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05.05.2015 09:16

57 Prozent hören die E-Gitarre vor lauter Pauken nicht

Dr. Romy Müller UNI Services
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

    Nehmen wir ein E-Gitarrensolo in einem klassischen Musikstück wahr, wenn wir uns auf die Anzahl der Paukenschläge konzentrieren müssen? ForscherInnen an der Alpen-Adria-Universität haben den Effekt der Unaufmerksamkeitstaubheit am Beispiel Musik nachgewiesen.

    Der Effekt der Unaufmerksamkeitsblindheit („inattentional blindness“) wurde in der Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsforschung schon mehrfach bewiesen: Wenn Personen ein Basketballspiel mit der Aufgabe verfolgen, die Anzahl der Pässe zu zählen, nehmen die meisten eine als Gorilla verkleidete Person nicht wahr, die mitten durch das Spielfeld läuft. Sabrina Lessiak, Bartosz Gula und Oliver Vitouch (Institut für Psychologie) haben nun einen „Gorilla“ in ein Musikstück eingebaut und so das Phänomen der Unaufmerksamkeitstaubheit („inattentional deafness“) untersucht.

    In ihrer Studie haben sie unter anderem 115 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Modifikation des Stückes „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss (konkret die ersten 1‘50‘‘ des Stücks) vorgespielt. Eingebaut war ein 20-sekündiges E-Gitarrensolo, das die Funktion des Gorillas in der aus dem Jahr 1999 stammenden Basketball-Studie von Simons und Chabris übernehmen sollte. In ihrer Untersuchung unterschieden sie bei den ZuhörerInnen auch zwischen MusikerInnen und musikalischen Laien.

    Die TeilnehmerInnen in der experimentellen Gruppe hatten die Aufgabe, die Anzahl der Paukenschläge im Stück zu zählen; die Kontrollgruppe war nur aufgefordert, das Stück anzuhören. „Wir kamen zum Ergebnis, dass nur 43 Prozent derjenigen, die zählen mussten, das E-Gitarrensolo wahrnahmen. Hingegen bemerkten 81 Prozent der Kontrollgruppe unseren ‚Gorilla‘“, fassen Sabrina Lessiak und ihre Kollegen die Ergebnisse zusammen. Musikalische Vorbildung erhöht die Wahrnehmungsfähigkeit: Vergleicht man diese Werte, haben nur 48 Prozent der musikalischen Laien das Gitarrensolo bemerkt. Hingegen nahmen 75 Prozent der Musikerinnen und Musiker den eingebauten Fremdkörper wahr. „Vertrautheit mit dem Stück und musikalisches Training erhöht unseren Ergebnissen nach die Chance, den ‚Gorilla‘ zu bemerken, eliminiert aber die Unaufmerksamkeitstaubheit nicht vollständig“, so die WissenschaftlerInnen. Insgesamt ist es den ForscherInnen mit der Studie gelungen, den Effekt der Unaufmerksamkeitstaubheit nachzuweisen und aufzuzeigen, dass sich Musik für die Erforschung des Effekts eignet.

    Koreimann, S., Gula, B. & Vitouch, O. (2014). Inattentional deafness in music. Psychological Research, Vol 78, 304 – 312.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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