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14.05.2003 08:13

Kooperationen im Handwerk gibt es öfter als man denkt

Ralf Thaetner Wissenschaftskommunikation
Hochschule Fulda

    Ergebnisse der Recherchen des Instituts für Regionalmarketing zum Thema "Kooperationen im Bauhandwerk"

    Das Thema Kooperation im Handwerk erscheint aufgrund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation und den Zukunftsaussichten im Handwerk für den deutschen Mittelstand aktueller denn je. Eine Reihe von Projekten, Beratern sowie die Kammern und Verbände des Handwerks beschäftigen sich verstärkt mit der Frage der Zukunftssicherung handwerklicher Strukturen und Betriebe. Eine Option zur Sicherung der wirtschaftlichen Relevanz des Handwerks scheinen Kooperationen, Verbünde und Netzwerke zu sein. In welcher Form auch immer sich die Betriebe zusammenschließen haben sie stets das gemeinsame Ziel, die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu verbessern, ohne die Eigenständigkeit und Identität ihres Unternehmens aufgeben zu müssen.

    Die bisherigen Erhebungen und Befragungen bezüglich der Anzahl der in Deutschland bestehenden Kooperationen im Handwerk lieferten nur unbefriedigende Ergebnisse. Die Informationsgewinnung über bestehende Kooperationen erscheint ebenso schwierig wie die Definition des Begriffs "Kooperation".

    Ausgehend von einem sehr weit gefassten Kooperationsbegriff begann das Institut für Regionalmarketing an der Fachhochschule Fulda zu Beginn des Jahres 2003 eine Erhebung zum Thema Kooperationen im Bauhandwerk.

    Kooperation wurde definiert als: "die gesteuerte oder ungesteuerte Zusammenarbeit von mehreren Objekten, die gemeinsame Ziele verfolgen und deren Zusammenarbeit nicht nur auf ein Projekt (z.B. klassische ARGE) ausgelegt ist".

    Im Rahmen der Erhebung wurde mit einer umfassenden Internet- und Publikationsrecherche nach Kooperationen der Bau- und Ausbaugewerke des deutschen Handwerks gesucht.

    Das Ergebnis war in vielerlei Hinsicht überraschend. Insgesamt wurden über 400 Kooperationen im Handwerk, überwiegend aus dem Bauhandwerk, gefunden, von denen ca. 350 in Deutschland ansässig sind. Die restlichen 50 stammen aus Österreich, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Mit einer so großen Anzahl bestehender Kooperationen konnte zu Beginn der Erhebung nicht gerechnet werden. Bisherige Untersuchungen der Verbände ließen den Schluss zu, dass sich die Anzahl der Kooperationen im gesamten Handwerk um die 200 bewegen dürfte. Wenn man berücksichtigt, dass für diese Erhebung vornehmlich das Internet benutzt wurde und dort nur die Kooperationen zu finden sind, die sich aktiv darstellen, kann man annehmen, dass die 350 Kooperationen nur "die Spitze des Eisbergs" sind. Eine Vielzahl (Mehrzahl) der Kooperationen im Handwerk dürften "stille" Kooperationen sein, die sich(noch) nicht öffentlich (im Internet) präsentieren. Das Wissen um das Bestehen dieser "stillen Kooperationen" ist oft nur regional vorhanden und die Erhebung von Daten daher äußerst schwierig.

    Aus diesem Grund sucht das Institut für Regionalmarketing an der FH Fulda in einem nächsten Schritt die Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) und der Landes-Gewerbeförderstelle des NRW Handwerks e.V.(LGH) mit dem Projekt "Handwerkplus", um die vorliegenden Erhebungsergebnisse zu verifizieren und zu vervollständigen.

    Die vom Institut für Regionalmarketing betriebene Analyse zu Kooperationen im Handwerk lässt außerdem interessante Rückschlüsse auf den zukünftigen Bedarf an Beratungs- und Entwicklungsleistungen erkennen. Bisher befassten sich Forschungs- und Beratungsprojekte inhaltlich überwiegend mit den Gründungsproblematiken, den Fragen der "technischen" Zusammenarbeit und dem Austausch von Daten zwischen den Kooperationspartnern. Angesichts der großen Anzahl bestehender Kooperationen und den vorliegenden Ergebnissen vorheriger Befragungen durch die Kammern und Verbände besteht dringender Entwicklungs- und Beratungsbedarf in der Beratung bestehender Kooperationen und deren professioneller Begleitung ("Coaching"). In Zukunft genügt es nicht mehr, Kooperationen aus reinem Selbstzweck und um deren Selbstwillen zu initiieren und zu gründen, die sich spätestens nach Ende der Förderung, ohne weiteren Beistand, auflösen.

    Die Erhebungen des Instituts für Regionalmarketing bestärken die These, dass jedes Jahr so viele Kooperationen beendet werden wie sich neue Kooperationen gründen. In Zukunft müssen daher nachhaltig erfolgreiche Strategien und Konzepte erarbeitet werden, um die Kooperationen dauerhaft zu begleiten und ihnen in entstehenden Problemphasen kompetente Hilfestellung zu geben. Ein solcher praxisgestützter Erfahrungsansatz wurde mit dem "Fuldaer Modell" durch das Institut für Regionalmarketing der FH Fulda im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts "Handwerksmanagement und Kooperationsentwicklung als Basis für innovative Dienstleistungsentwicklungen in mittelständischen Betrieben" entwickelt und soll an verschiedenen Stellen in die Praxis umgesetzt und ständig optimiert werden.

    Zusammen mit Beratern, Forschern und Praktikern, die sich ebenfalls mit dem Thema "Kooperationen im Handwerk und Mittelstand" beschäftigen, ist das Institut für Regionalmarketing im Netzwerk "kooperationsserver.de" in einen Dialog eingetreten, um zu klären welche Zukunftsaussichten das deutsche Handwerk überhaupt hat und welchen Beitrag Kooperationen und Verbünde dazu leisten können. Für Herbst 2003 ist die erste Publikation mit Ergebnissen des Netzwerks "kooperationsserver.de" geplant sowie eine Veranstaltung, die sich dem Thema "Kooperation im Handwerk" widmet.

    Interessenten, Kooperationen und Kooperationspraktiker sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

    Ansprechpartner: Marco Ziegler
    Tel.: 0661-96 40 375
    email: ziegler@regio-marketing.net


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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