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03.07.2015 12:31

40 Jahre Zusammenarbeit zwischen RUB und IG Metall

Arne Dessaul Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Der Kooperationsvertrag zwischen der Ruhr-Universität Bochum und der IG Metall vom 9. Juli 1975 gehört zu den ältesten Vereinbarungen zwischen einer Hochschule und einer Gewerkschaft in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Auf der Basis dieses Vertrages wurde als zentrale Einrichtung im Jahr 1979 die Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM an der RUB ins Leben gerufen, die bis heute das Herzstück der Kooperation bildet. Am 10. Juli 2015 wird in Bochum mit Vertretern aus Wissenschaft, Gewerkschaft, Wirtschaft und Politik das 40-jährige Jubiläum gefeiert. Zu dieser Feier im Veranstaltungszentrum der RUB sind die Vertreter/innen der Medien herzlich eingeladen.

    Die Rolle der Ruhr-Universität im Strukturwandel des Ruhrgebiets
    Wenn die Ruhr-Universität im Sommer 2015 ihr 50-jähriges Bestehen feiert, blickt sie auch auf eine Geschichte zurück, die eng mit dem wirtschaftlichen und sozialen Strukturwandel des Ruhrgebiets verbunden ist. Als erste neu gegründete Universität in der Bundesrepublik und als erste Universität im Ruhrgebiet überhaupt, stand die RUB seit 1965 in einer großen gesellschaftlichen Verantwortung. Eine besondere Initiative für ihre Hinwendung zum gesellschaftlichen Umfeld des Ruhrgebiets markiert die am 9. Juli 1975 geschlossene „Vereinbarung über die Zusammenarbeit“ mit dem Vorstand der IG Metall in Frankfurt/Main. Mit dieser Vereinbarung verpflichteten sich beide Einrichtungen, das Verhältnis zwischen wissenschaftlichem Forschen und sozialpolitischer Praxis zu verbessern sowie Impulse für den Strukturwandel der Region zu geben. Auch für die IG Metall hatte diese Vereinbarung eine hohe Bedeutung. Die Erwartung war damals wie heute, aus der Wissenschaft Impulse für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erhalten.

    Wissenschaft und Arbeitswelt – Eine Kooperation im Wandel
    Der Abschluss des Kooperationsvertrages fiel in eine Zeit, die unter dem Motto „mehr Demokratie wagen“ von einem breiten Konsens für einen gesellschaftlichen Aufbruch sowohl in der Hochschul- als auch in der Arbeitspolitik bestimmt war. Nach 40 Jahren gelten die Kontakte zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt als selbstverständlich. Es gilt nun, sich den aktuellen Herausforderungen der Region zu stellen. Spätestens mit der Schließung der großen Produktionsstätten von Mobilfunkgeräten und Automobilen hat der wirtschaftliche Strukturwandel einen neuen Höhepunkt erreicht. Durch die enge Kooperation von Wissenschaft, Gewerkschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur wurde eine neue Phase der wissensbasierten Stadtentwicklung unter dem Label „Bochum 4.0“ eingeleitet. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Konzept eines Produktionstechnischen Trainings- und Forschungszentrums (PTR), das auf der im Jahr 2009 gegründeten Lernfabrik des Lehrstuhls für Produktionssysteme der RUB basiert. „Durch die enge Kooperation zwischen der Ruhr-Universität Bochum und der IG Metall konnte im Jahr 2013 die Förderung der Lernfabrik in den Sozialtarifvertrag zwischen der Adam Opel AG und der IG Metall aufgenommen werden. Damit wurden wichtige Voraussetzungen für die zukünftige Kooperation zwischen der dualen und akademischen Berufsausbildung geschaffen“, erklärt Prof. Dr. Manfred Wannöffel, Geschäftsführer der Gemeinsamen Arbeitsstelle RUB/IGM.

