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16.06.2015 17:22

Gestärkte Kindergesundheit und Kitas in Mecklenburg-Vorpommern

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Gemeinsame MEDIENINFORMATION
    Birgit Hesse, Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Bundeslandes MV
    Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, MPH, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald

    Wissenschaftler stellen erste Ergebnisse der Evaluation des Kindertagesförderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (KiföG M-V) vor

    Kinder bedürfen gerechter Bildungs- und Entwicklungschancen.

    Jedoch sind der Zugang zu Bildung und die Förderung der Gesundheit in Deutschland ungleich verteilt. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts (KiGGS) zeigen, dass Kinder mit niedrigem Sozialstatus ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten, eine mangelnde körperlich-sportliche Aktivität und eher ungesunde Ernährungsgewohnheiten aufweisen. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Essstörungen sowie Übergewicht sind bei diesen Kindern in stärkerem Maße verbreitet. Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 2013/2014 in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) zeigen, dass viele Kinder von Entwicklungsverzögerungen betroffen sind, z.B. in der Sprache (22,3 %), der Motorik (14,3 %) und im Bereich emotional-sozialer Kompetenzen (12,5 %).

    Ministerin Birgit Hesse dazu: „Ich sehe das mit Sorge, weil schlechtere Startchancen sich auf die weitere Entwicklung und Gesundheit der Kinder auswirken. Eine frühzeitige Förderung der Kinder ist daher besonders wichtig. In Mecklenburg-Vorpommern besuchen die allermeisten Kinder eine Tageseinrichtung, sodass wir dort ansetzen müssen, um zu mehr Kindergesundheit beizutragen“.

    Birgit Hesse und Professor Wolfgang Hoffmann haben am Dienstag in Schwerin aktuelle Ergebnisse des Evaluationsprojekts „Summative Evaluation KiföG M-V“ vorgestellt.
    Die Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (KiföG M-V) hat zu einer deutlichen Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine gesunde kindliche Entwicklung in Kitas in M-V beigetragen. Darauf weist Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann vom Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald hin: „Der Einsatz eines validen, zusammen mit Erzieherinnen entwickelten standardisierten Screeningverfahrens zur altersangepassten Früherkennung kindlicher Entwicklungsgefährdungen stärkte die Qualität der Kitas unseres Landes. Denn die frühzeitige Erfassung sprachlicher, motorischer und sozialer Entwicklungsrisiken von 3- bis 6-Jährigen geht über eine alltagsintegrierte Beobachtung und Dokumentation des pädagogischen Personals hinaus und schafft eine objektive Basis für anschließende Fördermaßnahmen der Erzieherinnen“.

    Das Land gewährt eine jährliche Zuweisung in Höhe von zusätzlich fünf Millionen Euro zur Weiterleitung an die Träger von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen. Diese finanziellen Mittel sind an eine jährliche Durchführung des „Dortmunder Entwicklungsscreenings für den Kindergarten (DESK 3-6)“ für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren gebunden. Eine weitere Bedingung für die Mittelzuweisung ist die Teilnahme der Kitas an einer wissenschaftlichen Prozessbegleitung bzw. Evaluation.

    Aktuell nutzen mehr als 1.300 Erzieherinnen und 6.000 Kinder in 141 Kitas das DESK 3-6. Voraussetzung ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil an vom Jugendamt übernommener Elternbeiträge. „Durch die KiföG-Förderung erreichen wir gezielt Kitas in schwieriger sozialräumlicher Lage“, so Hoffmann. Die Evaluation wird von der Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health (ICM-VC) durchgeführt und vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern finanziell gefördert.

    Die Daten aus vier Erhebungswellen zeigen, dass pädagogisch bedeutsame Verbesserungen der kindlichen Kompetenzen über die Zeit zu beobachten sind. Im sprachlich-kognitiven Kompetenzbereich ist in altersangepassten Messungen eine konstante Verbesserung der DESK-Ergebnisse zu beobachten. „Ein solches Ergebnis ist besonders erfreulich, da die Kinder gerade in diesem Kompetenzbereich besonders große Probleme aufweisen: das richtige Benennen von mindestens sechs dargebotenen Farben oder die Fähigkeit, Erlebtes in logischer und zeitlicher Reihenfolge zu berichten (z.B. vom letzten Wochenende) und einfache und anschauliche Plus- und Minusaufgaben im Zahlenraum bis sechs sind altersspezifische Kompetenzen, die mehr als 40% der Kita-Kinder zur ersten Erhebungswelle 2011/2012 nicht aufweisen“, so Hoffmann.
    Die Verbesserungen in den übrigen Kompetenzbereichen über die Zeit zeigten in die gleiche Richtung, waren aber moderater und nicht in allen Altersgruppen pädagogisch bedeutsam. „Die Daten zeigen uns, dass wir als Landesregierung den richtigen Weg eingeschlagen haben. Das durch zuvor geschultes Personal in den Kitas einheitlich praktizierte DESK hilft, Bereiche der kindlichen Entwicklung zu identifizieren, die besonderer Unterstützung bedürfen“, so Ministerin Hesse. Hoffmann erläutert: „Positive Effekte der Gesetzesnovellierung zeigen auch die Ergebnisse unserer Befragungen des Leitungspersonals, an denen sich über 94 % der Adressaten beteiligten. Bereits im Jahr 2012 gaben 88 % der Befragten an, das DESK habe zur Verbesserung der gezielten individuellen Förderung entwicklungsgefährdeter Kinder beigetragen. Knapp 2/3 des Leitungspersonals nahm Verbesserungen der Kooperation innerhalb des Kita-Teams und der kitaspezifischen Elternarbeit wahr“.

    Solche strukturellen Veränderungen des Kita-Settings zeigen sich zwei Jahre später noch deutlicher: Aktuell melden 95 % des Leitungspersonals zurück, dass die DESK-Ergebnisse Gegenstand in mindestens einem Elterngespräch waren. Ein Meilenstein liegt in der Verständigung auf ein landeseinheitliches Screeningverfahren. Somit können Einrichtungen miteinander verglichen und besonders gelingende Praxisbeispiele entdeckt werden – Kitas können so gut voneinander lernen. Trotz dieser Erfolge sind aber weitere Anstrengungen von Eltern- und Kita-Seite nötig“, so der Greifswalder Forscher. „Wichtig ist jetzt, die gewonnenen Ergebnisse für die Schule nutzbar zu machen. Hierzu arbeiten wir bereits mit den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Nordwestmecklenburg zusammen. Diese gute Kooperation soll im nächsten Schritt auf das ganze Bundesland ausgeweitet werden. Ziel ist es, die Wirksamkeit der KiföG-Förderung auf die Verbesserung der schulischen Leistungen zu untersuchen.“

    Universitätsmedizin Greifswald
    Institut für Community Medicine
    Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health
    Leiter: Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, MPH
    Ellernholzstraße 1-2, 17487 Greifswald
    T +49 3834 86-7751
    E wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de
    http://www.medizin.uni-greifswald.de
    http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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