - An den Fachhochschulen lässt sich außerdem eine verstärkte Nutzung nichttraditioneller Zugangswege an die Hochschule identifizieren. Die FH-Studierendenschaft zeichnet sich durch eine heterogenere Zusammensetzung hinsichtlich der schulischen Vorbildung und/oder beruflichen Vorkenntnisse aus. Nichttraditionelle Bildungswege werden zudem vorrangig von Studierenden genutzt, die aus Sachsen-Anhalt selbst stammen.
    - Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt profitieren von einem vergleichsweise hohen Zulauf junger Menschen sowohl aus den alten als auch den neuen Bundesländern (insgesamt ca. 60 %). Diese begründen ihre Hochschulwahl mit guten Studienbedingungen und passendem Fächerangebot. Insgesamt kann für die Hochschulen in Sachsen-Anhalt für das Kriterium der regionalen Herkunft eine heterogene Zusammensetzung der Studierenden bestätigt werden.
    - Erkennbar wird ein Zusammenhang von regionaler Herkunft und Verbleibswünschen in Sachsen-Anhalt. Studierende, die aus Sachsen-Anhalt stammen, haben ein größeres Interesse daran, nach Studienende im Land zu bleiben.
    - Die studentische Erwerbsquote liegt an den Hochschulen Sachsen-Anhalts vergleichsweise niedriger als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil an Studierenden, der arbeitet, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist geringer und kann mit den vergleichsweise niedrigeren Lebenshaltungskosten erklärt werden. Daneben ist aber in den HET LSA-Erhebungen auch der Anteil an erwerbstätigen Studierenden kleiner, die als Erwerbsgrund angeben, sich etwas mehr leisten können zu wollen.
    - In den HET LSA-Erhebungen konnten 318 ausländische Studierende erreicht werden. Eine Fallzahl dieser Größenordnung kann als positives Ergebnis festgehalten werden. Im Vergleich zu deutschen Befragten weisen Befragte mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit in beiden Erhebungen höhere Werte in Bezug auf außerhochschulische Belastungen auf. Hinsichtlich ihrer Verbleibsabsichten wünscht sich weit mehr als die Hälfte einen beruflichen Einstieg in Deutschland, und 41,4 % können sich vorstellen, zeitweise in Sachsen-Anhalt tätig zu sein.
    Zielstellung in der hochschulischen Auseinandersetzung mit einer wachsenden Heterogenität Studierender ist es, eine gestaltende Position einzunehmen. Dies betrifft sowohl die institutionelle Rahmung als auch die unmittelbare Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden. Um wachsender Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre zu begegnen, sind Hochschulen aufgefordert, sich um eine Steigerung ihrer Adaptionsfähigkeit gegenüber heterogener werdenden Studierenden zu bemühen. Das bedeutet: Wenn sich einerseits Studierende erfolgreich an hochschulische Bedingungen und Anforderungen anpassen sollen, müssen andererseits Hochschulen entsprechende Angebote und Strukturen bereitstellen.
    Insgesamt bieten die HET LSA-Erhebungen Ergebnisse und Anknüpfungspunkte für die Hochschulen des Landes, die Heterogenität Studierender aufzugreifen und bei der Gestaltung der Lehre und Studienbedingungen zu berücksichtigen.

    Peggy Trautwein: Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre. Ergebnisse der Studierendenbefragung 2013 an den Hochschulen Sachsen‐Anhalts (HoF‐Arbeitsbericht 1’2015), unter Mitarbeit von Jens Gillessen, Christoph Schubert, Peer Pasternack und Sebastian Bonk, Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin‐Luther‐Universität. Halle‐Wittenberg 2015, 116 S.

    Für inhaltliche Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Peggy Trautwein, Peggy.Trautwein@hof.uni-halle.de, 03491/466138


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de/publikation/heterogenitaet-als-qualitaetsherausforde...
    http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/HoF-AB-15-1.pdf


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    Cover "Heterogenität als Qualitätsherausforderung für Studium und Lehre"
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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