Lungenexperten aus aller Welt trafen sich zum 4. Internationalen Symposium des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), das vom 25.-27. Juni 2015 in Heidelberg stattfand. Die Tagung „Frontiers in Chronic and Malignant Airways Disease“ widmete sich chronischen und bösartigen Atemwegserkrankungen wie Mukoviszidose, COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) und Lungenkrebs. Im Fokus des Symposiums standen dabei neueste Forschungserkenntnisse zu pathogenen Mechanismen und innovative, krankheitsübergreifende Ansätze gegen Lungenerkrankungen.
Lungenkrankheiten gehören weltweit zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt vier Atemwegserkrankungen zu den zehn häufigsten Todesursachen, COPD rangiert bereits auf Platz 4. Mukoviszidose, auch als zystische Fibrose bezeichnet, ist eine der häufigsten tödlichen Erbkrankheiten und betrifft vor allem Kinder und junge Erwachsene. Lungenkrebs ist die häufigste zum Tode führende Krebsart weltweit. Derzeit gibt es jedoch für die meisten Atemwegserkrankungen nur Therapien, die symptomatische Erleichterung, aber keine Heilung bieten. „Daher ist es wichtig, die hervorragenden Möglichkeiten der neuen biomedizinischen Forschung zu nutzen, um die Diagnostik und vor allem die Therapie der Lungenerkrankungen zu verbessern. Hierzu ist eine enge nationale und internationale Kooperation unverzichtbar. Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung bietet dafür eine hervorragende Plattform, die auch jetzt wieder für dieses hochrangig besetzte internationale Symposium genutzt wurde“, so der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Lungenforschung Prof. Dr. Werner Seeger.
Doch wie können Ansätze, Techniken und Mechanismen der Lungenforschung krankheitsübergreifend genutzt werden, um neue Konzepte zur Prävention, Diagnose und Therapie von Atemwegserkrankungen zu entwickeln? In den vier Plenar-Sessions „Cystic Fibrosis meets COPD“, „Mucus and the Microbiome“, „Molecular and Cell Biology of Lung Diseases” und “Lung Cancer” stellten international führende Experten neueste Erkenntnisse aus den Bereichen Grundlagenforschung, translationale Forschung und klinische Anwendung vor.
So sprachen beispielsweise Professor Stuart Elborn von der Queens University Belfast (UK) und Professor David J. Thornton von der University of Manchester (UK) über die Rolle des Mukus und des Mikrobioms bei chronischen Lungenerkrankungen. Die Analyse des Mukus, d. h. des organischen Sekrets („Schleim“), das Schleimhäute absondern, kann wichtige klinische Hinweise auf Erkrankungen geben. Mukus schützt beispielsweise die Atemwege vor Austrocknung und vor dem Angriff durch Fremdpartikel. Veränderungen der Mukus-Zusammensetzung und -Funktion spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose verschiedenster Lungenerkrankungen. Auch die Untersuchung des Mikrobioms, also des Genoms der im Menschen lebenden Mikroorganismen, insbesondere der Bakterien verschiedener Körperregionen und deren Zusammenspiel, kann Aufschluss über die Entstehung von Lungenkrankheiten wie Mukoviszidose geben. So wird derzeit erforscht, ob einige Bakterienarten in den Atemwegen sogar von Bedeutung sind, um Entzündungen zu vermeiden (ähnlich wie es bei der Darmflora der Fall ist) und welche Veränderungen kennzeichnend sind für verschiedene Atemwegserkrankungen.
Zwei „Hot Topic“-Vorträge beleuchteten darüber hinaus die aktuellen Brennpunktthemen „Bildgebende Verfahren“ und „Systemmedizin“ in der Lungenforschung. Eric E. Hoffman, Professor für Radiologie der University of Iowa (USA), stellte ein neues Konzept vor, wie Ventilations- und Perfusionsverteilungsstörungen und Störungen des Gasaustauschs in der Lunge auf Basis hochauflösender Computertomographie (CT) dargestellt werden können. Der Professor für Genom-Medizin William Cookson vom Imperial College London (UK) sprach über die Bedeutung der Systemmedizin bei chronischen Lungenerkrankungen. Die systemmedizinische Forschung betrachtet die verschiedenen komplexen physiologischen und pathologischen Prozesse und deren Wechselwirkungen im Menschen in einem ganzheitlichen Ansatz. Statt darauf zu fokussieren, Krankheiten als Fehlfunktion einzelner Organen und Zellen zu verstehen, werden also übergreifende molekulare Abläufe und Mechanismen analysiert, die sowohl Gesundheit als auch Krankheit des Menschen beeinflussen. So wollen Forscher Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Diagnostik-, Therapie- und Präventionsmaßnahmen schaffen und individuelle Unterschiede der Patienten einbeziehen. Mit neuesten Untersuchungsmethoden ist es beispielsweise möglich, in kurzer Zeit die gesamte genetische Information von Lungenkrebsgewebe zu untersuchen und Patienten mit passgenauen Therapien zu behandeln. Durch ihre ganzheitliche Betrachtungsweise überschreitet die Systemmedizin Grenzen und geht über traditionelle Ansätze in der medizinischen Forschung und Praxis hinaus.
Neben renommierten Lungenexperten erhielten auch junge Forscher Gelegenheit, ihre zuvor in einem „Best-Posterabstracts-Wettbewerb“ vom Kongresskomitee ausgewählten Beiträge in Kurzvorträgen dem Plenum vorzustellen. Zudem präsentierten Nachwuchswissenschaftler ihre Projekte in drei Postersessions. „Gerade diese frühe und verantwortliche Einbeziehung von Nachwuchswissenschaftlern im Austausch mit international führenden Wissenschaftlern ist ein Konzept des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, welches die „Zukunftsfähigkeit“ der Lungenforschung in Deutschland weiter festigen soll“, so Seeger.
Im jährlichen Rhythmus bietet das Deutsche Zentrum für Lungenforschung an wechselnden Standorten ein Internationales Symposium, bei welchem ausgewählte innovative Aspekte der grundlagenwissenschaftlichen, translationalen und klinischen Lungenforschung mit hochkarätigen Experten aus aller Welt diskutiert werden. Ausgerichtet wurde die Konferenz in diesem Jahr vom Standort Translational Lung Research Center Heidelberg (TLRC) unter Leitung des DZL-Vorstandsmitglieds und TLRC-Direktors Prof. Dr. Marcus A. Mall. Das nächste Internationale DZL-Symposium wird im Sommer 2016 in Norddeutschland stattfinden.
Weitere Informationen:
Das im Jahr 2011 gegründete Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL e. V.) ist ein vom BMBF und Ländern geförderter Verbund von 22 führenden universitären und außer-universitären Forschungseinrichtungen, der sich der translationalen Lungenforschung auf acht Krankheitsgebieten widmet. Ziel ist es, zügig neue Ansätze für die Prävention, Diagnose und Therapie von Lungenerkrankungen zu entwickeln. Nähere Informationen zum Deutschen Zentrum für Lungenforschung finden Sie unter: http://www.dzl.de/index.php/de.
Ansprechpartner für die Medien:
Sabine Baumgarten, M.A., Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL-Geschäftsstelle in Gießen),
Tel.: 0641-99 46 721, E-Mail: s.baumgarten@dzl.de,
www.dzl.de
http://www.dzl.de/index.php/de
http://conference.tlrc-heidelberg.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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