Der mit 50.000 Euro dotierte IZA Prize in Labor Economics wird in diesem Jahr an den Wirtschaftswissenschaftler Jan Svejnar verliehen. Der an der Columbia University in New York lehrende Ökonom mit tschechischer und US-amerikanischer Staatsangehörigkeit hat mit seinen Analysen des Übergangs sozialistischer Planwirtschaften zu marktwirtschaftlichen Strukturen die Forschung geprägt und der Politik wertvolle Handlungshinweise gegeben. Svejnars Arbeiten haben maßgeblich dazu beigetragen, die ökonomischen Umbrüche in der Praxis erfolgreich zu bewältigen.
Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Europa legte Svejnar eine umfassende Agenda zur Gestaltung des Wandels von der Plan- zur Marktwirtschaft in Osteuropa vor. Rückblickend zeigt sich, wie treffsicher Svejnar bereits damals die Handlungsnotwendigkeiten in den Transformationsökonomien diagnostizierte: Effiziente Finanzmärkte, Handels- und Produktionsstrukturen setzten die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen und die Beseitigung von Marktzugangsbarrieren voraus. Privatisierungen und Anreizprogramme in Staatsbetrieben – etwa in Form von an den kurz- und langfristigen Betriebserfolg geknüpften Managergehältern – konnten die Unternehmen leistungsfähiger machen.
Svejnar empfahl darüber hinaus gezielte Sozial- und Arbeitsmarktreformen einschließlich der Einführung von Arbeitslosenunterstützung und Weiterbildungsprogrammen nach westlichem Vorbild sowie die Förderung der räumlichen Mobilität von Erwerbspersonen, um die Arbeitsmarktflexibilität in den Transformationsgesellschaften zu vergrößern.
Die Transformationsprozesse in Osteuropa zeigen, dass Svejnars Politikempfehlungen und seine danach folgenden umfangreichen Forschungsarbeiten überaus scharfsichtig waren und diejenigen Staaten den Umbruch am erfolgreichsten gestalten konnten, die Svejnars Empfehlungen besonders konsequent folgten.
IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann würdigte die hohe Praxisrelevanz der Forschungsarbeiten des Preisträgers: „Jan Svejnar zählt zu den ausgeprägt politisch denkenden Ökonomen. Er hat das Forschungsgebiet der Transformationsökonomie maßgeblich mit aufgebaut und dabei stets im Blick behalten, dass praxisnahe Wissenschaft immer auch die Basis für gute Politikberatung sein muss. Für Europa war der Wandel der mittel- und osteuropäischen Länder von maroden Planwirtschaften zu erfolgreichen Marktwirtschaften die größte Herausforderung der Nachkriegszeit. Svejnar hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Wissenschaft diesen Prozess kompetent begleiten konnte. Der IZA Prize 2015 würdigt seine über zwei Jahrzehnte erbrachten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet, die akademische Pionierleistungen und Richtschnur für politisches Handeln zugleich sind.“
Zur Person:
Jan Svejnar (62) lehrt an der renommierten Columbia University School of International and Public Affairs und ist Gründungsdirektor des dortigen Center on Global Economic Governance (CGEG). Frühere akademische Stationen führten ihn unter anderem für einige Jahre an die University of Michigan, wo Svejnar zunächst als Direktor des William Davidson Institute der Ross School of Business und im Anschluss als Direktor des International Policy Center der Gerald R. Ford School of Public Policy lehrte und forschte. Von 1992 bis 1997 engagierte sich Svejnar zudem als Gründungsdirektor des Wirtschaftsforschungsbereichs der tschechischen Akademie der Wissenschaften. Svejnar ist regelmäßig als unabhängiger Berater für Regierungen und Nichtregierungsorganisationen tätig. Unter anderem berät er die Weltbank, die OECD und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Im Jahr 2008 kandidierte er für die Präsidentschaft der Tschechischen Republik.
Über den IZA-Preis:
Der „IZA Prize in Labor Economics“ wird seit 2002 jährlich in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Arbeitsökonomie verliehen und soll einen Anreiz zu weiteren Forschungsarbeiten liefern, die sich den drängenden Fragen der Arbeitsmarktpolitik widmen. Zu den bisherigen IZA-Preisträgern zählen unter anderem die späteren Nobelpreisträger Dale Mortensen und Christopher Pissarides.
Über das IZA:
Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ist ein unabhängiges Wirtschaftsforschungsinstitut, das sich auf die wissenschaftliche Analyse der globalen Arbeitsmärkte konzentriert und nationale Regierungen sowie internationale Institutionen in Arbeitsmarktfragen berät. Mit mehr als 1.300 kooperierenden Ökonomen aus rund 50 Ländern verfügt das 1998 gegründete Institut mit Sitz in Bonn über das größte internationale Forschungsnetzwerk in den Wirtschaftswissenschaften. Das IZA wird auch durch die Deutsche Post-Stiftung finanziell unterstützt.
Pressekontakt:
Mark Fallak
Head of Communications, IZA
Tel.: (0228) 3894-223
E-Mail: fallak@iza.org
http://www.iza.org - Homepage des IZA
http://www.iza.org/prize - Informationen zum IZA-Preis
http://www.iza.org/profile?key=463 - Vita von Jan Svejnar
http://www.iza.org/prize2015/IZAPrizeStatement2015_de.pdf - Preisbegründung im Volltext
Jan Svejnar erhält IZA-Preis 2015
Foto: IZA
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IZA-Preismedaille
Grafik: IZA
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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