Berlin – Menschen mit akuten psychischen Problemen – beispielsweise mit schweren Depressionen oder Essstörungen – warten drei bis sechs Monate auf eine Psychotherapie. Mit der sogenannten psychotherapeutischen Sprechstunde will der Gesetzgeber künftig Abhilfe schaffen: Betroffene könnten dann bereits nach wenigen Tagen mit einem Psychotherapeuten sprechen und mit ihm gemeinsam weitere Behandlungsschritte einleiten. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) weist darauf hin, dass nach wie vor nicht ausreichend Behandlungsplätze verfügbar sind, um den bestehenden Bedarf abzudecken.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) befürwortet eine psychotherapeutische Sprechstunde und in größerem Umfang verfügbare niedrigschwellige und akut zugängliche Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Sie weist jedoch darauf hin, dass nach wie vor nicht ausreichend Behandlungsplätze verfügbar sind, um den bestehenden Bedarf abzudecken.
Psychische und psychosomatische Erkrankungen sind keine bloßen Befindlichkeitsstörungen. Ein Beispiel: Die Patientin M. aus Cuxhaven reißt sich seit einiger Zeit Haare aus, sie hat bereits kahle Stellen am Kopf. Auch ihre dreijährige Tochter zeigt seit einiger Zeit Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung. Bis zu sechs Monate müssten beide derzeit auf therapeutische Hilfe warten. „Dabei liegen hier bereits Symptome einer akuten Belastungssituation vor. Niederschwellige und kurzfristige psychotherapeutische Angebote sind nicht nur in diesem Fall unerlässlich – dadurch kann einer Vielzahl psychischer Erkrankungen sowie deren weiterer Chronifizierung bereits frühzeitig entgegengewirkt werden“, sagt Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm. Selbst von einer rechtzeitigen ambulanten Kurzzeit-Therapie profitieren über die Hälfte der Patienten, diese schätzen ihre Verfassung dann deutlich besser ein als vor der Therapie. „Das erspart den Patienten einen langen Leidensweg und nicht zuletzt auch Ressourcen im Gesundheitssystem“, so der Mediensprecher der DGPM.
Beispielhafte innovative Angebote für eine rasche und interdisziplinäre ambulante psychotherapeutische Versorgung gibt es bereits heute: Das Medizinische Versorgungszentrum für körperliche und psychische Gesundheit Timmermann in Cuxhaven bündelt verschiedene Kompetenzen, neben Psycho- beispielsweise auch Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie, um Patienten schnell und unkompliziert Hilfe anzubieten. Die Patientin M. aus Cuxhaven konnte hier bereits nach wenigen Tagen einen Termin in der Sprechstunde bekommen; ein Arzt entscheidet dann, welche Behandlung, von der Einzel- oder Gruppentherapie bis hin zur sozialmedizinischen Krisenintervention oder Akutbehandlung, in einer Psychosomatischen Klinik angemessen und notwendig ist. Viele Behandlungsmethoden bietet Jochen Timmermann, Facharzt für Psychosomatische Medizin, direkt in seinem Versorgungszentrum an, die Patientin M. aus Cuxhaven erhielt eine Psychotherapie, ihre Tochter konnte im selben Haus von einer Logopädin behandelt werden. Schnell stellte sich heraus: Die Patientin hatte kürzlich einen Autounfall, der Erinnerungen an einen früheren Unfall und den damit verbundenen Tod ihres Vaters geweckt hat. Unter diesem unverarbeiteten Trauma litt auch die Tochter, die regelmäßige Stimmungsschwankungen und Weinkrämpfe der Mutter miterlebte und dadurch die Sprachstörungen entwickelte.
„Gerade in Fällen, wo mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sind, können wir schnell und unkompliziert in die Behandlung einsteigen. Unsere generations- und fachübergreifenden Kompetenzen erlauben es zugleich, dass wir Behandlungsergebnisse der Tochter in den Therapiestunden der Mutter reflektieren können“, so Timmermann. Dies sei eine ungemeine Erleichterung für die Patienten, die dann nicht mehr gezwungen sind, in dieser ohnehin schweren Lebenssituation verschiedene Stellen anzulaufen. „Gerade an solchen Beispielen aus der Praxis sehen wir: Schnelle und unbürokratische Hilfe, wie sie eine niedrigschwellige psychotherapeutische Sprechstunde und auch breit aufgestellte Versorgungszentren anbieten können, sind für den Patienten entscheidend“, so Professor Gündel. Es müsse jedoch gewährleistet sein, dass nach dem ersten Termin in der Sprechstunde ein der Schwere des Falls entsprechendes Angebot ebenso zeitnah zur Verfügung stünde.
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Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)
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