idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.05.2003 13:28

RUB-Hirnforschung: Wenn Gesichter bedeutungslos sind

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie eine Festplatte speichert unser Gehirn bekannte Gesichter und greift je nach Bedarf blitzschnell darauf zurück. Nicht so bei Prosopagnosie-Patienten. Die Krankheit bezeichnet die fehlende Fähigkeit, andere Menschen an den Gesichtszügen zu erkennen und wird deshalb auch "Gesichtsblindheit" genannt. Über dieses seltene Phänomen berichten Dipl.-Psych. Thomas Kress und Prof. Dr. Irene Daum (Neuropsychologie, Fakultät für Psychologie der RUB) in NeuroRUBIN, der aktuellen Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins RUBIN.

    Bochum, 05.05.2003
    Nr. 132

    Wenn Gesichter bedeutungslos sind
    Auf den Spuren einer seltenen Funktionsstörung des Gehirns
    NeuroRUBIN erschienen: Hirnforschung an der RUB

    In weniger als einer halben Sekunde weiß unser Gehirn, ob wir den Menschen vor uns kennen oder nicht. Säuglinge erkennen schon wenige Stunden nach der Geburt ihre Mutter. Wie eine Festplatte speichert unser Gehirn bekannte Gesichter und greift je nach Bedarf blitzschnell darauf zurück. Bei einem Computer reicht schon ein loses Kabel und die Verbindung zur Festplatte ist unterbrochen. Der Bildschirm bleibt schwarz. Im Gehirn kann etwas ähnliches passieren: Das Gegenüber wird zwar gesehen, aber nicht an Augen, Nase oder Mund erkannt. Die Krankheit "Prosopagnosie" bezeichnet die Unfähigkeit, Gesichter zu identifizieren. Dieses seltene Phänomen erforschen Dipl.-Psych. Thomas Kress und Prof. Dr. Irene Daum (Neuropsychologie, Fakultät für Psychologie der RUB) in NeuroRUBIN, der aktuellen Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins RUBIN.

    NeuroRUBIN im Internet

    NeuroRUBIN inkl. Fotos zum Herunterladen finden Sie im Internet unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/neurorubin/

    Gestörte Informationsverarbeitung

    Nervenzellen kommunizieren mit elektrischen Signalen - sichtbar im EEG (Elektroenzephalogramm). In der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Uni Bochum haben Wissenschaftler die Hirnströme "gesunder" Menschen mit denen von "gesichtsblinden" verglichen. Die Probanden schauten sich während der Tests Gesichter und Häuser an. Gegenstände können auch "Gesichtsblinde" problemlos voneinander unterscheiden. Die EEG zeigen, dass ein bestimmter Teil des Gehirns normalerweise stärker auf Gesichter als auf andere Dinge reagiert. Im Gegensatz dazu Prosopagnosie-Patienten: Die Hirnaktivität beim Erblicken eines Gesichts ist deutlich geringer. Ihr Gehirn reagiert auf Gesichter und Häuser in etwa gleich. Die Neuropsychologen führen deshalb Prosopagnosie auf eine Störung der Informationsverarbeitung zurück. Das Gehirn kann offenbar die gesehenen Reize nicht mit den Merkmalen bereits gespeicherter Gesichter vergleichen.

    Gesichter verschwimmen zu weißer Fläche

    Um Menschen zu erkennen, brauchen "Gesichtsblinde" auch ihre Stimme oder typische Bewegungen. Die Erkrankten sehen zwar die Gesichtszüge. Sie ergeben aber keinen Sinn. Einige Patienten nehmen Gesichter nur als blanke, helle Fläche wahr. Verursacht wird Prosopagnosie, bei der selbst das eigene Spiegelbild fremd bleiben kann, durch Kopfverletzungen oder einen Schlaganfall. Neuere Meldungen berichten von Menschen, die diese Störung seit ihrer Geburt haben.

    Von Mäusen und Menschen

    NeuroRUBIN stellt insgesamt elf Themen aus den Neurowissenschaften vor: "Der kleine Unterschied" im menschlichen Gehirn; Von der Nase ins Gehirn - Wie Düfte Gestalt annehmen; Leistungssteigerung und Plastizität bis ins hohe Alter - Wie das Gehirn sich selbst repariert; Künstliche Bewegung, so natürlich wie möglich; Sehen und Bewegen: Ein Feuerwerk der Nervenzellen; Modell des Objektsehens: Schnelle Links für scharfe Bilder; Elektrische Synapsen: "Aschenputtel" unter den Zellkontakten; Räume der Bewegung - Wo Nervenzellen entstehen, wachsen und sich verändern; Diagnose Veitstanz - Was kann da noch helfen?; Mäuse stehen Modell für neurodegenerative Erkrankungen; dazu ein Einblick in die Forschungsprojekte an der International Graduate School for Neuroscience (IGSN).

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Irene Daum, Neuropsychologie, Fakultät für Psychologie der RUB, Tel.: 0234/32-28674, Fax: 0234/32-14622

    Bezug des Magazins

    NeuroRUBIN ist für 4,50 Euro in der International Graduate School for Neuroscience erhältlich (Kontakt: Dr. Thomas Niemann 0234/ 32-26955; IGSN@neurobiologie.ruhr-uni-bochum.de).


    Weitere Informationen:

    http://www.ruhr-uni-bochum.de/neurorubin/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).