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30.06.2015 09:44

Ghana: Menschen mit Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes haben mehr Vitamin A (Retinol) im Blut

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    Potsdam-Rehbrücke - Wie ein internationales Forscherteam um Ina Danquah vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Florian J. Schweigert von der Universität Potsdam zeigt, haben Ghanaer, die unter hohem Blutdruck sowie Typ-2-Diabetes leiden, vergleichsweise höhere Spiegel des Vitamin-A-Markers Retinol im Blut als nicht erkrankte Personen. „Die höheren Retinolwerte sind nach unseren Daten jedoch hauptsächlich auf eine verminderte Nierenfunktion zurückzuführen und nicht auf eine bessere Vitamin-A-Versorgung der Patienten“, sagt Danquah. „Ärzte sollten dies künftig bei der Einschätzung des Vitamin-A-Status der Bevölkerung in Subsahara-Afrika berücksichtigen.“

    Das Wissenschaftlerteam, zu dem auch Forscher des Instituts für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Charité in Berlin sowie der University of Science and Technology in Kumasi, Ghana, gehören, veröffentlichte seine Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition (Danquah et al., 2015, doi: 10.3945/ajcn.114.101345).

    Paradoxerweise ist die afrikanische Bevölkerung südlich der Sahara nicht nur von Mangelernährung, sondern zunehmend auch von Übergewicht-assoziierten Krankheiten wie Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes betroffen. Die Ursachen hierfür liegen nach Meinung der Ernährungswissenschaftler vermutlich in den veränderten Lebens- und Umweltbedingungen. So ist die heutige Ernährung der städtischen Bevölkerung Ghanas zwar oft kalorienreich, aber eher einseitig. Daher können auch übergewichtige Erwachsene unter einem Vitamin-A-Mangel leiden, der unter anderem das Immunsystem und das Sehvermögen beeinträchtigt.

    Um die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Vitamin-A-Status in einer ghanaischen Bevölkerungsgruppe erstmals zu erforschen, untersuchten die Wissenschaftler 1.219 größtenteils weibliche Studienteilnehmer um die 50. Von diesen waren 197 an Typ-2-Diabetes erkrankt, 354 der Teilnehmer waren von Bluthochdruck betroffen, und 340 Personen litten an beiden Krankheiten. Neben verschiedenen klinischen Parametern, wie zum Beispiel dem Retinol-Wert im Blut, überprüften die Wissenschaftler auch die Körpermaße der Teilnehmer und ermittelten zudem ihre Vitamin-A-Zufuhr mit Hilfe von Fragebögen.

    Obwohl alle Studienteilnehmer über ihre Nahrung in etwa gleich viel Vitamin A aufnahmen, hatten diejenigen, die unter Bluthochdruck litten, im Vergleich zu gesunden Teilnehmern um 21 Prozent erhöhte Retinol-Spiegel. Die Retinol-Werte der Teilnehmer, die sowohl unter Bluthochdruck als auch Typ-2-Diabetes litten, waren sogar um 38 Prozent erhöht. Ein Großteil der Personen mit Bluthochdruck und Diabetes waren übergewichtig. Gleichzeitig beobachteten die Wissenschaftler, dass bei den Patienten mit höheren Retinol-Werten die Nierenfunktion eingeschränkt war.

    „Unsere Beobachtungen betonen, welche bedeutende Rolle Stoffwechselerkrankungen für die noch ungelösten Gesundheitsprobleme in Subsahara-Afrika spielen. Daher ist es notwendig, für diese strukturschwachen und ressourcenarmen Regionen Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln, die sowohl Mangel- als auch Überernährung effektiv und effizient bekämpfen. Im konkreten Fall stellt sich die Frage, ob Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und deren Begleiterkrankungen künftig herangezogen werden sollten, um den Vitamin-A-Status einer Person besser einzuschätzen“, sagt Studienleiterin Danquah.

    Hintergrundinformationen:

    Nach Angaben der World Health Organization (WHO) hat in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara die Zahl der Menschen deutlich zugenommen, die von nicht-übertragbaren Erkrankungen betroffen sind. Zu diesen gehören zum Beispiel Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Etwa ein Viertel der Todesfälle in dieser Region sind auf solche Krankheiten zurückzuführen (Quelle: World Health Organization. Global status report on noncommunicable diseases 2010. Geneva: World Health Organization, 2011). Nach Aussage der International Diabetes Federation wird sich die Zahl der Menschen, die in dieser Region von Diabetes betroffen sind, bis zum Jahr 2035 von 20 Millionen auf 42 Millionen Menschen mehr als verdoppelt haben (International Diabetes Federation. IDF diabetes atlas. 6th ed. Brussels (Belgium): International Diabetes Federation; 2013).

    Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen - u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter http://www-leibniz-gemeinschaft.de.

    Kontakt:

    Dr. Ina Danquah
    Abteilung Molekulare Epidemiologie
    Deutsches Institut für Ernährungsforschung
    Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
    Arthur-Scheunert-Allee 114-116
    14558 Nuthetal/Deutschland
    Tel.: +49 33200 88-2453
    E-Mail: Ina.Danquah@dife.de

    Pressekontakt:

    Dr. Gisela Olias
    Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Deutsches Institut für Ernährungsforschung
    Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
    Arthur-Scheunert-Allee 114-116
    14558 Nuthetal/Deutschland
    Tel.: +49 33200 88-2278/-2335
    E-Mail: olias@dife.de
    oder presse@dife.de
    http://www.dife.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MEP Abteilung Molekulare Epidemiologie


    Bilder

    Dr. Ina Danquah
    Dr. Ina Danquah
    DIfE
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dr. Ina Danquah


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