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18.05.2015 16:01

Klare Worte zum "Internationalen Tag gegen Homophobie" (IDAHO)

Nicola Veith Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

    Präsident der Frankfurt UAS, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, nimmt Stellung zu Vielfalt und Diversität

    „Die Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) versteht sich als und ist eine offene Hochschule, die sich Integration, Antidiskriminierung sowie der Respektierung von Diversität verpflichtet fühlt – auch und gerade mit Blick auf Homosexualität. Denn es gibt – aller Bemühungen und Erfolge Schwuler, Lesben und Transgender zum Trotz – noch immer vielfältige Vorbehalte, die in einer multikulturellen Gesellschaft wie in Frankfurt eben auch Ursachen in den unterschiedlichen Kulturen haben. Ich finde dies aber nicht beunruhigend – es ist ein Thema, an dem wir gemeinsam weiterarbeiten müssen, auch jenseits des IDAHO.

    Ich möchte den Internationalen Tag gegen Homophobie für einige grundsätzliche Anmerkungen nutzen, welches Klima und welchen Umgang miteinander ich mir an dieser Hochschule wünsche:

    Gelebte Vielfalt ist ein Zeichen für Freiheit und somit Voraussetzung für ein freiheitlich-demokratisches Miteinander. Es erscheint mir allerdings, dass unsere Gesellschaft Vielfalt zum Teil lediglich nur aus ganz bestimmten Perspektiven begrüßt und toleriert.

    Mit Vielfalt scheint unsere Gesellschaft nämlich dann problemlos umzugehen, wenn sie sich in einem bestimmten „geschlossenen“ Rahmen entfaltet, man könnte sagen, sich subkulturell definiert, und nicht störend in die „Normalität“ des gesellschaftlichen Lebens eingreift – oder noch schärfer formuliert: nicht irritierend in das eigene Leben hineinwirkt.

    Dieses Stadium hat das Thema „Homosexualität“ erfreulicherweise überwiegend verlassen. Schwule, Lesben und Transgender können hier und heute in unserer Gesellschaft ihr „Anderssein“ leben und sind (nahezu) selbstverständlicher Teil unserer gesellschaftlichen Vielfalt.

    In (gesellschaftlicher) Vielfalt liegen Potenziale und Chancen, die Gestaltungs- und Veränderungskräfte entfalten lassen. Allerdings kommen diese erst dann zum Tragen, wenn die von der Vielfalt initiierten Unterschiede durch diejenigen, die sie wahrnehmen und tolerieren, tatsächlich angenommen werden. Wirkende Vielfalt ist erst dann gegeben, wenn man aufgrund der Vielfalt anfängt nachzudenken und sich selbst bzw. sein Weltbild zur Disposition stellt. Geschieht dies nicht, so bleibt es lediglich bei einem schön klingenden Bekenntnis zur Vielfalt, das zwar im gesellschaftlichen Leben verankert wird, aber letztendlich ohne Wirkung bleibt.

    Als Bürger des demokratischen Deutschlands und Mitglied dieser Hochschule akzeptiere ich, dass Vielfalt besteht und dass es Differenzen, also Unterschiede, gibt und geben darf. Es muss aber grundsätzlich auch eine sehr bewusste Bereitschaft vorhanden sein, sich von Andersartigkeit beeinflussen zu lassen. Es ist erst die Vielfalt, die dazu beiträgt, dass Veränderung und Weiterentwicklung stattfinden können.

    Wir haben die Aufgabe, an dem vielleicht auf den ersten Blick Fremden zu wachsen, offen zu sein, die Welt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und zu lernen. Wo Unterschiedlichkeit und Vielfalt als Chance erkannt werden, kann die Gesellschaft, kann die Hochschulgemeinschaft von ihnen profitieren. Ohne die Aufnahme des Fremden würden wir keine Wissenschaft, keine Forschung und keine moderne Lehre machen können, da es keinen Grund gäbe, Dinge zu hinterfragen und neu zu betrachten – es wäre eine sehr eintönige Welt.

    Es ist doch gerade die Demokratie, die uns die Chance einräumt, uns in unserer sich verändernden Gesellschaft ganz individuell und persönlich weiterzuentwickeln. Daher ist es – im Interesse der Bewahrung der Freiheit – unsere Pflicht, uns aktiv für Vielfalt einzusetzen und einen Raum zu gestalten, in dem Platz für „Andersartigkeit“ ist.

    An dieser Hochschule ist die sexuelle Orientierung kein Thema und darüber freue ich mich sehr; aber so ist es eben noch nicht überall. Die sexuelle Orientierung spielte und spielt doch (noch) eine gewichtige Rolle in den unterschiedlichsten Lebensbereichen oder scheint erwähnenswert. Darum ist es wichtig, dass es den Internationalen Tag gegen Homophobie gibt – und dass wir uns als Hochschule daran beteiligen und uns klar zur Vielfalt bekennen.

    Es ist kaum zu glauben, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst vor 25 Jahren Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten strich. Etwas mehr als 20 Jahre ist es her, als am 11. Juni 1994 der § 175 des deutschen Strafgesetzbuches gestrichen wurde, der „sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechtes“ unter Strafe stellte.

    In Deutschland ist seitdem viel erreicht worden und die Situation ist unterdessen – verglichen mit anderen Ländern – fast „vorbildlich“. Wir sollten dennoch nicht vergessen, dass es immer noch Länder gibt, die Homosexualität unter Todesstrafe stellen. Trotz der Fortschritte, die wir bei uns zu verzeichnen haben, bleibt Einiges zu tun, denn gerade in Schulen und an Hochschulen ist Homophobie durchaus immer mal wieder (noch) ein Thema. Und auch dort, wo es vielleicht tatsächlich keines mehr ist, muss es so lange thematisiert werden, wie es in anderen Organisationen unserer Gesellschaft ein Thema ist. Darin liegt unsere gesellschaftliche Verantwortung.

    Wir als Frankfurt University of Applied Sciences wollen nicht nur an diesem Tag oder in dieser Woche, sondern das ganze Jahr über dazu beitragen, dass der Umgang miteinander und das Verständnis füreinander wächst."

    „Internationaler Tag gegen Homophobie“ am 17. Mai

    Der Tag gegen Homophobie wird an der Frankfurt University of Applied Sciences seit 2009 begangen. Er ist Teil des Selbstverständnisses als besonders familienfreundliche Hochschule, die gender- und diversity-bewusst denkt und in diesem Sinne handelt. Der „Internationale Tag gegen Homophobie“ erinnert an den 17. Mai 1990, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus der Liste der psychischen Krankheiten strich.

    Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Präsident, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Telefon: 069/1533-2415, E-Mail: praesident@fra-uas.de


    Bilder

    Prof. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences, legt anlässlich des IDAHO sein Verständnis von Hochschulen als Ort der Vielfalt und Diversität dar.
    Prof. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences, legt anlässlich ...
    Foto: Frankfurt UAS
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences, legt anlässlich des IDAHO sein Verständnis von Hochschulen als Ort der Vielfalt und Diversität dar.


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