idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.05.2015 12:00

Ein sprudelndes kosmisches Fest

ESO Science Outreach Network (Dr. Carolin Liefke) Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

    Bildveröffentlichung der Europäischen Südsternwarte (Garching) - Im hellsten Teil dieses leuchtenden Nebels mit dem Namen RCW 34 wird Gas durch junge Sterne schlagartig erhitzt und expandiert in das umgebende kühlere Gas. Sobald der erhitzte Wasserstoff den Rand der Gaswolke erreicht, schießt er förmlich wie der Inhalt einer entkorkten Sektflasche nach außen ins Vakuum – diesen Prozess bezeichnet man deshalb auch als „Champagner-Fluss“. Allerdings hat die junge Sternentstehungsregion RCW 34 mehr zu bieten als nur ein paar Blasen: Es scheint dort mehrere Episoden der Sternentstehung innerhalb derselben Wolke gegeben zu haben.

    Dieses neue Bild, aufgenommen mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO in Chile, zeigt eine beeindruckende rote Wolke aus leuchtendem Wasserstoffgas hinter einer Ansammlung von blauen Vordergrundsternen. Innerhalb von RCW 34 – im südlichen Sternbild Vela (Segel des Schiffs) gelegen – versteckt sich eine Gruppe massereicher junger Sterne im hellsten Bereich der Wolke [1]. Diese Sterne haben einen entscheidenden Einfluss auf den Nebel: Gas, das starker ultravioletter Strahlung ausgesetzt ist – wie es im Herz des Nebels geschieht – wird ionisiert, die Elektronen entkommen also aus den Wasserstoffatomen.

    Wasserstoffgas ist für Astrofotografen ein belietes Motiv: Da es hell in der charakteristischen roten Farbe leuchtet, die viele Nebel charakterisiert, erlaubt es ihnen wunderschöne Bilder mit bizarren Formen zu schießen. Außerdem stellt es das Ausgangsmaterial dramatischer Phänomene wie dem Champagner-Fluss dar. Allerdings spielt ionisierter Wasserstoff auch eine wichtige astronomische Rolle: Er ist ein Hinweis auf Sternentstehungsgebiete. Sterne werden in kollabierenden Gaswolken geboren und kommen deshalb in Gebieten mit großen Mengen an Gas wie RCW 34 zahlreich vor. Das macht den Nebel besonders für Astronomen interessant, die die Geburt und Entwicklung von Sternen untersuchen.

    Die Sicht auf die inneren Abläufe der stellaren Kinderstube, die tief in diesen Wolken eingebettet ist, wird durch riesige Mengen an Staub innerhalb des Nebels versperrt. Charakteristisch für RCW 34 ist die extrem hohe Extinktion, was bedeutet, dass fast das gesamte Licht aus dieser Region absorbiert wird, bevor es die Erde erreicht. Obwohl sich das Nest aus eingeschlossenen Sternen einem direkten Blick verweigert, können Astronomen mithilfe von Infrarotteleskopen durch den Staub hindurchspähen, um es näher zu untersuchen.

    Ein Blick hinter das rote Leuchten enthüllt eine Vielzahl junger Sterne in dieser Region, die nur einen Bruchteil der Masse der Sonne besitzen. Diese scheinen sich hauptsächlich um ältere, massereichere Sterne im Zentrum anzusammeln, während nur wenige in den Außenbereichen zu finden sind. Aufgrund dieser Verteilung glauben Astronomen, dass es innerhalb der Wolke mehrere Phasen der Sternentstehung gegeben hat. Zuerst bildeten sich drei riesige Sterne, was wiederum die Bildung mehrerer weniger massereicherer Sterne in der Umgebung zur Folge hatte [2].

    Dieses Bild wurde mit dem FOcal Reducer and low dispersion Spectrograph (FORS) aufgenommen, der am VLT angeschlossen ist. Die Daten selbst wurden im Rahmen des Cosmic Gems-Programms der ESO gewonnen [3].

    Endnoten

    [1] RCW 34 trägt auch die Bezeichnung Gum 19. In seinem Zentrum befindet sich ein heller junger Stern namens V391 Velorum.

    [2] Die massereicheren, sehr hellen Sterne haben nur eine kurze Lebenserwartung – im Bereich von Millionen von Jahren – aber die weniger massereichen leben länger, als das Universum momentan alt ist.

    [3] Das ESO Cosmic Gems-Programm (wörtlich „kosmische Edelsteine“) ist eine ESO-Initiative zur Erstellung von astronomischen Aufnahmen für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Programm nutzt hauptsächlich Zeiten, während derer die Beobachtungsbedingungen nicht den strengen Ansprüchen wissenschaftlicher Beobachtungsarbeit genügt, um Bilder von interessanten, faszinierenden oder von Himmelsobjekten anzufertigen, die einfach schön anzusehen sind. Die Bilddaten sind anschließend im wissenschaftlichen Archiv der ESO für jedermann zugänglich. Auch professionelle Astronomen können sie für ihre Zwecke nutzen.
    Weitere Informationen

    Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist einer der Hauptpartner bei ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.

    Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

    Kontaktinformationen

    Carolin Liefke
    ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
    Heidelberg, Deutschland
    Tel: 06221 528 226
    E-Mail: eson-germany@eso.org

    Richard Hook
    ESO Public Information Officer
    Garching bei München, Germany
    Tel: +49 89 3200 6655
    Mobil: +49 151 1537 3591
    E-Mail: rhook@eso.org


    Weitere Informationen:

    http://www.eso.org/public/germany/news/eso1521/ - Webversion der Pressemitteilung mit weiteren Bildern und Videos (auch in höher aufgelösten Versionen). Zugang vor Ablauf der Sperrfrist bitte bei Lars Lindberg Christensen (lars@eso.org) erfragen
    http://www.eso.org/public/germany/outreach/gems.html - Das Cosmic Gems-Programm der ESO
    http://www.eso.org/public/germany/images/archive/search/?adv=&subject_name=V... - Fotos vom Very Large Telescope


    Bilder

    Europäische Südsternwarte
    Europäische Südsternwarte

    None

    Die Sternentstehungsregion RCW 34.
    Die Sternentstehungsregion RCW 34.
    Bild: ESO
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Europäische Südsternwarte


    Zum Download

    x

    Die Sternentstehungsregion RCW 34.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).