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06.05.2003 00:00

200 Jahre badische Universität Heidelberg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Am kommenden Samstag (10. Mai) gedenkt die Universität Heidelberg eines historischen Datums - Prof. Dr. Eike Wolgast schildert hier die Hintergründe

    Mit dem Ende der Kurpfalz in den Revolutionskriegen und dem Frieden von Lunéville 1801 (Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich) geriet auch die Universität Heidelberg in eine ihre Existenz bedrohende Krise. Bisher vor allem auf Eigenmittel fundiert, verlor sie alle Einkünfte und Besitzungen links des Rheins, die ihre Haupteinnahmequelle ausmachten.

    Auch wenn der letzte Pfälzer Kurfürst Maximilian Joseph die Universität mit materiellen Zuwendungen unterstützt und der konfessionellen Bevorzugung von Katholiken bei der Lehrstuhlbesetzung ein Ende gesetzt hatte, war die Heidelberger Hochschule beim Übergang der rechtsrheinischen Pfalz materiell bankrott und geistig völlig erstarrt. Als Beleg diene das Urteil Savignys in einer Durchschrift über die Heidelberger Universität von 1804: "Das Erste, was hier jedem Beobachter auffällt, ist die nicht geringe Zahl völlig unbekannter Lehrer, welche aus dem alten hilflosen Zustande der Universität übrig geblieben sind."

    Die wichtigste Entscheidung traf der neue badische Landesherr schon damit, dass er die Universität bestehen ließ - Heidelberg blieb damit vom großen Hochschulsterben verschont, dem damals viele Universitäten zum Opfer fielen (etwa Mainz, Köln, Erfurt, Helmstedt, Wittenberg).

    Mit dem 13. Organisationsedikt vom 13. Mai 1803, verfasst vom badischen Staatsrat Friedrich Brauer, wurde die Universität zur staatlich alimentierten Bildungsanstalt mit festen, regelmäßig gezahlten Zuwendungen durch das Land. Das Rektoramt übernahm der Landesfürst (damals Kurfürst, seit 1806 Großherzog Karl Friedrich), der sich dadurch in besonderer Weise mit der Universität identifizierte; er führte den Titel eines Rector Magnificentissimus. Für die Geschäfte wählte der Senat einen jährlich wechselnden Prorektor - diese Bestimmung hielt sich bis zur Revolution von 1918.

    Die inhaltliche Neuorientierung und Modernisierung erfolgte aus dem Geist des Neuhumanismus; ihr spiritus rector war der badische Staatsmann Sigismund von Reitzenstein, der zeitweise das Amt eines Kurators übernahm. Er proklamierte für Heidelberg "den freien, lebendigen Geist ..., ohne den nichts Edles geschieht", war von der Macht der Vernunft ebenso überzeugt wie von der Notwendigkeit einer intensiven Rückbesinnung auf die Antike und die dort verankerte harmonische Menschenbildung. Auf diese Konzeption der allgemeinen Bildung, nicht in erster Linie einer speziellen Berufsausbildung wurde die Universität verpflichtet. Damit stand Reitzenstein der Universitäts- und Wissenschaftsidee Humboldts nahe. Hauptschwerpunkt der Universität sollten die modernen Wissenschaften Philologie und Jurisprudenz werden.

    Für die erneuerte Universität wurden sowohl prominente ältere als auch vielversprechende junge Professoren berufen, so der evangelische Theologe Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1804-1837 in Heidelberg), der klassische Philologe Friedrich Creuzer (1804-1845), der Jurist Anton Friedrich Justus Thibaut (1805-1840), der Anatom Jacob Fidelis Ackermann, der Philosoph Jakob Friedrich Fries (1805-1816), der Technologe und Mathematiker Carl Christian Langsdorf (1806-1834) sowie der Historiker Friedrich Wilken (1805-1817). Zu "thatloser Mitwirkung an der erneuerten Universität", das heißt als prominentes Aushängeschild zur Steigerung der Bedeutsamkeit Heidelbergs, gewann Karl Friedrich den Homer-Übersetzer und Dichter Johann Heinrich Voß aus Jena. Durch persönliche Verbindungen, gezielte Werbung und das sich festigende Ansehen Heidelbergs als geistig moderner und regsamer Universität gelangen in den Folgejahren weitere Berufungen bedeutender Gelehrter, womit in vielen Disziplinen die Voraussetzungen für die Blüte und das Ansehen der Heidelberger Universität während des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden.
    Eike Wolgast

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Eike Wolgast
    Historisches Seminar der
    Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
    Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg
    Tel. 06221 542271, Fax 542267
    erika.lokotsch@urz.uni-heidelberg.de
    www.historisches-seminar.uni-hd.de

    Rückfragen von Journalisten auch an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


    Weitere Informationen:

    http://www.historisches-seminar.uni-hd.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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