Kein Hinweis auf neue Übertragungswege: Derzeit sorgt eine Infektionswelle mit dem Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) in Südkorea international für Beunruhigung. Die Gefahrenlage durch das Virus ist seit seinem ersten Auftreten 2012 jedoch unverändert geblieben, erklären Experten der Gesellschaft für Virologie (GfV). Insbesondere gebe es keinen Hinweis darauf, dass das Virus leichter übertragbar sei. Zu dieser Einschätzung kommt die Fachgesellschaft aufgrund von Genomanalysen, die der GfV-Experte Professor Dr. med. Christian Drosten mit einem Expertenkreis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich abgeschlossen hat.
„Aufgrund der uns vorliegenden Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Einrichtungen Südkoreas sehen wir derzeit keinen Anlass, unsere Einschätzung der Gefahrenlage zu ändern“, so der Coronavirusspezialist Drosten. Zu diesem Schluss kamen Virologen, nachdem sie unter anderem die Genomsequenzen der MERS-Viren in Südkorea mit denen ähnlicher Ausbrüche in arabischen Ländern verglichen hatten. „Das Oberflächenprotein, mit dem das Virus an die Zellen andockt und eindringt, hat sich nicht verändert“, so der GfV-Experte. „Dies lässt den Schluss zu, dass auch die Übertragbarkeit des Virus unverändert ist.“ Alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Virus in Saudi Arabien vor allem von Dromedaren auf den Menschen übertragen wird. Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung konnte nur in wenigen Fällen beobachtet werden. Voraussetzung war ein enger Körperkontakt, etwa zwischen Pflegern und Infizierten.
Erstmals hat sich das Erkältungsvirus MERS-CoV Ende Mai 2015 auch außerhalb der arabischen Halbinsel ausgebreitet. In Südkorea haben sich laut Angaben der WHO 164 Menschen infiziert, ein weiterer Fall ist in China aufgetreten. 23 Menschen starben an der grippeähnlichen Krankheit, die zu einer Lungenentzündung und akutem Lungenversagen führen kann.
Zuletzt nahmen die Neuerkrankungen in Südkorea deutlich ab. „Wir hoffen, dass es den Ärzten vor Ort gelingt, den Ausbruch in Südkorea schon bald zu stoppen“, sagt der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Professor Dr. med. Thomas Mertens von der Universitätsklinik Ulm.
Das Ausmaß der Infektionen in Südkorea führen die Experten der GfV auf landesspezifische Bedingungen zurück: „Hierbei spielt beispielsweise das in Südkorea etablierte System der Pflege von Patienten durch Angehörige eine Rolle sowie die verzögerte Diagnose des Indexfalls“, so Drosten, der am Universitätsklinikum Bonn das Institut für Virologie leitet.
Der Ausbruch Anfang 2014 in Saudi Arabien habe jedoch ein schlimmeres Ausmaß gehabt. In den Städten Riad und Jeddah hatten sich vor einem Jahr viele Menschen infiziert, wobei etwa die Hälfte der dokumentierten Fälle tödlich verlief.
Weitere Infos:
Erläuterung der Genomanalyse (Prof. Drosten):
http://www.g-f-v.org/stellungnahmen
Aktuelle Zahl der Infektionen: http://www.who.int/csr/disease/coronavirus_infections/en/
Kontakt für Journalisten:
GfV Pressestelle
Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org
www.g-f-v.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).