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06.07.2015 15:24

Armutspolitik: Vom Randphänomen ins Debatten-Zentrum

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

    Der Politologe Simon Stratmann hat die Armutspolitik in Deutschland in den vergangenen drei Jahrzehnten untersucht und sich mit Armutsdefinitionen, Ursachenforschung und den vorgeschlagenen Mittel zur Verringerung sozialer Not auseinandergesetzt. In seiner an der Universität Trier eingereichten Dissertation „Armutspolitik in Deutschland – Konzepte und Konflikte im Parteienwettbewerb. Studie zur Parteiprogrammatik seit den 1980er Jahren“ zeigt der Autor die Entwicklung vom latenten zum manifesten Armutskonflikt auf. Das Buch ist Verlag Barbara Budrich erschienen.

    Im März 2015 läutete die öffentliche Kritik der Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles an der Armutsbemessung eine neue Runde im Streit um Armut in Deutschland ein. Im konkreten Fall ging es um den Einkommensarmutsrisikobegriff, den bekanntesten und wohl am häufigsten rezipierten Maßstab. Stratmanns Buch liefert eine systematische theoretisch-historische und empirische Einordnung solcher Debatten. In der multi-dimensional und qualitativ-inhaltsanalytisch angelegten Untersuchung stellt der Autor neben dem Begriff der Einkommensarmut drei weitere sozialwissenschaftliche Sichtweisen dar, wie relative Armut auf der theoretischen Ebene definiert werden kann: Als Lebenslagen- oder Verwirklichungschancenarmut bzw. als Phänomen der Exklusion.
    Für die Analyse der politischen Dimension verwendet Stratmann ein armutspolitisches Konfliktmodell des Parteiensystems, um die dort vertretenen Armutskonzepte zueinander in Beziehung zu setzen. So werden Konsens- und Konfliktlinien sichtbar, die sich zu zwei unterschiedlichen Modellen von Armutspolitik verdichten lassen: Das staatlich-egalitäre und das marktorientiert-meritokratische Gesellschaftsmodell markieren in idealtypischer Weise den Raum, in dem die Auseinandersetzungen über armutspolitische Deutungsmuster, Leitbilder und Gegenmaßnahmen in Deutschland stattfinden.
    Aus der historischen Perspektive der Parteienforschung beschreibt Simon Stratmann drei Phasen, die Armutspolitik in der Bundesrepublik prägen: Die Phase der Identitätsbildung und Neuordnung in den 1980er Jahren, in der sich die Parteien erstmals seit dem Ende der direkten Nachkriegszeit wieder intensiver mit der Armutsfrage beschäftigten. Auf die Phase der Lagerbildung im Parteiensystem und eine zunehmende Polarisierung der Positionen in den 1990er Jahren folgt eine Phase, in der Armutspolitik als Gesellschaftspolitik im 21. Jahrhundert zu verstehen ist. Die Parteien besitzen ausdifferenzierte Armutskonzeptionen, die in normative und strategische Überlegungen eingebettet werden. Wo vormals Armutspolitik als Randphänomen betrachtet wurde, ist sie heute in das Zentrum politischer Debatten gerückt, so das Fazit von Simon Stratmann.
    Der Autor:
    Simon Stratmann ist Referent der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz (Politische Planung und gesellschaftliche Analysen). Seine Dissertation an der Universität Trier wurde von Prof. Dr. Uwe Jun, Professur für Westliche Regierungslehre, betreut.

    Hinweis zur Publikation
    Armutspolitik in Deutschland - Konzepte und Konflikte im Parteienwettbewerb
    Studie zur Parteiprogrammatik seit den 1980er Jahren,
    Reihe: Parteien in Theorie und Empirie Band 6,
    ISBN: 978-3-8474-0666-2, Erscheinungsjahr: 5/2015, Umfang: 390 Seiten,
    http://www.budrich-verlag.de/pages/frameset/reload.php?ID=1116&_requested_pa...

    Kontakt:
    Simon Stratmann
    E-Mail: simonstratmann@gmx.de
    Tel. 0178-6597852


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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