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26.05.2015 08:26

Prof. Dr. Dirk Baecker auf den neuen Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management an der UW/H berufen

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Der Soziologe kehrt nach sieben Jahren an der Zeppelin University an die Universität Witten/Herdecke zurück

    Die Universität Witten/Herdecke hat Prof. Dr. Dirk Baecker auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management berufen. Gleichzeitig wurde er zum Dekan der Fakultät für Kulturreflexion gewählt. Prof. Baecker forscht und lehrt zu Fragen einer Theorie der Digitalisierung: „Die Einführung elektronischer Medien vom Telegraf über das Radio und das Fernsehen bis zum Computer und dem Internet hat ähnlich tiefgreifende strukturelle und kulturelle Folgen für Mensch und Gesellschaft wie zuvor nur die Einführung des Buchdrucks ("moderne Gesellschaft"), der Schrift ("Hochkulturen") und der Sprache ("Stammeskulturen"). Wir leben in der "nächsten" Gesellschaft, mit enormen Verwerfungen zwischen den verschiedenen Stadien der soziokulturellen Evolution“, beschreibt er sein Forschungsgebiet.

    Die Digitalisierung, das heißt der jederzeit mögliche Zugriff auf alle möglichen Informationen in gigantischen Datenspeichern und die Entstehung lernfähiger Computerprogramme stützt sich auf elektronische Medien, die in Politik und Wirtschaft, Religion und Kunst, Wissenschaft und Bildung, Interaktion und Organisation ebenso kreative wie umwälzende Effekte auslösen. Neue Partizipationsmöglichkeiten, neue Geschäftsmodelle, ein neues Interesse an der Mensch/Maschine-Schnittstelle, neue Arbeitsformen, eine neue, spirituelle Religiosität und neue Formen des Protests, des Terrors und der Gewalt sind ebenso faszinierende wie beunruhigende Anzeichen einer neuen Differenzierungsform der Gesellschaft. Wo aber so viel Digitales ist, wächst das Analoge auch. Und das Analoge, nach einem Wort von Paul Watzlawick, ist das Widersprüchliche und im Widersprüchlichen Verbindung Haltende.

    Prof. Baecker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der soziologischen Theorie, der Wirtschaftssoziologie, der Organisationsforschung, der Kulturtheorie und der Managementlehre. Die Hypothese einer "nächsten", nicht mehr "modernen" Gesellschaft führt diese verschiedenen Forschungsfelder zusammen. Der gegenwärtige Fluchtpunkt von Baeckers Arbeit ist The Catjects Project (catjects.wordpress.com), in dem George Spencer-Browns Formkalkül als Ausgangspunkt einer Theorie der Digitalisierung vorgestellt und erprobt wird. „Ich freue mich, wieder in Witten zu arbeiten, an einer Universität, die grundsätzlich interdisziplinär orientiert ist. Eine Theorie der Digitalisierung kann man nur ausarbeiten, wenn der Kontakt zu den ‚alten‘ Medien Wort, Ton, Bild, Text, Film und Formel nach allen Regeln einer kulturwissenschaftlich informierten Medientheorie garantiert ist und mit den Themen ‚Gesundheit‘, ‚Wirtschaft‘ und ‚Kultur‘ der Zugang zu aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen gegeben ist.“ Insbesondere fasziniere ihn die Aussicht darauf, Theorien und Modelle zu erarbeiten, die in der Lage sind, eine so oder so bereits reflexive "Kultur" ihrerseits zu reflektieren. Der enge Kontakt zu den Künsten sei hier eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, Sensibilität im Umgang mit der Mensch/Maschine-Schnittstelle im Besonderen und Techniken aller Art im Allgemeinen auszubilden und zu üben. „Und nicht zuletzt will ich sehen, wie eine Lehre aussieht, die Universitätsseminare als Orte der Forschung versteht und auch dann zur Forschung befähigt, wenn der weitere Weg der Absolventen nicht in die Wissenschaft führt. Wie das geht, werden mir die Studierenden schon zeigen“, lacht er.

    Prof. Dr. Dirk Baecker hat Soziologie und Ökonomie in Köln und Paris studiert und wurde im Fach Soziologie an der Universität Bielefeld mit einer Arbeit über die Marktwirtschaft promoviert. Bei Niklas Luhmann forschte er anschließend zu Formen des Risikomanagements in Banken und habilitierte sich mit einer Arbeit über die Form des Unternehmens. Ein Heisenbergstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglichte ihm die Ausarbeitung einer Kulturtheorie als Theorie einer komplexen Balance von Körper, Bewusstsein, Umwelt und Gesellschaft. Nach Forschungsaufenthalten an der Stanford University, Kalifornien, Johns Hopkins University, Baltimore, und an der London School of Economics and Political Sciences, wurde Baecker 1996 auf den Reinhard-Mohn-Stiftungslehrstuhl für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und sozialen Wandel an der Universität Witten/Herdecke berufen und wechselte 2000 ebendort auf den Lehrstuhl für Soziologie. 2000 gründete Baecker zusammen mit Fritz B. Simon und Rudi Wimmer das Management Zentrum Witten, das sich mit Fragen der Weiterbildung systemischer Organisationsberater beschäftigte. 2007 folgte Baecker einem Ruf auf den Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin Universität und im Mai 2015 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke.

    Wichtige jüngere Publikationen sind: Form und Formen der Kommunikation (Suhrkamp 2005), Wirtschaftssoziologie (transcript 2006), Studien zur nächsten Gesellschaft (Suhrkamp 2007), Organisation und Störung (Suhrkamp 2011), Wozu Theater? (Theater der Welt 2013), Beobachter unter sich: Eine Kulturtheorie (Suhrkamp 2013), Neurosoziologie: Ein Versuch (Suhrkamp 2014), Kulturkalkül (Merve 2014).
    Internet: http://catjects.wordpress.com

    Weitere Informationen bei Prof. Dr. Dirk Baecker, dirk.baecker@uni-wh.de

    Über uns:
    Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.


    Bilder

    Prof. Dr. Dirk Baecker
    Prof. Dr. Dirk Baecker
    Foto: Taday
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Dirk Baecker


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