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07.05.2003 13:04

Katalog mittelalterlicher Handschriften

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Die zur Universität Erfurt gehörende Forschungsbibliothek Gotha verfügt über eine Handschriftensammlung von 10.500 Bänden, darunter 112 mittelalterliche lateinische Papierhandschriften vom späten 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert. Unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde dieser Bestand von Dr. Elisabeth Wunderle (München) beschrieben. Diese kostbaren Schätze nutzbar zu machen, sie an das Licht der Öffentlichkeit und vor allem in das Blickfeld der Forschung zu rücken, ist Ziel des nun erschienenen Kataloges, der am Donnerstag, dem 8. Mai 2003 um 20.00 Uhr in der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein Gotha vorgestellt wird. Einige der Handschriften können dabei betrachtet werden.

    Entsprechend der Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft besteht die Beschreibung aus drei Teilen: Der erste Teil befasst sich mit dem Äußeren der Handschrift wie Abmessungen, Schriftspiegel und Zeilenzahl. Wasserzeichen im Papier und Schrift sind wichtige Kriterien für die Datierung. Den zweiten Teil der Beschreibung bildet die Geschichte der Handschrift: Es soll - z.B. über Einträge in der Handschrift, die Bestimmung der Schrift und /oder der Wasserzeichen - herausgefunden werden, wann und wo die Handschrift geschrieben wurde; denn nur in jüngeren Handschriften geben Schreiber öfters das Entstehungsdatum, manchmal auch den Entstehungsort an. Selten nennt sich der Schreiber oder auch Besitzer mit Namen. Nur sofern dieser beispielsweise mit Hilfe von Universitätsmatrikeln identifiziert werden kann, ist eine exakte Einordnung der Handschrift möglich. Dies ist vielleicht der spannendste Teil der Katalogisierung, wird hier doch mittelalterliche Geschichte unmittelbar greifbar. Der dritte ist der für die Forschung am wichtigste Teil: Hier geht es um die Texte, die in der Handschrift enthalten sind. Aufgabe des Bearbeiters ist es, herauszufinden, um welche Texte es sich handelt - eine manchmal schwierige und zeitraubende Aufgabe, da zumeist weder Autor noch Titel angegeben sind. Wird man aufgrund bestehender Repertorien und Datenbanken, welche Textanfänge verzeichnen, nicht fündig, bleibt nur der Weg, sich in die Texte der Handschrift genau einzulesen und über die Kenntnis der mittelalterlichen Literaturgeschichte weiterzukommen. Sind die Texte identifiziert, werden sie ggf. anhand gedruckter Ausgaben auf möglicherweise bestehende größere Abweichungen überprüft.

    Bei dem katalogisierten Bestand handelt es sich im wesentlichen um Gebrauchshandschriften, d.h. Handschriften, die keine prachtvolle Ausstattung durch Buchschmuck besitzen, sondern die, oft in etwas flüchtiger Schrift, Texte enthalten, die im Alltag gebraucht wurden: z.B. Texte für den Universitätsbetrieb. Ein Beispiel dafür ist eine Handschrift, die zur Bibliothek des Gothaer Gymnasium Ernestinum gehört, welche 1945 in die Bibliothek auf dem Friedenstein Eingang fand. Der Band stammt aus dem Umfeld der Leipziger Universität, wurde dort z.T. von einem Studenten geschrieben. Sie enthält antike und humanistische Texte, die meist mit erklärenden Glossen versehen sind, etlichen Texten ist auch eine deutsche Übersetzung beigegeben.

    Thematisch bilden die theologischen Handschriften den Hauptteil (58), es findet sich aber auch eine große Anzahl von Handschriften mit naturkundlichen Texten (19), bei denen der Praxisbezug besonders deutlich wird: So gehörte eine medizinische Sammelhandschrift dem Arzt Albrecht Münsinger (Krauel, gest. 1509), der Leibarzt Kaiser Friedrichs III. war. Besonders bemerkenswert sind die Handschriften mit Texten antiker (z.B. Vergil) und humanistischer (z.B. Petrarca) Autoren (23). Bei dieser Erschließungsarbeit konnten auch bisher unbekannte Texte gefunden werden.

    Die Herkunft der Handschriften ist weit gestreut: Die theologischen Stücke stammen zum größten Teil aus dem deutschen Sprachgebiet, darunter einige aus der Mainzer Dombibliothek, die naturkundlichen Zeugnisse kommen u.a. aus Böhmen und Mähren, Italien, Belgien/ sowie den Niederlanden; die humanistisch geprägten Handschriften wurden zu einem großen Teil in Italien geschrieben. Unter den Vorbesitzern finden sich Gelehrte und Dichter wie Albrecht von Eyb, Sigismund Gossembrot und Sebastian Brant. Umfangreiche Register erschließen die unterschiedlichsten Aspekte dieses Bestandes.

    Weitere Informationen/ Kontakt: Rupert Schaab 03621-3080-0


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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