Vor genau 20 Jahren wurde das HI-Virus entdeckt. Seitdem hat die Wissenschaft vieles über die Entstehung von AIDS herausgefunden und große Fortschritte in der Therapie erzielt. Trotzdem breitet sich die Krankheit weiter aus. Die aktuelle epidemiologische Situation und neue Ergebnisse aus der Forschung stehen im Mittelpunkt des 9. Deutschen AIDS-Kongresses, der vom 14. bis 17. Mai 2003 in Hamburg stattfindet. Dieses Jahr richtet die Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V. (DAIG, Vorsitzender: Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Dermatologische Universitätsklinik der RUB) den Kongress erstmals gemeinsam mit der Österreichischen AIDS-Gesellschaft zusammen aus.
Bochum, 12.05.2003
Nr. 145
Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress 2003
20 Jahre AIDS-Forschung - trotz Erfolgen weitere Ausbreitung
Off-label-use-Reglement gefährdet Medikamenten-Verfügbarkeit
Vor genau 20 Jahren wurde das HI-Virus entdeckt. Seitdem hat die Wissenschaft vieles über die Entstehung von AIDS herausgefunden und große Fortschritte in der Therapie erzielt. Trotzdem breitet sich die Krankheit weiter aus. Die aktuelle epidemiologische Situation und neue Ergebnisse aus der Forschung stehen im Mittelpunkt des 9. Deutschen AIDS-Kongresses, der vom 14. bis 17. Mai 2003 in Hamburg stattfindet. Dieses Jahr richtet die Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V. (DAIG, Vorsitzender: Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Dermatologische Universitätsklinik der RUB) den Kongress erstmals gemeinsam mit der Österreichischen AIDS-Gesellschaft zusammen aus. Anlässlich des Kongresses werden die gemeinsam erarbeiteten Therapieempfehlungen neu publiziert und dort ausgegeben.
Risikobewusstsein in Deutschland schwindet
Im Jahr 2002 gab es weltweit ca. 42,5 Mio. HIV-Infizierte, davon 3,1 Mio. Kinder. 3,2 Mio. Menschen starben an AIDS. Obwohl die Anzahl der Neuinfektionen mit HIV in Deutschland konstant ist - ca. 2.000 Menschen stecken sich hier jährlich an -, blicken die Experten mit Besorgnis auf die steigende Anzahl an Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie etwa Syphilis. Sie ist ein Indiz für ein geringer werdendes Risikobewusstsein in der Bevölkerung.
Einschränkung im Gesundheitssystem
Die Therapiesituation ist in Deutschland und den anderen westlichen Industrienationen vergleichsweise gut: Viele neuentwickelte Medikamente gegen das HI-Virus, die z. T. an ganz neuen Angriffspunkten ansetzen, befinden sich kurz vor der Zulassung und eröffnen auch Therapiemöglichkeiten bei Patienten mit vielen Resistenzen gegen die bisherigen Medikamente. Diese Erfolge sind jedoch durch Einschränkungen im Gesundheitssystem gefährdet. "Vor allem das Verbot des sog. off label use, das es untersagt, noch nicht zugelassene Medikamente zu verordnen, bindet uns die Hände", so Prof. Brockmeyer. "Deshalb braucht gerade die HIV-Medizin als innovativster Bereich der Medizin genauso wie für Tumorpatienten eine Sonderregelung mit einem Kommissionsmodell, in dem über den Einsatz nicht zugelassener Medikamente schnell entschieden werden kann."
Unterversorgung in Osteuropa
In den unterentwickelten Ländern und in Osteuropa ist die Versorgung der HIV-Patienten katastrophal, und das, obwohl gerade dort die Zahl der Neuinfizierten dramatisch zunimmt. Auf eine Impfung besteht weiterhin nur eine vage Hoffnung. In Deutschland testet die Gruppe um Prof. Wolf (Regensburg) in einem europäischen Verbund einen Impfstoff u.a. auch in China. Dennoch ist die Aussicht auf Heilung gering.
Längeres Leben birgt neue Erkrankungen
Bei gut versorgten HIV-Patienten zeigen sich aufgrund der besseren Lebensqualität und der damit einhergehenden Lebenszeitverlängerung neue Erkrankungen. "Die wichtigsten sind die durch einige humane Papillom Viren (HPV) verursachten Tumoren", erläutert Prof. Brockmeyer. Diese Viren sind als Auslöser des Gebärmutterhalskrebses (Cervixkarzinom) gut bekannt. Bei HIV-Patienten würden - wie heute schon bei Frauen üblich - Vorsorgeuntersuchungen und gezielte Therapieprogramme benötigt, so der Experte. Hieran arbeitet die Deutsche AIDS-Gesellschaft gegenwärtig. Die Tumoren im Genitalbereich sind bei HIV-Infizierten 30-mal häufiger als bei nicht Infizierten. Früh erkannt sind sie mit geringem therapeutischen Aufwand heilbar.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Vorsitzender der DAIG - Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V., Dermatologische Klinik der Ruhr Universität Bochum im St. Josef Hospital, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum, Tel. 0234/509-3471, E-Mail: n.brockmeyer@derma.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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