    Praxisorientierte Sozialwissenschaft
    In Kooperation mit der Lernfabrik, die bereits heute für gewerbliche Auftragsfertigungen regionaler Unternehmen eingesetzt wird, führt die Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM verschiedene Maßnahmen durch. Dazu zählen transdisziplinäre Forschungskooperationen zum industriepolitischen Themenfeld „Arbeit, Mitbestimmung und Industrie 4.0“, anwendungsorientierte Forschungen zum Dritten Bildungsweg, wissenschaftliche Weiterbildungsstudiengänge für Betriebsräte sowie gemeinsame, interdisziplinäre Lehrmodule für Ingenieure und Sozialwissenschaftler. Diese vier auf einander bezogenen Aktivitätsfelder charakterisieren das Konzept einer praxisorientierten Sozialwissenschaft.

    Die Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM als Brückenbauer
    Die Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM führt mit ihren vier Aktivitätsfeldern das fort, was seit der Vertragsunterzeichnung im Mittelpunkt der Kooperationsarbeit steht, nämlich für eine Entwicklung der RUB in gesellschaftlicher Verantwortung einzutreten. Dieser bedeutsame Meilenstein in der 50-jährigen Geschichte der Universität trägt nachhaltig zu einem Brückenbau zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft bei und wirkt als Motor für exzellente Forschung und Lehre sowie für industrie- und arbeitspolitische Initiativen in der Region. Hans-Jürgen Urban, im Vorstand der IG Metall für die Arbeits-, Sozial- und Bildungspolitik zuständig und damit seitens der IG Metall auch für die Kooperation mit der RUB verantwortlich, sieht gerade in der gegenwärtigen Debatte um die Öffentliche Soziologie einen Anknüpfungspunkt für die Weiterentwicklung der Kooperation. In dieser Debatte sei die zunehmende Ökonomisierung von Arbeitswelt und Wissenschaft Anlass und Begründung für das Ausloten neuer Kooperationsformen zwischen beiden Bereichen. „Eine neue Etappe der Kooperation zwischen Wissenschaft und Gewerkschaften“, so ist er überzeugt, „wird eine gemeinsame Arbeit an Themen und Forschungsfeldern erfordern, die auf beiden Seiten dringliche Relevanz vorweisen kann.“ Beispiele sind aus seiner Sicht die Auseinandersetzung um Prekarisierung, die Diskurse über die Demokratisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt sowie die Erarbeitung von Alternativen zum gegenwärtigen Finanzmarktkapitalismus.
    Der Rektoratsbeauftragte der RUB für die Kooperation mit der IGM, Prof. Dr. Ludger Pries, meint: „Für die Ruhr-Universität Bochum ist es eine einmalige Chance, durch die Kooperation mit der IG Metall tiefergehende Einblicke in die Arbeitswelt und ihre rasante Veränderung zu gewinnen. Das betrifft vor allem die Auswirkungen wirtschaftlichen und technischen Wandels für die Arbeits-, Beschäftigungs- und Partizipationsbedingungen der Beschäftigten. Wir können zudem vielfältige Praxiskontakte aufbauen, die sich aus der sonst häufig vorherrschenden einseitigen Kooperation nur mit der Managementseite nicht ergeben könnten. Dabei muss die Wissenschaft ihre Unabhängigkeit und ihre spezifische Arbeitsweise beibehalten, sie sollte Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung, aber keine Gesinnungswissenschaft sein. 40 erfolgreiche Jahre der Kooperation zwischen RUB und IGM beruhen auch darauf, dass sich beide Partner sich in ihren spezifischen Aufgabenstellungen respektiert haben.“

    Sammelband zum Jubiläum
    Zum 40-jährigen Jubiläum des Kooperationsvertrags ist ein Sammelband erschienen: Pries, Ludger / Urban, Hans-Jürgen / Wannöffel, Manfred (Hg.) (2015): „Wissenschaft und Arbeitswelt – eine Kooperation im Wandel“, edition sigma, siehe: http://www.edition-sigma.de/detailshow.php?ISBN=978-3-8487-2478-9. Das Buch wird auf der Jubiläumsfeier am 10. Juli vorgestellt.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Manfred Wannöffel, Geschäftsführender Leiter der Gemeinsamen Arbeitsstelle RUB/IGM, e-mail. Manfred.Wannoeffel@rub.de, Tel.: 0234 / 32-26899, Homepage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/rub-igm/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

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