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07.05.2003 14:58

Soziale Kompetenzen immer wichtiger

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Die Veränderung der Arbeitswelt bringt neue Anforderungen an die berufliche Bildung
    Eine stärkere Öffnung der beruflichen Aus- und Weiterbildung hin zu gesellschaftlicher Handlungskompetenz fordert eine neue Studie "Subjektivierung von Bildung", die jetzt im Auftrag der TA-Akademie erschienen ist.*

    "Soziale Schlüsselqualifikationen gewinnen künftig an Bedeutung und müssen systematisch gefördert werden", so Ingo Matuschek, einer der Autoren. Gerade die Aufgabenteilung zwischen schulischer und beruflicher Bildung müsse nach beiden Seiten hin gelockert werden: "Weil den Jugendlichen der legitime Anspruch auf Selbstverwirklichung im Erwerbsleben nicht durch ökonomische Zwangslagen genommen werden darf, ist es erforderlich, sie zu einer realistischen Abwägung von eigenen Ansprüchen an die Erwerbsarbeit und den tatsächlich gegebenen Realisierungsmöglichkeiten zu befähigen."

    Man lerne in der Schule zwar angeblich für das Leben, "aber man lernt dem gegenüber wenig darüber, dieses Leben auch zu gestalten," so die Autoren. "Die Fähigkeit, die eigene berufliche Zukunft zu planen und diese Pläne auch zu verwirklichen, ist eine Basiskompetenz, die entscheidend für die Aufnahme und die Ausübung einer Berufstätigkeit ist", so Matuschek. Diese Art von Planungskompetenz sei geradezu eine Voraussetzung dafür, jenseits kurzfristig rationaler Entscheidungen auch langfristige Handlungsziele und berufliche Entwicklungslinien verfolgen zu können. Deshalb müsse auch die berufliche Bildung vermehrt allgemeine Kompetenzen für die alltägliche Lebensführung vermitteln, die es dem Individuum ermöglichen, reflexiv undselbstbestimmt zu handeln.
    "Auch die Fähigkeit zur aktiven Gestaltung der freien Zeit wird angesichts flexibler Arbeitszeiten und der Erosion etablierter Zeitinstitutionen immer mehr zu einer Basiskompetenz", so Matuschek. Berufliche Bildung müsse zur Förderung entsprechender Kompetenzen an den individuell unterschiedlichen persönlichen Grundlagen anknüpfen; erforderlich seien aber auch allgemeine Bildungsmaßnahmen.
    Eine weitere wichtige Aufgabe komme der beruflichen Bildung künftig auch in Richtung "Selbstvertretungskompetenz" zu. Matuschek: "Das Erkennen der eigenen Interessen, Konflikt- und Verhandlungsfähigkeit sowie die Fähigkeit, betriebliche und überbetriebliche Koalitionen zu finden, sind zentrale Voraussetzungen für die berufliche Selbstbehauptung."
    Insgesamt ist die Arbeitswelt nach Meinung der Autoren von einer zunehmenden Subjektivierung geprägt, der sich das Bildungswesen anpassen müsse: So spiele etwa im Berufsbild der Software-Entwickler immer mehr die Erfassung und Umsetzung häufig widersprüchlicher Kundenanforderungen eine zentrale Rolle und nicht mehr das traditionelle Programmieren. "Informatisierung von Arbeit erfordert nicht nur höhere abstrakte Analysefähigkeiten; auch der Stellenwert von kooperativer Meta-Kommunikation und von tätigkeitsbezogenem Erfahrungswissen steigt. Benötigt werden künftig vermehrt Eigenschaften wie Verantwortlichkeit und Kreativität, die mit primär instrumentell ausgerichteten berufsbildenden Maßnahmen allenfalls partiell zu fördern sind, keineswegs aber grundlegend entfaltet werden können", so die Autoren.

    Konkret fordern die Autoren eine umfassende Modularisierung im Bildungswesen. Darunter verstehen sie ein öffentlich getragenes, aber dezentral institutionalisiertes Repertoire von unterschiedlichsten Bildungsbausteinen, die weitgehend frei kombinier- und kumulierbar sein sollten. Außerdem sollte Bildung und Ausbildung unter dem Stichwort "Lebenslanges Lernen" den gesamten Lebensweg des Menschen ohne lebensphasenspezifische Begrenzungen begleiten können.

    Ansprechpartner:
    Dr. Klaus Schönberger, Tel: 0711/9063-196
    E-Mail: klaus.schoenberger@ta-akademie.de
    Dr. Birgit Spaeth, Tel: 0711/9063-226
    E-Mail: birgit.spaeth@ta-akademie.de

    * Julia Egbringhoff/Frank Kleemann/Ingo Matuschek/G. Günter Voß: "Subjektivierung von Bildung. Bildungspolitische und bildungspraktische Konsequenzen der Subjektivierung von Arbeit. Arbeitsbericht Nr. 233 der TA-Akademie, Mai 2003. Als Download im Internet unter www.ta-akademie.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ta-akademie.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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