Tod durch Röntgenstrahlen - Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
bringt bedrückende Fakten an die Öffentlichkeit
Der Präsident der Deutsche Röntgengesellschaft e.V. und Direktor des Instituts für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie an der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Norbert Hosten, sowie der Stellvertretende Institutsdirektor PD Dr. Michael Kirsch haben am Dienstag, dem 14. April in Tel Aviv eine Ausstellung zur Geschichte der Radiologie in der Zeit des Nationalsozialismus eröffnet. Prof. Jacob Sosna, Präsident der Israelischen Röntgengesellschaft, hat die Exposition öffentlich vorgestellt.
Die Ausstellungseröffnung fand in der Universität von Tel Aviv statt. Der Termin wurde gewählt, weil am Tag darauf der bedeutendste jüdische Gedenktag, der jährliche Holocaust Memorial Day, in Israel eingeläutet wird. Ab 18.00 Uhr ruht das öffentliche Leben und am Donnerstag (16. April) erinnern Sirenen im ganzen Land und alle Menschen in der Öffentlichkeit stehen für eine Schweigeminute still.
Im Jahr 2010 beauftragte die Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG) die Medizinhistorikerin Dr. Gabriele Moser von der Universität Heidelberg mit der Aufarbeitung der Geschichte der Deutschen Röntgengesellschaft in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V. (DEGRO) trat im Hinblick auf die gemeinsame Vergangenheit diesem Projekt im Jahr 2012 bei. Nach ersten Veröffentlichungen in Fachpublikationen und Präsentationen auf Fachkongressen soll diese Ausstellung einen Gesamtüberblick über das Thema geben und nun auch ein breiteres Publikum erreichen. Zeitgleich wird der wissenschaftlich aufbereitete Rückblick auch erstmals in Deutschland, ab heute im Deutschen Röntgenmuseum in Remscheid gezeigt.
„Die Ergebnisse zeigen die deprimierenden Realitäten der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland in einem erschreckenden Ausmaß, das kaum begreifbar ist aus unserer heutigen Sicht“, sagte Prof. Norbert Hosten in Israel. „Es ist wichtig, dass wir uns unserer Geschichte und unserer Verantwortung stellen.“ Hosten bedankte sich bei Prof. Jacob Sosna für seine Unterstützung, die eine Ausstellung direkt in Israel ermöglicht hatte.
Die weitreichenden Forschungen im Rahmen des Projekts zeichnen den verbrecherischen Einsatz der Röntgenstrahlung im Dienste nationalsozialistischen Rassenwahns nach und dokumentieren wissenschaftliche Karrieren. Sie umfassen aber auch die oftmals schwierige Bergung von Biografien verfolgter und ermordeter Radiologen zwischen 1933 und 1945. Eines der schlimmsten Kapitel betrifft die Zwangssterilisation durch Strahlenbehandlung. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 5. Dezember 1933 schaffte die „rechtliche“ Grundlage für Verbrechen an insgesamt etwa 360.000 Menschen, die in den zwölf Jahren der Nazidiktatur unfruchtbar gemacht wurden. Zur Sterilisierung mit Röntgen- und/oder Radiumbestrahlung waren 150 Ärzte zugelassen. Von den insgesamt 360.000 Zwangssterilisierten sind etwa zwei Prozent durch Strahlenbehandlung unfruchtbar gemacht worden. Die Ausstellung dokumentiert diese medizinischen Grausamkeiten auch an Überlebenden. Die Ausstellung ist digitalisiert worden und somit im Internet zweisprachig frei zugänglich (http://www.drg.de/de-DE/1476/radiologie-im-nationalsozialismus).
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie
Direktor: Prof. Dr. med. Norbert Hosten
Neubau Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-69 60
E hosten@uni-greifswald.de
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http://www.drg.de/de-DE/1476/radiologie-im-nationalsozialismus
Prof. Jacob Sosna (li., Jerusalem) und Prof. Hosten (Greifswald) bei der Eröffnung der Ausstellung i ...
Foto: UMG
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Die Ausstellung ist digitalisiert worden und somit im Internet zweisprachig frei zugänglich (www.drg ...
Quelle: www.drg.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Elektrotechnik, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Politik
überregional
Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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